Café Society – Filmkritik: Der Glanz des Goldenen Hollywoods

Café Society: Bobby Dorfman (Jesse Eisenberg) in dem titelgebenden Nachtclub
Café Society: Bobby Dorfman (Jesse Eisenberg) in dem titelgebenden Nachtclub © Warner Bros. Germany

Die Kritik:

Der junge New Yorker Bobby Dorfman (Jesse Eisenberg) hat wenig Motivation dazu, das Juweliergeschäft seines Vaters zu übernehmen. In der Hoffnung auf eine aufregendere Zukunft geht er nach Los Angeles, wo sein Onkel Phil Stern (Steve Carell) eine erfolgreiche Casting-Agentur leitet. Als er dort einen Aushilfsjob annimmt, lernt er nicht nur das schillernde Leben der Filmmetropole kennen, sondern auch die hübsche Sekretärin Vonnie (Kristen Stewart), in die er sich Hals über Kopf verliebt. Zwar gesteht sie ihm nach kurzer Zeit, dass sie vergeben ist, doch Bobby beginnt trotzdem um sie zu werben – nicht ahnend, dass Vonnie in Wahrheit die Geliebte seines Onkels ist.

Café Society: Jesse Eisenberg und Kristen Stewart wieder vereint
Jesse Eisenberg und Kristen Stewart wieder vereint © Warner Bros. Germany

Alles ist irgendwie wie immer in diesem neuen Film von Autor und Regisseur Woody Allen („Irrational Man“). Eine hochkarätige Besetzung (außer den o.g. auch Blake Lively und Corey Stoll) schlägt sich in schrulligen Rollen mit den Tücken des Lebens und der Liebe herum, dieses Mal vor der Kulisse des Hollywood der Goldenen Zwanziger. Konsequent im aktuellen Schaffen des Altmeisters, der die Reihe seiner Stadtfilme („Vicky Christina Barcelona“, „Midnight in Paris“, „To Rome With Love“) nun mit dem Epochen-Charme von „Magic in the Moonlight“ zu vereinen scheint. Bei „Café Society“ sorgt das vor allem für einen mehr als üppigen Look. Bildgestaltung und Ausstattung der Komödie ziehen einen umgehend in das Hollywoood der 30er Jahre und lassen einen nicht mehr los. Dass Branchengrößen der Zeit nur namentlich erwähnt werden, statt sie von (mehr oder weniger) ähnlich aussehenden Schauspieler/innen darstellen zu lassen, verstärkt die Atmosphäre tatsächlich noch. Man wird als Zuschauer ein Teil der Welt auf der Leinwand, in der die reiche und schöne Zweitbesetzung Hollywoods Geschichten über ihren täglichen Umgang mit den wahren Größen wie Ginger Rogers und Clark Gable austauscht.

Café Society: Steve Carell als Agenturboss
Steve Carell als Agenturboss © Warner Bros. Germany

Die Stars der Gegenwart machen ihre Sache äußerst gut und sind mit viel Spielfreude dabei. Jesse Eisenberg gibt den so klugen wie charmanten Verlierer inzwischen komplett routiniert, aber nicht gelangweilt. Kristen Stewart mag dank ihrer allseits berüchtigten Null-Bock-Emo-Attitüde für dieses Period Piece zuerst unpassend wirken, kann einen mit ihrer Darstellung aber schnell vom Gegenteil überzeugen. Und auch wenn Steve Carell sich mit seinen zwei Oscar-Nominierungen („Foxcatcher“, The Big Short) schon längst von seinem Blödel-Image losgesagt hat, macht es immer noch viel Freude, ihn in ernsteren Rollen zu sehen – hier als griesgrämigen Ehebrecher, der sich seiner Gefühle nie so ganz klar ist. Es bleibt trotzdem ein kleiner Wermutstropfen, dass nicht wie ursprünglich geplant Bruce Willis den Film-Agenten spielt, da er aus terminlichen Gründen absagen musste.

Veronica (Blake Lively) im Café Society
Veronica (Blake Lively) im Café Society © Warner Bros. Germany

Wie üblich lebt auch der neue Woody Allen von seiner Besetzung sowie den skurril-komischen Lebensweisheiten, die ihnen in den Mund gelegt werden. Ob Bobby seine erste Begegnung mit einer Prostituierten völlig auseinander diskutiert oder seine jüdischen Eltern aus der Arbeiterklasse über Religion streiten, die Dialoge machen Spaß, wenn sie auch irgendwo zwischen reinem Intellekt und reinem Humor in der Luft hängen. Das größere Ganze lässt entsprechend durchaus einen klaren roten Faden vermissen. Stattdessen plätschert die Geschichte von Liebe und Glamour erst durch L.A., dann durch New York, zwar hübsch und unterhaltsam dahin, scheint aber sonst nicht viel Neues zu Film und Leben beizutragen. Aber vielleicht ist das auch ganz bewusst der vergangenen Ära des „Café Society“ geschuldet.

Filmwertung
  • 7/10
    Film - 7.0/10
7/10

Kurzfassung

Die Dialoge, die Besetzung und der aufwendige Look machen Spaß und können über eine etwas kraftlose Geschichte hinwegtrösten.

Fazit:

Woody Allen erzählt in typischer Schrulligkeit von der Liebe und ihren Tücken. Das ist so zwar nicht wirklich neu, weiß aber dank der tollen Schauspieler und dem grandios umgesetzten Look der 30er Jahre bestens zu unterhalten.


von Matthias Pasler

Mehr zum Film:
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