Come on, Come on – ruhiges Drama – Filmkritik

Come On, Come On - Joaquin Phoenix, Woody Norman
Come On, Come On - Joaquin Phoenix, Woody Norman © DCM / Photo by Tobin Yelland

Die Kritik:

A24 ist die spannendste US-amerikanische Produktionsgesellschaft, weshalb momentan jedes Projekt von ihnen heiß erwartet wird. Mit Meisterwerken wie „Hereditary“, „Der Leuchtturm“ oder „The Green Knight“ hat A24 bewiesen, vor allem auf künstlerische Filme zu setzen, die insbesondere ein intellektuelles Publikum ansprechen sollen. Nun hat sich die Produktionsgesellschaft mit dem gefeierten Independent-Regisseur Mike Mills („Jahrhundertfrauen“) zusammengetan, um „Come on, Come on“ zu veröffentlichen. Der authentische Film begeistert dabei in erster Linie mit seinen hervorragenden Hauptdarstellern.

Come On, Come On - Filmplakat
Come On, Come On – Filmplakat © DCM

Johnny (Joaquin Phoenix) wird von seiner Schwester (Gaby Hoffmann) angerufen, welche ihn darum bittet, auf ihren neunjährigen Sohn Jesse (Woody Norman) aufzupassen, da ihr Ehemann (Scott McNairy) in großen Problemen steckt. Dies ist für den Radiomoderator als auch für den Jungen eine ganz neue Situation. Nun muss Johnny damit umgehen, zum ersten Mal die Verantwortung für ein Kind zu tragen. Für Jesse ist das Ganze ebenfalls nicht leicht, zum ersten Mal von der Mutter und seinem Zuhause getrennt zu sein. Die beiden reisen nämlich durch die Vereinigten Staaten, um ein Interview-Projekt von Johnny zu vervollständigen, wobei sie sich selber immer näher kennenlernen und voneinander lernen…

Die meisten könnten durch seinen Hauptdarsteller von „Come on, Come on“ gehört haben, denn Joaquin Phoenix kehrt zum ersten Mal seit „Joker“ auf die große Leinwand zurück. Der frisch-gebackene Oscarpreisträger ist mal wieder überragend und muss in die Rolle als Onkel erst einmal hineinwachsen, was Phoenix sensationell verkörpert. Neben Phoenix spielt der dreizehnjährige Woody Norman ganz groß auf, von dem man in der Zukunft bestimmt noch einiges erwarten darf. Seine Darstellung zwischen kindlicher Naivität und der Suche nach Aufmerksamkeit begeistert völlig und die Chemie zwischen Phoenix und Norman trägt „Come on, Come on“ auch durch die langatmigeren Stellen. Gaby Hoffmann („Feld der Träume“) als Mutter Viv merkt man die innere Zerrissenheit an, denn auf der einen Seite muss sie ihrem Ehemann helfen, auf der anderen Seite lässt sie ihr Kind in Stich. Diesen inneren Kampf mit der neuen Situation spürt man in allen Figuren, was extrem berühren kann, wenn man sich darauf einlässt.

Come On, Come On - Gaby Hoffmann
Come On, Come On – Gaby Hoffmann © DCM

Geduld muss man bei „Come on, Come on“ trotzdem aufbringen wollen, da sich das Drama komplett auf die Beziehung zwischen Johnny und Jesse konzentriert und dabei keiner klaren Handlung folgt. Auch die Vergangenheit von Johnny und Viv wird thematisiert, welche in vielen Momenten sehr schwierig war. Es gibt einige Rückblicke, wie Johnny und Viv ihre Mutter gepflegt haben, dabei jedoch aneinander geraten sind. Zudem finden sich aber, neben diesen ernsten Thematiken, auch viele schöne und lustige Momente in „Come on, Come on“. So fühlt sich der Film selber wie das Leben mit seinen schönen und traurigen Szenen an.

Wohl einer der besten Aspekte sind die Interviews mit verschiedenen Kindern, die Johnny für sein Radio-Projekt führt. Die Kinder berichten ihm dabei von ihren Hoffnungen und Ängsten vor der Zukunft. Regisseur und Autor Mike Mills hat in einem Interview verraten, dass diese Kinder tatsächlich aus allen möglichen Städten aus den USA kommen und in diesen Momenten wirklich von ihren realen Gefühlen erzählen. Die Interviews wurden sogar selbst von Phoenix durchgeführt, welcher den Kindern aufmerksam zuhörte und sie nicht unterbrach. Viele dieser Schnipsel können sehr berühren, denn Phoenix und Mills geben den Heranwachsenden eine Stimme, die ansonsten nicht gehört werden. Damit vermischt sich in „Come on, Come on“ Dokumentation und Spielfilm, was dem Drama nur eine weitere Ebene gibt, um analysiert zu werden. In gewisser Weise lernen nicht nur die Figur Johnny oder der Schauspieler Joaquin Phoenix etwas von ihnen, sondern wir alle, die den Film sehen, nehmen etwas aus den Gesprächen mit.

Filmwertung
7/10

Kurzfassung

Ein ruhiges Drama, welches man fühlen muss.

Fazit:

Auch wenn „Come on, Come on“ etwas zu lang ist, lohnt sich der authentische Film von Mike Mills. Joaquin Phoenix und Woody Norman besitzen eine phantastische Chemie, wodurch sich die Weiterentwicklung ihrer Figuren wirklich real anfühlt. Der geheime Star dieser 109 Minuten sind aber wohl die echten Interviews mit zahlreichen Kindern, die von ihren Hoffnungen und Ängsten sprechen und dadurch extrem berühren.


von Lukas Weinandy

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