Ambulance: Typischer Michael Bay Film? – Filmkritik

Ambulance - Jake Gyllenhaal und Yahya Abdul-Mateen II
Ambulance - Jake Gyllenhaal und Yahya Abdul-Mateen II © Universal Pictures

Die Kritik:

Zwar fährt Bay mit Ambulance in vielerlei Hinsicht die Idiotie, die wir aus vielen seiner Filme kennen, merklich zurück (keine Ratten beim Geschlechtsverkehr, keine Zivilisten, die sinnlos abgeschlachtet werden), ohne dabei aber diesen für ihn so typischen Stil zu vernachlässigen. Von seinem thematisch wieder einmal vollkommen unpassenden Zerstörungsdrang, der natürlich in all seinem Glanz in Zeitlupe super cool inszeniert wird, über Charaktere, die kaum als solche bezeichnet werden können, bis zu seinen unübersichtlichen, aber energiegeladene Action-Sequenzen ist hier wieder alles, was den Bayhem so ausmacht, zu finden. Währenddessen sind natürlich wieder gängige Motive seiner Filmographie wie seine Liebe für die Truppen, sowie seine Abneigung für die US-Regierung zu finden. Ein richtiger Bay-Film eben.

Ambulance - Filmplakat
Ambulance – Filmplakat © Universal Pictures

Mit sowas wie die Motivation seiner Figuren tiefer zu ergründen oder Charakterisierung hält sich Ambulance erst gar nicht lange auf. Man will sich Emotionen oder Sympathie für seine Charaktere im Publikum gar nicht erst durch das Innenleben der Protagonisten erarbeiten, sondern drückt sie uns von Anfang an mit einem bisweilen ungemein schmalzigen Soundtrack (der aber auch immer wieder schön treibend wirken kann) und Kamerafahrten auf. Erst gegen Ende will man doch etwas Tiefe in den Figuren erwecken – aber zu spät.

Stattdessen ist der gesamte Film immer auf 180. Zutiefst melodramatisch oder vollkommen adrenalingeladen. Die Kamera ist immer in Bewegung. Wenn sie nicht wieder einmal vollkommen verwackelt ist (gerade die Action wird so wieder einmal zu unübersichtlich), fliegt sie von Häuserdächern, kreist um unsere Helden oder zoomt hinein. Währenddessen sehen sich alle Figuren scheinbar unfähig, selbst die simpelsten Gespräche zu führen, ohne sich permanent anzubrüllen.

Anfangs dachte ich mir noch, dass ich auf diesen Zug der dynamischen Inszenierung aufspringen kann und einfach Spaß damit habe. Und das gelingt tatsächlich zunächst richtig gut. Zwar tauscht Bay die Narrative und Übersichtlichkeit der Action wieder einmal der Dynamik und Energie aus, weiß aber so durchaus mitzureißen. Nur weil es kracht, ist die Action aber nicht gut!

Ambulance - Eiza González
Ambulance – Eiza González © Universal Pictures

Zwar ist diese zum Glück weniger hässlich verschnitten als noch bei Bays grauenhaften 6 Underground, wirklich schön zum Anschauen ist diese aber wieder einmal nicht. Auf narrativer Ebene passiert derweil nicht gerade viel, auch weil die Laufzeit mit rund 136 Minuten viel zu lange gerät. Derweil hangelt man sich an den Handlungselementen von besseren Filmen von Heat und The Town bis Speed entlang, ohne dabei wirklich eigene Ideen zu haben. Zu viel wird aus anderen Genrevertretern übernommen.

Und doch fand ich zumindest anfangs noch einen gewissen Unterhaltungsfaktor in diesem Spektakel. Nur wurde mir all das irgendwann einfach zu viel. Ambulance verlässt sich, um das Publikum mitzureißen, viel zu sehr auf seine Regie und macht mit seinem dünnen Drehbuch zu wenig.

Wieder muss – typisch Bay – jeder Shot der krassest-mögliche sein. Jeder Shot muss noch teurer wirken, wie der vorherige. Das mag zwar wie immer einige nette Momente erzeugen, erzählt aber einfach keine Geschichte, und steht dieser zu oft sogar im Weg.

Ambulance - Es gibt jede Menge Action
Ambulance – Es gibt jede Menge Action © Universal Pictures

All das nutzt sich dabei einfach zu sehr ab. Wenn die Kamera zum zehnten Mal in einer aberwitzigen Fahrt von einem Hochhaus stürzt, reißt mich das irgendwann eher raus, als dass es Immersion erzeugt. Ambulance bräuchte, wie jeder Film, auch ruhigere Momente, um die lauten auch wirklich wirken zu lassen. So ist das Endprodukt ein Angriff auf alle Sinne, nur stumpfen die einfach irgendwann ab.

Filmwertung
5/10

Kurzfassung

Ein richtiger Bay-Film eben.

Fazit:

Nur weil es knallt und laut ist, ist es nicht gut! Bay versagt wieder auf narrativer Ebene und nutzt sich audiovisuell auf die übertriebene Laufzeit einfach zu sehr ab. Trotz viel Potential leider nur Mittelmaß…


von Sebastian Stegbauer

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