Brave Mädchen tun das nicht: RomCom über Sex und Pornografie

„Schau mir in die Augen, Kleines!“ Lucy (Lucy Hale) und Grant (Leonidas Gulaptis) kommen sich ganz nah…
„Schau mir in die Augen, Kleines!“ Lucy (Lucy Hale) und Grant (Leonidas Gulaptis) kommen sich ganz nah… © capelight pictures

Die Kritik:

Brave Mädchen tun das nicht - Filmplakat
Brave Mädchen tun das nicht – Filmplakat © capelight pictures

Ab dem 24.09.2020 liefert uns capelight pictures mit “Brave Mädchen tun das nicht” eine seichte aber stimmige Romantik-Komödie mit “Pretty Little Liars” Star Lucy Hale in der Hauptrolle, in die deutschen Kinos. Das Debüt Drehbuch von Andrea Marcellus basierend auf dem autobiographisch angehauchten Selbsthilfebuch “Pornology” von Ayn Carrillo-Gaily, wurde von den beiden Brüdern Nick und Chris Riedell umgesetzt und behandelt darin die Suche der 30 Jährigen und extrem prüden Geigerin Lucy (Lucy Hale) nach ihrer inneren Aphrodite.

Auf Lucy scheint alles Rund um das Thema Sex, eine beinahe abstoßende Wirkung zu erzeugen. Für sie hat Sex nichts mit Sinnlichkeit und Leidenschaft zu tun, sie toleriert ihn scheinbar lediglich um ihren Freund Jeff (Stephen Friedrich) ruhig zu stellen. Als Lucy schließlich die schockierende Entdeckung macht, das sich ihr Freund Jeff Pornos ansieht, platzt die Bombe. Sie konfrontiert ihn nur kurz darauf und stellt deutlich klar, dass die Betrachtung von Pornografie in ihren Augen, nichts weiter als pervers und krank sei. Voller aufgestauter Frustration beschuldigt er sie wiederum nicht normal, ja und sogar “pornophob” zu sein. Letzten Endes stellt Lucy Jeff vor die Wahl, er könne entweder sie haben oder die Pornos. Jeff entscheidet sich für letzteres. Nachdem ihre Freunde Nessa (Jackie Cruz), Pricilla (Mindy Cohn) und Paul (Adhir Kalyan) Lucy vor die Frage stellen, wie sie mit ihrer Einstellung jemals eine Erwachsene Beziehung oder gar Ehe, inklusive Sexualleben führen will, entschließt sie sich die Sache in die Hand zu nehmen und an ihrem Problem zu arbeiten. Voller Entschlossenheit beginnt Lucy eine “Sex-to-do-liste” zu erstellen, durch welche sie sich erhofft ihre Verklemmtheit gegenüber Sex und Pornografie abzulegen. Es beginnt eine, mal mehr mal weniger unterhaltsame Reise durch die Welt der körperlichen Gelüste.

Brave Mädchen tun das nicht: Lucy (Lucy Hale) fragt sich, was in ihrem Liebesleben alles falsch läuft.
Brave Mädchen tun das nicht: Lucy (Lucy Hale) fragt sich, was in ihrem Liebesleben alles falsch läuft. © capelight pictures

Im Kern bleibt “Brave Mädchen tun das nicht” dabei vergleichsweise konservativ und bodenständig. Damit sichert er sich zwar die uneingeschränkte Altersfreigabe, verliert dadurch jedoch wiederum ein wenig den Bezug zur Moderne. Themen wie Homoseualität, Bisexualität oder Transsexualität greift der Film gar nicht erst auf. Auch der für den Film eigentlich wichtige Aspekt der Pornografie wird nicht wirklich tiefergehend beleuchtet. Infolgedessen wird der auf den Film bezogene Themenbereich, nur sehr oberflächlich angekratzt. Mich persönlich hat dieser Aspekt aber nicht großartig gestört, ganz im Gegenteil, ich empfand besonders die Bodenständigkeit in Kombination mit Lucy Hale’s süßen und sympathischen Auftreten als sehr erfrischend. Allgemein darf man behaupten das Lucy Hale in ihrer Rolle der, im Film ebenfalls genannten Lucy, den Film ein Stück weit alleine trägt. Ohne ihr reizendes und natürliches Auftreten würde dem Film eine Menge verloren gehen.

Der im Film vertretene “Sex ist aber peinlich Humor” funktioniert lediglich danke ihrer leicht tollpatschigen und verlegenen Art. Hier und da verfällt der Film dann allerdings doch in die Muster klassischer Sex-Komödien. Seien es die falsch verwendeten Erotikartikel, die zum unverhofft peinlichen Moment führen oder das naive und kindische Verhalten das hier und da an den Tag gelegt wird. Auch die Tatsache, dass Männer in diesem Film sehr Stereotypisch dargestellt werden, hat mich ein bisschen gestört. Man erhält den Eindruck dass Männer ausschließlich Interesse an Masturbation, Pornografie, Strip-Clubs oder Prostitution haben. Im Klartext, Männer denken nur ans F*****. Auch die Monogamie kommt in “Brave Mädchen tun das nicht” nicht gut weg. Im Film wird lautstark die Meinung vertreten, Sex mit so vielen Menschen wie möglich zu haben, ist eine gute Sache. In einer Szene wird Lucy sogar von einer großen Menschenmasse dafür ausgelacht, dass sie erst Vier Sexualpartner hatte und weil sie ihr erstes Mal vergleichsweise spät erlebt hat. Meiner Meinung nach ist das einfach die falsche Botschaft, die hier nach außen vertreten wird. Man sollte außerdem keine spektakuläre Lovestory erwarten.

Lucy (Lucy Hale) begibt sich auf unbekanntes Terrain
Lucy (Lucy Hale) begibt sich auf unbekanntes Terrain © capelight pictures

Love interest Grant, gespielt von Leonidas Gulaptis, spielt in der Geschichte von Lucy nur eine untergeordnete Rolle. Der Film konzentriert sich wenig darauf eine herzergreifende und romantische Liebesgeschichte zu erzählen, vielmehr rückt er die Beziehung zwischen Lucy und ihren Freunden in den Vordergrund. Das Verhältnis zwischen der Gruppe fühlt sich dabei weder aufgesetzt noch erzwungen, sondern überraschend angenehm und organisch an. Sie dienen nicht ausschließlich dem Zweck eine bestimmte Situation heraufzubeschwören oder zu verursachen, vielmehr spielen sie die Rolle eines eigenständigen und wohlwollenden Begleiters. Der Film schafft es durch sie, kleine leicht verdauliche Nebenhandlungen in die Geschichte einzuarbeiten. Jeder von ihnen hat eigene Vorstellungen von Sex, dem Leben und der Zukunft. Dieser Aspekt gehört definitiv mit zu den positivsten des Films.

Filmwertung
5/10

Kurzfassung

Seichte Unterhaltung mit einer bezaubernden Lucy Hale.

Fazit:

Trotz des übergeordneten Themas Sex und Pornografie, bleibt “Brave Mädchen tun das nicht” bodenständig und niveauvoll. Lucy Hale trägt mit ihrer süßen und bezaubernden Art einen großen Teil zum Charm des Films bei. Leider fehlt es dem Film in Bezug auf sein Thema ein wenig an Engagement, dadurch bleibt er die meiste Zeit vergleichsweise Oberflächlich. Auch das Bild des Mannes und die Botschaft, die der Film nach außen vertritt, ist fragwürdig.


von Marcel Feldermann

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