Babylon: Rausch der Ekstase – Eine Liebeserklärung an das Kino

Margot Robbie in "Babylon: Rausch der Ekstase"
Margot Robbie in "Babylon: Rausch der Ekstase" © Paramount

Die Kritik:

Damien Chazelle ist ein Wunderkind auf dem Regiestuhl. Mit Filmen wie „Whiplash“ und „La La Land“ hat er zwei moderne Klassiker erschaffen, die eine große Fangemeinde hinter sich vereinen können. Außerdem wurde er für „La La Land“ mit dem Oscar für die beste Regie ausgezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt war Chazelle 32 Jahre alt, was ihn zum jüngsten Preisträger in dieser Kategorie macht. Chazelle ist ein Regisseur, dem Hollywood zu Füßen liegt. Dies spürt man vor allem in seinem neuen Film „Babylon: Rausch der Ekstase“, welcher nicht nur mit einem hohen Budget und weltbekannten Schauspielern glänzt. „Babylon: Rausch der Ekstase“ ist eine Liebeserklärung an das Kino und an die Magie auf der Leinwand. 

Zu Zeiten des Stummfilmes war das Leben noch einfacher: Drogen, viel Geld, Sex und verrückte Partys. In genau dieses Leben will auch Manny Torres (Diego Calva), ein junger, fleißiger Schauspieler eintauchen. Auf einer dieser Partys lernt er die junge Nellie LaRoy (Margot Robbie) kennen, welche schon bald der neue Star in der Traumfabrik sein wird. Außerdem findet er einen Freund in dem weltbekannten Schauspieler Jack Conrad (Brad Pitt), welcher Torres einen Platz am Set besorgt. Doch diese unbeschwerten Zeiten sind bald vorbei, denn mit dem Aufstieg des Tonfilmes wird sich das Leben der bekannten Stummfilm-Darsteller für immer verändern …

Die Protagonisten Manny Torres und Nellie LaRoy
Die Protagonisten Manny Torres und Nellie LaRoy © Paramount

Auch wenn der deutsche Beititel „Rausch der Ekstase“ überflüssig ist, beschreibt er auf der anderen Seite ebenso ganz gut, was „Babylon“ für ein Film ist. Dies spürt der Zuschauer schon in den ersten Minuten, denn die erste wilde Partynacht lässt nicht lange auf sich warten. Kokain, Alkohol, Sex, laute Musik und elektrisierende Tänze treten bereits in den ersten zehn Minuten in den Vordergrund. Ähnlich wie in „La La Land“ möchte Chazelle die Zuschauenden schnell mitreißen. In „La La Land“ ist ihm dies mit einer packenden Plansequenz gelungen, hier steht der Exzess im Mittelpunkt. Unzählige Statisten in knappen Outfits treffen auf beeindruckende Sets, welche den großen Charakter des Filmes unterstreichen sollen. „Babylon“ zelebriert das bildgewaltige Kino mit seinen Eskapaden und ist dabei so faszinierend wie ein „The Wolf of Wall Street“, der ebenfalls durch seinen Rauschzustand brillierte. 

Doch „Babylon: Rausch der Ekstase“ hat noch mehr als seine beeindruckenden Partys zu bieten. Angesetzt ist der Film am Ende der 1920er Jahre, weshalb Chazelle den Übergang von Stumm- zu Tonfilm einbaut. Zwar wurde auf diesen Wechsel schon in vielen Filmen eingegangen und sonderlich frisch fühlt sich diese Idee nicht an, trotzdem ist die Umsetzung wirklich spannend. Wir erleben den Übergang anhand der zwei Schauspieler Nellie LaRoy (Margot Robbie) und Jack Conrad (Brad Pitt) mit. Jack ist seit Jahren erfolgreicher Stummfilmschauspieler und arbeitet aktuell an einem monumentalen Epos, während Nellie erst kürzlich zum großen Star wurde. Beide müssen mit den neuen Turbulenzen umgehen, die der Tonfilm in die Filmlandschaft hineinbringt. Vor allem bei Nellie gibt es eine sehr lustige Szene zur Mitte des Filmes, in der die Strapazen deutlich werden. 

Magisch ist ebenfalls der Moment, als Nellie zum ersten Mal ein Filmset betritt. Chazelle arbeitet äußerst intelligent mit langen Einstellungen, welche die Sogwirkung von „Babylon: Rausch der Ekstase“ verstärken. Die Inszenierung von Linus Sandgren („James Bond: Keine Zeit zu sterben“) kann man immer wieder nur als verblüffend bezeichnen. Genauso wie den erinnerungswürdigen Score von Justin Hurwitz, der schon für die Klänge in „Whiplash“ und „La La Land“ verantwortlich war. Seine Musik nimmt einen zentralen Teil des Filmes ein und passt einfach nur makellos. 

Brad Pitt in "Babylon: Rausch der Ekstase"
Brad Pitt in „Babylon: Rausch der Ekstase“ © Paramount

Schauspielerisch zieht einen das Duo um Margot Robbie („The Suicide Squad“) und Brad Pitt („Once Upon a Time in Hollywood) in den Bann. Allen voran Margot Robbie unterstreicht den elektrisierenden und rauschhaften Teil des Filmes, denn ihre Performance vereint eine rohe, unwiderstehliche Kraft. Deutlich wird dies direkt zu Beginn, wenn ihre Nellie LaRoy die Party an sich zieht und in ausgeklügelten Choreografien hervorsticht. Die Figur von Brad Pitt wirkt satter, da er sich, wie im echten Leben, schon auf seinem Zenit befindet. Als Protagonist und Anker des Zuschauers fungiert jedoch keiner von beiden. Diese Rolle übernimmt Diego Calva („I Promis You Anarchy“), der mehr die Aufgabe eines Ruhepols innehat. Anhand von seinem Leben dringen wir in das Geschäft Hollywood mit den positiven und negativen Eigenschaften ein. Noch viele weitere bekannte Schauspieler, wie Olivia Wilde („Don´t Worry Darling“) oder Jean Smart („Hacks“), sind mit dabei. Das große Highlight der Nebendarsteller kann aber nur Tobey Maguire („Spider-Man“) sein, dessen Rolle wir an dieser Stelle nicht vorwegnehmen wollen. 

Dennoch ist „Babylon: Rausch der Ekstase“ sicherlich kein fehlerfreies Meisterwerk. Beispielsweise ist der Humor sehr eigen und an einigen Stellen verdammt übertrieben. Viele Szenen sind mit Sarkasmus und Ironie so stark getränkt, dass sie fast schon zu lächerlich wirken. Des Weiteren spürt man in der zweiten Hälfte des Filmes hin und wieder die extrem lange Laufzeit, da die Ekstase im Laufe der 189 Minuten immer weiter abnimmt. Es wird nie ermüdend oder einschläfernd, aber eine Laufzeit von 150 Minuten hätte „Babylon“ bestimmt nicht geschadet. Gleichzeitig kann man durch diese lange Laufzeit auch extrem viel entdecken, weshalb sich weitere Besuche im Kino allemal anbieten. 

Filmwertung
8/10

Kurzfassung

Ein wilder, ungezähmter Film, dessen drei Stunden stets unterhaltsam gestaltet sind.

Fazit:

Die bahnbrechenden Sets, die unzähligen Statisten, die dynamische Kameraführung, die Abwechslung und frischen Ideen sowie die hervorragenden Darsteller um Margot Robbie und Brad Pitt – „Babylon: Rausch der Ekstase“ muss man auf der großen Leinwand erleben, um diesen hemmungslosen Strudel gerecht zu werden. Zwar sind einige Szenen zu stark überspitzt und ein paar wenige grobe Schnitzer leistet sich Chazelle ebenfalls, doch dies ist in Anbetracht dieser leidenschaftlichen drei Stunden kein Beinbruch. „Babylon: Rausch der Ekstase“ ist ein Erlebnis, welches man auf der großen Leinwand gesehen haben muss. 


von Lukas Weinandy

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