Der Texaner: Filmkritik zum Western-Klassiker

Der Texaner: Bill McKinney und Clint Eastwood
Der Texaner: Bill McKinney und Clint Eastwood © Warner Bros.

Die Kritik:

„Der Texaner“ ist in vielerlei Hinsicht Clint Eastwoods Auseinandersetzung mit seinem eigenen Ruf und seinem eigenen Typus von (Anti-) Held. Beides baute er sich im Verlauf der letzten 15 Jahre vor allem dank seinen Weggefährten Sergio Leone und Don Siegel auf. Hier wird der berüchtigte Mann ohne Namen und Geschichte auf einmal zu einem Mann mit Namen Josey Wales, getrieben von der traumatisierenden Ermordung seiner Familie. Eastwood lässt sich dabei in seiner fünften Regiearbeit eindeutig von den Italo-Western Leones inspirieren, ein Sub-Genre das sie gemeinsam zum Leben erweckten, drückt dem ganzen aber seinen ganz eigenen unverwechselbaren Stempel auf.

Der Texaner: Wanted
Der Texaner: Wanted © Warner Bros.

Hier setzt er sich mehr mit dem Wesen des Krieges auseinander, dessen Sinnlosigkeit, wie aber ein gewisser Schlag von Mensch diesen nun einmal braucht. Wales ist dabei mehr tragischer Anti-Held auf der Suche nach Familie und Erlösung. Der Wandel von einem friedlichen Bauern zum erbarmungslosen, von der Gier nach Rache aufgezerrten Killer verkörpert Eastwood dabei genau so vielschichtig, wie es die Rolle fordert. Auch wenn der Film anfangs ein sehr hohes Tempo anzieht, um diese Entwicklung zu erzählen, bleibt er zu jeder Sekunde greifbar und wächst uns zunehmend ans Herz. Nach und nach wird er in seiner eigenen Moral zunehmend herausgefordert, bis er schließlich in der grandiosen Szene am Ende in bzw. vor einem Saloon, seiner eigenen Vergangenheit gegenübersteht mit der Macht sich selbst zu erlösen oder für immer zu verdammen.

Eastwood zeigt dabei bereits in jungen Jahren, dass er eben nicht nur als Hauptdarsteller einmalig ist, sondern auch als einer der großen Regisseure seine Zukunft hat. Mit nahen, schmerzhaften Close-Ups weiß er einerseits sich selbst zu inszenieren, zeichnet aber gleichzeitig mit der Größe seines Werks oft ein kritisches Bild von Amerika. Die sonst so glorreichen Nordstaaten sind hier unehrenhafte Mörder. Die Sklaverei spielt dabei keine Rolle, es bleibt sogar offen, wie die meisten der Figuren gegenüber dieser stehen. Josey, der selber auf der Seite der Konföderation kämpft, äußert sich lediglich in einer Szene, dass er keinen Menschen besitzen will. Die Sklaverei spielt für ihn keine Rolle, für uns also auch nicht.

Der Texaner: Clint Eastwood
Der Texaner: Clint Eastwood © Warner Bros.

Vielmehr steht der Umgang der Union mit den sich ergebenden Südstaatlern im Fokus und mit zunehmender Zeit auch der mit den Indianern. Kurzum: Wer sich wehrt, wird getötet. Eine dadurch entstehende Spirale der Gewalt ist eines der zentralen Motive des Films. Es liegt letztlich an Männern wie Josey Wales diese zu beenden, nicht an den Politikern, die an ihren Schreibtischen sie überhaupt ausgelöst haben. Eastwood zeichnet so vor allem ein kritisches Bild der USA, auch vor dem Hintergrund des Vietnam-Krieges, der erst ein Jahr vor dem Erscheinen des Films beendet wurde.

Filmwertung
9/10

Kurzfassung

Zeitloser Western über Familie, Gewalt und Schmerz. Sehenswert.

Fazit:

Clint Eastwood brilliert sowohl als Schauspieler als auch als Regisseur in einem zeitlosen Western über Familie, Gewalt und Schmerz. Nach dem Ende von Sergio Leones Italo-Western-Phase beerbt Eastwood seinen Mentor würdig und beweist, dass kaum einer das Genre so gut beherrscht wie er. Jahre später sollte er mit Erbarmungslos den endgültigen Schlussstrich ziehen.


von Sebastian Stegbauer

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