Black Widow: Kann die schwarze Witwe auch ohne die Avengers?

Scarlett Johansson alias Natasha Romanoff in Black Widow
Scarlett Johansson alias Natasha Romanoff in Black Widow © Disney

Die Kritik:

Mit „Black Widow“ erscheint nun seit zwei Jahren endlich wieder ein neues Kinoabenteuer im MCU. Dabei steht erstmals die von Scarlett Johansson verkörperte schwarze Witwe im Vordergrund des Filmes. Doch hat es diese Solo-Geschichte wirklich gebraucht oder hätten sich die Marvel Studios diese Reise ruhig sparen können? Dies erfahrt ihr in meiner Kritik.

Black Widow: Filmplakat
Black Widow: Filmplakat © Disney

Direkt nach den Ereignissen von „Captain America Civil War“ befindet sich Natasha Romanoff auf der Flucht vor der Regierung. Wie durch einen Zufall konfrontiert sie jedoch plötzlich ihre Schwester (Florence Pugh), welche als ehemalige Schläferagentin selbst auf der Flucht ist. Sie teilt ihr mit, dass ein gewisser Dreykov (Ray Winstone) in dem Besitz von gehirngesteuerten Supersoldatinnen ist, welche überall auf dem Globus verdeckt operieren. Die beiden können diese geheime Supermacht jedoch nicht alleine zur Strecke bringen und so sind sie auf die Hilfe ihrer längst verschollenen Eltern angewiesen.

„Black Widow“ startet erst einmal untypisch für einen Marvel Film. So sehen wir in der Eröffnungssequenz eine junge Natasha, welche sich mit ihrer russischen Agenten-Familie auf der Flucht vor der US Regierung befindet. Der Beginn trifft so sofort den Nerv des Kalten Krieges, welcher den Grundstein für die restliche Handlung bietet. Auch lernen wir so sofort die wichtigsten Figuren und deren Beziehungen zueinander kennen. Optimistisch startet man so in ein für Superheldenverhältnisse eher untypisches Abenteuer.

Nach diesen durchaus überzeugenden Sequenzen befinden wir uns jedoch wieder in der Gegenwart. Dabei macht es durchaus Sinn, vorher nochmal das Wissen der wichtigsten Marvelfilme aufzufrischen, da dieses zwangsweise für ein volles Verständnis der Handlung benötigt wird. Der erste Akt verläuft dabei relativ schonungslos. So werden uns zügig die Ausgangshandlung sowie die Charaktere vorgestellt. Doch sobald der Stein erstmal ins Rollen kommt, bleibt er wie aus dem nichts wieder stehen. Denn der Mittelteil von „Black Widow“ leidet unter der starken Exposition, welche wie eine PowerPoint jeden noch so wichtigen Punkt nacheinander abarbeitet. Und dies ist auch das größte Problem des Filmes, denn das Pacing lässt den Film zu großen Teilen zu einem langweilige beobachten ohne jegliche Art von Emotionen verkommen. Dies macht sich leider auch in der Regie von Cate Shortland bemerkbar. Denn die Inszenierung wirkt überwiegend vollkommen motivationslos wodurch der Film wie eine Aneinanderreihung von verschiedenen Szenen wirkt, ohne wirkliche Spannung zu erzeugen. Dies ist besonders tragisch, da sich viel Inspiration von anderen Filmen des Agentengenres genommen wurde. Dabei verkommt der Film jedoch leider eher wie ein geistiger Nachfolger der schlechteren Mission Impossible Filme und kommt nicht an die Qualität von anderen Genrevertretern heran.

Scarlett Johansson und Florence Pugh in Black Widow
Scarlett Johansson und Florence Pugh in Black Widow © Disney

Dies macht sich stark in der Action bemerkbar. Diese verkommt leider in ein langweiliges Beobachten ohne jegliche Art von einem handwerklichen Verständnis. Im Laufe des Filmes kommt es zu einem Fallschirmsprung. Vergleicht man diesen zum Beispiel mit der spektakulären Szene aus „Mission: Impossible – Fallout“ muss man feststellen, dass letzterer dem Marvelfilm um Längen überlegen ist. Dies ist schade, da der Film so viele potentielle Möglichkeiten links liegen lässt.

Der Film lebt so hauptsächlich durch seine starken Figuren. Und hier muss man wirklich jeden einzelnen Darsteller des Filmes loben. Besonders lobenswert ist dabei David Habour als Red Guardian, welcher das russische Äquivalent zu Captain America darstellt. Und genau diese herzlichen Figuren schaffen es, den Film zu Tragen. Dabei war es clever, auch den Plot um die Familienmitglieder herum zubauen, da jeder einzelne genug Screentime bekommt, um sich entfalten zu können. Solche Momente hat man zuvor nur in den „Guardians of the Galaxy“ Filmen von James Gunn gesehen.

Black Widow: David Harbour
Black Widow: David Harbour © Disney

Aufgrund der Ereignisse von „Avengers: Endgame“ ist es daher bedauerlich, dass man diese Konstellation wahrscheinlich kein weiteres mal auf der Leinwand sehen wird.

Aber auch die Figuren sehen nicht ganz über den Aspekt hinweg, dass man im Nachhinein wirklich die Bedeutung des Filmes hinterfragt. Denn wirklich etwas zum Mythos „Black Widow“ hinzugefügt, hat die Geschichte nicht. Generell wirkt es eh etwas deplatziert, den Film in solch einer späten Zeit im MCU zu veröffentlichen. Bis auf den finanziellen Aspekt gibt es so leider keine wirkliche Existenzberechtigung für den Film. Dies unterstreicht nur nochmals den bitteren Beigeschmack, den man fühlt, wenn man den Kinosaal verlässt.

Filmkritik
5/10

Kurzfassung

„Black Widow“ bleibt leider in fast jedem Aspekt hinter seiner Konkurrenz zurück und kann nur durch seinen bedeutsamen Titel innerhalb des MCU’s etwas an Eigenständigkeit entwickeln. Der Film ist daher nur eine Empfehlung für eingefleischte Marvelfans.

Fazit:

„Black Widow“ befindet sich leider nur im unteren Mittelfeld des MCU und kann daher nur bedingt überzeugen. Dies liegt besonders an der zu generisch strukturierten Handlung sowie der unterdurchschnittlichen Action. Richtig überzeugen können so nur die einzelnen Figuren, welche sich sehr gut in das Marvel Universum einfügen können. Der Film ist daher leider nur eine Pflicht für diejenigen, die ohnehin schon als Routine in jeden Marvelfilm gehen. Für Fans wird der Film nämlich dann doch einige Lichtblicke bieten, welche das Erlebnis sehenswert machen. Für alle anderen kann ich hingegen keine Empfehlung aussprechen. Dafür ist die Konkurrenz momentan einfach zu groß. Auch bietet der Film keinen einzigen Aspekt, der den Film losgelöst für sich sehenswert macht. Das Marvel Universum hätte daher leider nach einer zweijährigen Pause einen besseren Start verdient.


von Phillip Schwellenbach

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