Der Geburtstag – Filmkritik: außergewöhnlich, künstlerisch und fordernd

Der Geburtstag - Finnlay Jan Berger (Julius)
Der Geburtstag - Finnlay Jan Berger (Julius) © W-Film

Die Kritik:

Der Geburtstag - Filmplakat
Der Geburtstag – Filmplakat © W-Film

Der Geburtstag ist ein Werk des aus Uruguay stammenden Regisseurs Carlos A. Morelli („Mi Mundial“), der mittlerweile in Deutschland arbeitet. Der Kinostart des Dramas soll am 28. Mai erfolgen. Sind jene dann noch geschlossen, wird es wohl ein VoD-Angebot von W-film geben, an dem die Lichtspielhäuser beteiligt werden. So oder so dürfte der momentan recht gebeutelte Kinogänger also in den Genuss dieses besonderen Films kommen. Den eigentlichen Inhalt wiederzugeben, ist recht einfach, doch darüber hinaus gibt es viel zu deuten.

Zum siebten Geburtstag von Lukas (Kasimir Brause) raufen sich die getrennt lebenden Eltern Matthias (Mark Waschke) und Anna (Anne Ratte-Polle) zusammen. Das gelingt mehr schlecht als recht und es geht jede Menge schief. Nach der chaotischen Party werden alle Kinder wieder abgeholt bis auf den kleinen Julius (Finnlay Jan Berger). Matthias ist gezwungen, das Kind nach Hause zu fahren und macht sich auf den Weg.

Was als authentisches Alltagsdrama beginnt, entwickelt sich zu einem irrwitzigen Sog deren Hauptfigur von einer tragischen Situation in die nächste schlittert. Das ist aufwühlend, intim, spannend und bittersüß und wird in künstlerisch wertvollen Bildern präsentiert. Der gesamte Streifen scheint aus der Zeit gefallen, was durch die Schwarz-Weiß-Optik begünstigt wird. Das moderne Handy, die Kleidung oder die Ausstattung der Wohnung sowie der Oldtimer der Hauptfigur machen eine zeitliche Einordnung schwierig, was den Zuschauer bisweilen aber auch verwirren kann.

Der Geburtstag - Anne Ratte-Polle (Anna), Mark Waschke (Matthias)
Der Geburtstag – Anne Ratte-Polle (Anna), Mark Waschke (Matthias) © W-Film

Die Geschichte, in der ein Mann seine Vatergefühle erst bei einem fremden Kind entdeckt, wird über dessen Läuterung der Seele gezeigt. Das Verfolgen dieser Katharsis ist fordernd – vor allem aufgrund der vielen benutzten Metaphern, die Regisseur Morelli einfloss. Einige werden sicherlich erst beim zweiten hinsehen zu interpretieren sein, denn der Film verlangt zunächst einmal das Augenmerk auf der erzählerischen Ebene. Zu rätselhaft läuft die zweite Hälfte der 80 Minuten ab. Sogar ein Genrewechsel zum Fantasy oder Psychothriller erscheint möglich, wäre vielleicht sogar notwendig. Der schwarz-weiß Stil bei Nacht und die nebeligen Straßen samt huschenden Schatten sowie langsame Kamerafahrten tun da ihr übriges.

Der Geburtstag - Mark Waschke (Matthias), Finnlay Jan Berger (Julius)
Der Geburtstag – Mark Waschke (Matthias), Finnlay Jan Berger (Julius) © W-Film
Filmwertung
8/10

Kurzfassung

Außergewöhnlich, künstlerisch und fordernd.

Fazit:

Kino aus Deutschland: So außergewöhnlich, künstlerisch und fordernd sieht man dieses selten. Die metaphernreiche Erzählung und die surreal anmutende Noir-Atmosphäre verliehen dem Drama nicht ohne Grund das „Prädikat: besonders wertvoll“ der Deutschen Film-und Medienbewertung.


von Nicolas Wenger

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