Filmkritik zu Beast – Jäger ohne Gnade

Beast - Jäger ohne Gnade - Idris Elba
Beast - Jäger ohne Gnade - Idris Elba © Universal Studios

Die Kritik:

Manchmal kann es erfrischend sein, ein gut gemachtes B-Movie zu sehen, das genau weiß, was es ist und nicht versucht mehr zu sein. So erweist sich „Beast“ als echte kleine Überraschung, denn dem zuverlässigen isländischen Genre-Handwerker Baltasar Kormákur gelingt hier ein effektiver und geradliniger Survival-Thriller, der geringe Erwartungen mit sehr guter Inszenierung zu übertreffen weiß. So mag der Film sicher das Rad keineswegs neu erfinden, aber rundum hochwertige Schauwerte, starke Kameraarbeit und technische Umsetzung sowie die guten Darsteller – allen voran Idris Elba – machen aus „Beast“ eine Empfehlung für anspruchslose, aber durchweg spannende Genrekost.

Beast - Jäger ohne Gnade - Poster
Beast – Jäger ohne Gnade – Poster © 2022 Universal

Familienvater Dr. Nate Samuels (Idris Elba) reist gemeinsam mit seinen beiden Töchtern Meredith (Iyana Halley) und Norah (Leah Sava Jeffries) in die südafrikanische Wildnis, um gemeinsam den Tod ihrer dort aufgewachsenen Ehefrau und Mutter zu verarbeiten. Gemeinsam mit Nates ortsansässigem alten Freund und Wildhüter Martin (Sharlto Copley) begeben sich die drei auf eine Safari in ein Reservat. Was eigentlich ein Abenteuer mit therapeutischer Wirkung sein soll, entwickelt sich jedoch schließlich zum nackten Überlebenskampf, denn ein wildgewordener Löwe treibt dort sein Unwesen und hat schon mehrere Dorfbewohner und Wilderer auf dem Gewissen…

Aus dieser simplen Prämisse schaffen Kormákur und Drehbuchautor Ryan Engle ein wirkungsvolles Szenario, das über 93 Minuten wirklich zu fesseln weiß. Eine gute Basis wird mit einer effektiven Exposition geschaffen, die die Figuren sympathisch, weitestgehend dreidimensional und greifbar einführt. So ist der Zusammenhalt des Familientrios nach dem Tod der Mutter leicht zerrüttet, denn dem grundsoliden und liebenden Vater Nate ist es nur bedingt gelungen, den alleinigen Elternpart ausreichend auszufüllen. So steht die junge Familie vor einer spürbaren Herausforderung, was den Film emotional grundiert und so aus dem Folgenden echte mitreißende Spannung generiert. Auch die Szenen mit dem wie immer sehr guten Sharlto Copley als alter Familienfreund, der einst Nate mit seiner Ehefrau vertraut machte, strahlen Wärme und Authentizität aus.

Beast - Jäger ohne Gnade - Leah Jeffries
Beast – Jäger ohne Gnade – Leah Jeffries © Universal Studios

Dank Kameramaestro und Oscar-Gewinner Philippe Rousselot („Aus der Mitte entspringt ein Fluß“, „Interview mit einem Vampir“, „Big Fish“) sieht der an südafrikanischen Originalschauplätzen gedrehte Film (mit Ausnahme mancher matschiger Nachtszenen) wirklich überaus ansehnlich aus. Dass Kormákur auf viele lange Einstellungen (auch in engen Räumen) setzt und die Kamera ständig in präzise kontrollierter Bewegung hält, verleiht dem Film einen überraschend bedachten Spielberg-Touch. So bleibt der Film immer stark bei seinen Figuren, die stets weitestgehend glaubhaft als gewöhnliche Menschen in außergewöhnlichen Situationen dargestellt werden. Das alleine hebt „Beast“ über den Genre-Durchschnitt, denn Kormákur schreibt Glaubwürdigkeit (erneut mit manchen Ausnahmen, insbesondere das leider sehr übertriebene Mano-a-Pfote-Ende) groß.

Beast - Jäger ohne Gnade - Sharlto Copley
Beast – Jäger ohne Gnade – Sharlto Copley © Universal Studios

Denn dass Nate ein begnadeter Arzt ist, hilft ihm eben nur bedingt, plötzlich mit einer Situation auseinandergesetzt zu sein, bei der er etwa am Zusammenbauen eines Betäubungsgewehrs scheitert. Kormákur ist hier nicht an herkömmlichen Filmhelden, sondern Figuren interessiert, die über sich hinauswachsen, um zu überleben und auch ihre Lieben zu beschützen. Dass sich über diese Extremsituation der familiäre Zusammenhalt verstärkt, mag zwar nicht sonderlich kreativ sein, aber es ist grundsolide erzählt, inszeniert und gespielt, wobei auch die neben dem immer überzeugenden Elba auch die beiden jungen Darstellerinnen sehr zu gefallen wissen. Sicher, nicht jede Aktion verdient hier einen Glaubwürdigkeitspreis, aber dank überraschend starker Effektarbeit und einigen wirklich überraschend aufregenden Spannungs- und Actionsequenzen kommt hier letztlich ein sehr rundes Filmerlebnis zusammen, das für gelungene Ablenkung im Spätsommer sorgt.

Filmwertung
6.5/10

Kurzfassung

Kurzweiliges und grundsolides Überlebenskino.

Fazit:

„Beast“ entpuppt sich als kurzweiliges und grundsolides Überlebenskino, das sich dank sehr guter Inszenierung, angenehm glaubwürdiger Figurenzeichnung und guter Schauspieler über den Genredurchschnitt hebt. Wer simple, aber effektive und gut platzierte Thrills im Kino sucht, sollte hier 93 unterhaltsame Minuten erleben dürfen.


von Florian Hoffmann

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