Man nehme eine handvoll Tiere, die negative Assoziationen erzeugen und lasse sie auf die Menschheit los. So könnte man die Grundidee des neuen DreamWorks Animationsfilms „Die Gangster Gang“ zusammenfassen.
Etan Cohen („Madagascar 2“) hat basierend auf den Büchern des Australiers Aaron Blabey eine unterhaltsame Story über tierische Gesetzlose geschaffen, die voller Hingabe böse sind und dies auch an die Tagesordnung legen, denn „böse zu sein, ist einfach!“. Oder etwa nicht?
Solange man auf das Gesetz pfeift, ist die Gang davon überzeugt, doch dann muss sie gehörig umdenken und lernt dabei, dass man auch durchaus gut sein kann, ohne sich selbst zu verlieren.
Im Fokus der Geschichte stehen jene Tiere, die in den letzten Jahrzehnten in Filmen, Büchern und Nachrichten immer die schlechten, gefährlichen und bösen Eigenschaften zugeschrieben bekommen haben.
Der Kopf der Gang, Mr. Wolf, hat zwar weder das „Rotkäppchen“ gefressen noch „Die drei kleinen Schweinchen“ tyrannisiert, suhlt sich aber in dem Klischee, dass ihm durch die Vertreter seiner Rasse entgegen kommt. Doch er besitzt durchaus Charme und Esprit und weiß seinen Ruf für sich zu nutzen. Der scharfzüngige Safeknacker Mr. Snake hat nur im entferntesten Ähnlichkeit zu Kaa aus „Das Dschungelbuch“, frisst er doch viel lieber Meerschweinchen, als Menschenkinder, von denen er dennoch gefürchtet wird. Auch Mr. Shark, Mr. Piranha und die flinke Hackerin Ms. Tarantula werden von der überwiegend menschlichen Bevölkerung ihrer Heimat gefürchtet. Schließlich weiß man nie, wann sich die animalischen Wesenszüge durchsetzen und sie zu Bestien werden. So ist es aber auch kein Wunder, dass die Gang, die von Beginn an als böse beschrien wurde, auch ihrem scheinbaren Naturell entsprechend handelt. Diebstähle und Einbrüche stehen so auf ihrer Tagesordnung und mit dem erbeuteten Diebesgut haben sie sich im Laufe der Jahre ein gutes Leben aufgebaut, mit dem sie alle mehr als zufrieden sind.
Doch bei dem Versuch, den goldenen Delfin – eine Auszeichnung, die der berühmte Philanthrop Professor Marmalade auf einer Wohltätigkeitsgala verliehen bekommen soll – in ihren Besitz bringen zu wollen, werden sie von der Polizei geschnappt. Um der Haftstrafe zu entgehen, bleibt ihnen nur der Deal mit dem gefeierten Meerschweinchen Professor Marmalade. Wenn es ihm gelingt, aus der gefürchteten Gang vorbildliche Bürger zu machen, ist ihnen die Freiheit gewiss. Unter Vortäuschung falscher Tatsachen stimmt die Gang dem Deal zu, aber nur, um im geheimen weiterhin einen Plan zu verfolgen. Unter den Augen der Bürgermeisterin, einer listigen Füchsin, planen sie ihren Coup, da sie dem Nervenkitzel, der Jagd und des Gaunerns einfach nicht widerstehen können. Doch allen voran Mr. Wolf, der tief in seinem Inneren die Hoffnung hegt, dass er und die Gangster-Gang eines Tages von der Welt akzeptiert werden, ist durchaus bereit dazu, seine guten Seiten zu entdecken. Natürlich würde er niemals offen zugeben, dass die Glücksgefühle von guten Taten ihm den gleichen Kick bescheren, wie ein geglückter Banküberfall. Während sein Verhalten die Gang kurzzeitig zu entzweien droht, erkennt er, dass ein weitaus größerer Bösewicht in der Stadt sein Unwesen treibt. Um diesem das Handwerk zu legen, muss sich die Gang wieder zusammenraufen. Dabei werden sie von einer völlig unerwarteten Seite unterstützt.
Der französische 3D-Animator Pierre Perifel („Kung Fu Panda“), der mit der rasanten Familienkomödie sein Regiedebüt gibt, inszeniert eine humorvolle und unterhaltsame Tiergeschichte voller Raffinesse. Er verstrickt die unterschiedlichsten Tiere in einer rasanten Geschichte miteinander, die sich gegenseitig ergänzen und für absurd-komödiantische Momente sorgen. Während Mr. Wolf, gesprochen von Sebastian Bezzel, als optimistischer Anführer und gute Seele der Gang agiert, erheitert der extrem zynische Mr. Snake (Stimme: Kurt Krömer) mit seinem Sarkasmus, hinter dem er seinen verletzlichen Kern verbirgt. Der kleine, überreizte Mr. Piranha (Jannis Niewöhner) ist ein Haudegen per excellance, der mit Hingabe explodiert, sich aber seine kindlichen Ansichten bewahrt. Auch Mr. Shark (Fynn Kliemann), der mit seiner Größe furchteinflößend wirkt, kann mit seinen scharfen Zähnen nur bedingt von seiner femininen Seite ablenken. Die Coolness gepachtet hat lediglich die zierliche, aber umso genialere Hackerin Ms. Tarantula (Joyce Ilg). Mit ihren acht Beinen knackt sie in Rekordtempo jeden Code und hat dabei immer noch einen flotten Spruch auf den Lippen. Neben der Gangster-Gang sorgt das putzige Meerschweinchen Professor Marmalade (Max Giermann) für kuriose Momente, wenn es seine wahren Pläne offenbart. Auch Bürgermeisterin Diana Foxington sorgt für eine große Überraschung, wenn sie ihre Position als Politikerin kurzzeitig an den Nagel hängt, um ihrer wahren Natur nach zu handeln.
Dem tierischen Cast gegenübergestellt ist die hartnäckige sowie resolute Polizeichefin Misty Luggins, die der Gang gerne den Garaus machen würde. Wenn sie sich auf die wilde Verfolgungsjagd nach den Gangstern begibt, gibt es was zu lachen und schmunzeln. Und ganz nebenbei wird immer wieder auf die Botschaft, dass Vorurteile schädlich sind, eingeflochten. Akzeptanz, Respekt und der Wunsch, hinter die Fassade zu blicken, sind die Hauptthemen des Films, der somit auch seinen gut verpackten, moralischen Zeigefinger erkennen lässt.
Mit seinen Cartoon-Elementen in CG-Animation unterscheidet sich „Die Gangster Gang“ von den Filmen von Disney/Pixar mit einem ganz anderen Look. Die Arbeit von 423 beteiligten Personen aus den USA, Großbritannien, Frankreich und Kanada, die sechs Jahre umfasst, hat sich gelohnt. Die Liebe zum Detail, die sich nicht nur über die Figuren, sondern auch in allen Kulissen und kleinsten Gegenständen zu finden ist, zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film. Neben zahlreichen Easter Eggs gibt es überall etwas zu entdecken, was beim einmaligen Sehen gar nicht alles zu erfassen ist.
Der Humor des Films trägt sich über die ideenreichen Figuren, die sich mit flotten Sprüchen gegenseitig Vorlagen zu Frotzeleien, Wortspielen und Witzen liefern, die fast immer zünden. Untermalt mit der passenden Musik, die von 70 Orchestermusikern eingespielt wurde, besitzt der Film zu jeder Sekunde den passenden Flair.
Filmwertung
8/10
Kurzfassung
„Ocean´s Eleven“ als Animationsfilm mit einer tierischen Gangster Gang sorgt bei Jung und Alt für große Unterhaltung.
Fazit:
Erwachsene sowie Kinder ab 6 Jahren haben bei dieser ungewöhnlichen Animations-Gangster-Komödie im Stil von „Ocean´s Eleven“ ihren Spaß.
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