Chase: Filmkritik zum Actionthriller mit Gerard Butler

Chase: Will (Gerard Butler) ist zu allem bereit.
Chase: Will (Gerard Butler) ist zu allem bereit. © LEONINE

Die Kritik:

Die Prämisse von „Chase“ klingt so vertraut wie auch effektiv: Ein einfacher Mann und eine einfache Frau sind irgendwo im amerikanischen Hinterland unterwegs. Die beiden haben eine Ehekrise, sie braucht Abstand, will zu ihren Eltern, um Zeit für sich zu bekommen. Kurz vor der Ankunft verschwindet die Frau an einer Tankstelle spurlos, niemand will etwas gesehen oder gehört haben. Ganz ähnlich lief das auch schon in dem hocheffektiven 90er-Thriler „Breakdown“ mit Kurt Russell oder auch dem zutiefst verstörenden niederländischen Filmalbtraum „The Vanishing“ ab. „Chase“, der neueste Gerard Butler-Streifen, funktioniert auf gutem B-Movie-Level lange überraschend gut und macht recht viel aus seiner spannenden Ausgangslage, jedoch geht dem Film von „Boston Streets“-Macher Brian Goodman dann doch spätestens in der zweiten Hälfte fast jede Glaubwürdigkeit flöten und schließlich auch weitestgehend die Luft und vor allem die Überraschungen aus.

Chase - Poster
Chase – Poster © Leonine

Dass „Chase“ überhaupt zumindest bis zur Mitte gut funktioniert, ist vermutlich vor allem seinem knurrigen Hauptdarsteller zu verdanken. Gerard Butler ist mittlerweile einer der letzten Akteure, der genau weiß, wie er seine Zielgruppe zu befriedigen hat und das tut er auch mit diesem grundsoliden Sonntag-Nachmittag-Thriller in der Rolle von Immobilienunternehmer Will. Als einer der letzten traditionellen Alpha-Männer Hollywoods, der nicht nur aus jeder Pore Testosteron schwitzt, sondern auch intensive Gefühle zeigen kann, ist Butler einfach eine Bank. Man lässt sich auch in „Chase“ von seiner Filmstarpräsenz und seinem Charisma tragen, folgt diesem ohnehin schon unter Strom stehenden Mann gerne, fühlt mit ihm die immer stärker werdende Anspannung, Wut und Verzweiflung.

Wenn sich Butlers Energie dann in wütenden Ausbrüchen entlädt, verspürt man auch immer wieder eine erstaunliche Befriedigung als niedere Instinkte ansprechende Fantasie: Behauptet der zwielichtige Tankwart Oscar (Michael Irby) zunächst wenig glaubwürdig vor Will und Detective Paterson (Russell Hornsby), dass die Überwachungskameras nicht funktionieren, nimmt der determinierte mit dem Rücken zur Wand stehende Jedermann die Sache eben selbst in die Hand und reißt den Recorder einfach von seinen Kabeln und bringt ihn aufs Polizeirevier. Auch ist Will lustigerweise die Art von Mann, die praktischerweise immer eine Brechstange im Kofferraum seines protzigen Cadillac SUV liegen hat.

Chase: Lisa (Jaimie Alexander) kauft sich an der Tankstelle ein Wasser.
Chase: Lisa (Jaimie Alexander) kauft sich an der Tankstelle ein Wasser. © LEONINE

Regisseur Brian Goodman und Autor Marc Frydman gelingt es trotz einiger ungelenker Erzählkniffe gut, sowohl Will als auch seine unterkühlte Ehefrau Lisa (unterfordert: Jaimie Alexander) und ihre angespannte Ehe- und Lebenssituation effektiv mit wenigen Dialogen, Blicken und Rückblenden zu etablieren, sodass man von dieser Geschichte durchaus wirkungsvoll gepackt wird. Das ist alles natürlich keine große Kunst, aber zumindest absolut zufriedenstellende Thrillerware für zwischendurch. Als Will von dem sympathischen, aber etwas skeptischen Detective selbst etwas in die Mangel genommen wird, geht Will schließlich seinen eigenen, oft recht unbeholfenen Dampfwalzenweg: Hier zerfasert der Film dann zunehmend und bedient recht langweilige Redneck-Klischees inklusive im Wald versteckten Meth-Laboren mit schwitzigen, nur in weißen Unterhosen bekleideten Schreckgespenstern, die wild umhertanzend mit Revolvern in die Luft schießen. Spannend ist das dann nicht mehr so wirklich, auch wenn Goodman hier zunehmend die inszenatorischen Mittel ausgehen.

Chase: Detective Patterson (Russel Hornsby) ermittelt im Fall von Lisas Verschwinden.
Chase: Detective Patterson (Russel Hornsby) ermittelt im Fall von Lisas Verschwinden. © LEONINE

So agiert der eigentlich smart etablierte Will zunehmend unüberlegt und begibt sich in Situationen, die einfach etwas erzwungen und hanebüchen wirken. Die zunehmend penetrante, leider sehr generische und eintönige Thrillermusik, die den letzten Akt begleitet, hilft dann leider auch nicht. Auch leidet „Chase“ unter der immer noch kursierenden Krankheit, den Zuschauer mit einer an den Anfang gesetzten Szene vom Ende auf eine falsche Fährte führen zu wollen, was erschreckend durchschaubar wirkt und den Film von Beginn an auf wackligen Füßen stehen lässt. Dennoch, bei geringer Erwartungshaltung funktioniert der überraschungsarme und simpel gestrickte „Chase“ durchaus über weite Strecken und sollte mindestens Fans von klassischen Thrillern und insbesondere Gerard Butler ansprechen können.

Filmwertung
5.5/10

Kurzfassung

Grundsolider, wenn auch überraschungsarmer Thriller.

Fazit:

Auch wenn „Chase“ nur besseres Videopremieren-Niveau erreicht, bietet dieser grundsolide, wenn auch überraschungsarme Thriller zumindest in seiner ersten Hälfte wirkungsvolle und unprätentiöse Unterhaltung. Dass dem Film schließlich Spannung und Ideen ausgehen, lässt sich dann bei niedriger Erwartungshaltung insbesondere dank des gewohnt charismatischen Gerard Butler gerade so verschmerzen.


von Florian Hoffmann

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