Bob, der Streuner – Filmkritik: Einfühlsame Drama-Komödie

Bob, der Streuner: James (Luke Treadaway) und Bob sind unzertrennlich.
Bob, der Streuner: James (Luke Treadaway) und Bob sind unzertrennlich. © Concorde Filmverleih GmbH

Die Kritik:

London ist eine Weltstadt, die von ihren Gegensätzen lebt. Architektonische Meisterwerke vergangener Jahrzehnte vereinen sich mit hochmodernen Bürokomplexen. Neben billigen Andenkenläden befinden sich hochklassige Designerboutiquen und teure Flagstores. Und auch bei der Bevölkerung kann man große Unterschiede zwischen arm und reich erkennen. Zu den ganz armen der Stadt zählte auch viele Jahre lang der drogensüchtige Straßenmusiker James Bowen, der durch das System gerutscht war. Erst durch seinen zugelaufenen Kater Bob fand er den Mut für einen Neuanfang. 2012 beschrieb er in seinem ersten Roman „A Street Cat named Bob“ seinen langen Weg zurück ins Leben. Die deutsche Übersetzung „Bob, der Streuner“ hielt sich über 27 Wochen lang auf Platz 1 der Bestsellerlisten. Basierend auf dem Roman bringt Regisseur Roger Spottiswoode die humorvolle und zugleich ergreifende Geschichte von James und seinem Kater Bob nun auf die Kinoleinwand.

Bob, der Streuner - Plakat
Bob, der Streuner – Plakat © Concorde Filmverleih

James (Luke Treadaway) hat es nicht leicht im Leben. Er verdient sich als Straßenmusiker ein paar Pfund am Tag, um sich damit etwas zu Essen leisten zu können. Durch die Hilfe von Sozialarbeiterin Val (Joanne Froggat) bekommt er eine billige Wohnung gestellt, sodass er zumindest ein Dach über den Kopf hat. Doch trotz Strom und heißem Wasser sieht das Glück  für James anders aus. Als ein ausgemerkelter Kater durch ein offenes Fenster in seine Küche schlüpft, kümmert sich James um ihn. Trotz seiner eigenen Lage teilt er sein weniges Essen mit dem Tier. Am nächsten Tag versucht er vergebens, den Eigentümer des Tieres auszumachen. Doch niemand vermisst den Kater, von dem sich auch James wieder schweren Herzens trennt. Als er am Abend das Tier verletzt wiederfindet, bringt er es auf Rat seiner Nachbarin Betty (Ruta Gedmintas) zum Tierarzt. Die Rechnung bezahlt er von seinem letzten Geld. Während der nächsten Tage kümmert sich James um den Kater, bis dieser wieder genesen ist. Als der Kater auch anschließend nicht von James Seite weicht, beschließt er ihn zu behalten. Von nun begleitet Bob, wie der Kater getauft wurde, James bei seinen täglichen Auftritten am Covent Garden und zieht so die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich. Auch zwei Literaturagentinnen werden auf das Duo aufmerksam und bieten James einen Deal an.

Bob, der Streuner: James (Luke Treadaway) bringt den verletzten Bob ins Krankenhaus
Bob, der Streuner: James (Luke Treadaway) bringt den verletzten Bob ins Krankenhaus © 2016 Concorde Filmverleih GmbH

Der Film greift die wichtigsten Stationen im Leben von James auf. Von seinem Zusammenbruch über die Stelle als Zeitungsverkäufer bis hin zum ersten Auftritt als Autor, ist das Leben des Straßenmusikers bebildert. Doch nicht nur glückliche Momente werden eingefangen, sondern auch Tiefpunkte, wie der eigenmächtige Drogenentzug. Der Film nimmt sich zudem Freiheiten heraus, die laut Bowen selbst, nicht wie gezeigt passiert sind. So ist die heutige Beziehung zwischen dem Autor und seinem Vater nicht so harmonisch, wie der Film es im Finale erzählt.

Der Zuschauer ist bereits in den ersten Filmminuten von James´ Schicksal ergriffen. In zerlumpten Kleidern spielt er auf den Straßen Londons für ein paar Pfund, um sich wenigstens ein Sandwich am Tag leisten zu können. Immer wieder fortgejagt von den Bahnhöfen und von den vorübergehenden Passanten wie ein Außenseiter behandelt, befindet sich James am Tiefpunkt seines Lebens. Doch durch die engagierte Sozialarbeiterin bekommt er eine Chance. In einer heruntergekommenen Wohnung findet er ein Heim, das für ihn großen Luxus bietet. Der Halt im Leben fehlt dem Drogenabhängigen weiterhin, bis Kater Bob in sein Leben tritt. Trotz der eigenen Lage kümmert sich James um das verletzte Tier, für das er sein weniges Geld opfert. Als würde der Kater spüren, dass er zu etwas Höherem berufen ist, mausert er sich in den kommenden Wochen zu James´ Schutzengel. Denn endlich bekommt James´ Leben wieder einen Sinn und ist er dazu bereit, die Chancen, die sich ihm bieten anzunehmen.

Bob, der Streuner: James (Luke Treadaway) bekommt von seinen Vater Jack (Anthony Head) Geld zugesteckt.
Bob, der Streuner: James (Luke Treadaway) bekommt von seinen Vater Jack (Anthony Head) Geld zugesteckt. © 2017 Concorde Filmverleih GmbH

„Bob, der Streuner“ will den Zuschauer nicht schockieren oder ihn dafür beschämen, dass er vor oder nach dem Kinobesuch an Obdachlosen vorbeigeht, ohne diesen einen Blick zu würdigen. Der Film möchte vielmehr die Zuschauer sensibilisieren und zum Nachdenken anregen. In der heutigen Gesellschaft werden die Menschen für ihr Aussehen oder ihren Lebensweg verachtet, auch wenn man ihre Geschichte nicht kennt. Und dieses Phänomen fängt der Film ein. Auch James ist zu Beginn für die vielen Bewohner und Touristen Londons unsichtbar. Niemand ahnt, wie sehr er Hunger leidet oder wie oft er an dem Versuch gescheitert ist, clean zu werden. Erst durch seinen Kater Bob wird James zu einem Phänomen.

Bob, der Streuner: James (Luke Treadaway) und Bob bei der Arbeit.
Bob, der Streuner: James (Luke Treadaway) und Bob bei der Arbeit. © Concorde Filmverleih

Der lange Leidensweg von James´ rührt zu Tränen. Wenn sich der Straßenmusiker gemeinsam mit seinem Kater das kleinste bisschen Essen teilt, berühren diese Bilder zutiefst. Man möchte Weinen, weil man den Schmerz selbst spürt und gleichzeitig ist man glücklich, weil zwei Außenseiter sich gefunden haben. Neben all den emotionalen Momenten gibt es aber viele lustige Szenen, in denen sich Mensch und Tier annähern, was nicht immer allzu leicht ist. Wenn Bob und James gemeinsam im Bus und in der Bahn die Stadt erkunden, muss man schmunzeln. Dass Kater Bob in jenen Szenen selbst vor der Kamera stand, weil die Double-Katzen derartigen Herausforderungen nicht gewachsen waren, verleiht dem Film umso mehr Authentizität. Auch wenn man Bob zweifelsfrei von den Double-Katzen unterscheiden kann, ist es kaum zu glauben, dass insgesamt fünf weitere Katzen zum Cast gehörten. Der Brite Luke Treadaway, der zuletzt in Angelina Jolies´s „Unbroken“ vor der Kamera stand, verkörpert im Film James Bowen. Zusammen mit den Katzen stand er 35 Tage in London vor der Kamera. Mit viel Feingefühl versetzt er sich in die Lage eines Drogenabhängigen, der am Alltag zu zerbrechen droht. Durch sein einfühlsames Schauspiel nimmt er den Zuschauer mit auf eine gefühlvolle Achterbahnfahrt, die zeigt, dass das Leben selbst die besten Geschichten schreibt.

 

Filmwertung
8/10

Kurzfassung

„Bob, der Streuner“ ist ein humorvoller, trauriger und lebensbejahender Film, der nicht nur Katzenliebhaber in seinen Bann ziehen wird.

Fazit:

Das Leben ist nicht immer einfach. Doch manchmal gibt es eine glückliche Fügung, die das Leben für immer verändert. Für James Bowen wurde sein Kater Bob zum Lebensretter. „Bob, der Streuner“ berichtet von ihrer ungewöhnlichen Freundschaft, deren Höhen und Tiefen zu Tränen rührt.


von Sandy Kolbuch

Mehr zum Film:
Trailer: Filminfo:

1 Kommentar zu Bob, der Streuner – Filmkritik: Einfühlsame Drama-Komödie

  1. Bis jetzt habe ich den Film nicht gesehen, aber die Bücher sind SUPER! Da ich auch eine ähnliche Drogenkarriere hinter mir habe, kann ich auch sehr gut die Authentizität des Buches nachvollziehen!!

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