Wenig stilvoller Rentner-Raubzug: Abgang mit Stil

Abgang mit Stil: Willie (Morgan Freeman), Joe (Michael Caine) und Albert (Alan Arkin) holen sich zurück, was ihnen zusteht.
Abgang mit Stil: Willie (Morgan Freeman), Joe (Michael Caine) und Albert (Alan Arkin) holen sich zurück, was ihnen zusteht. © Warner Bros.

Die Kritik:

Abgang mit Stil - Filmplakat
Filmplakat © Warner Bros.

Die Freunde Joe (Michael Caine), Willie (Morgan Freeman) und Albert (Alan Arkin) haben ihre besten Tage lange hinter sich. Mit niedriger Rente und dem einen oder anderen Alters-Wehwehchen verbringen sie ihren Lebensabend trotzdem gutgelaunt und halbwegs aktiv. Doch dann wird das Stahlwerk, für das sie ihr Leben lang geschuftet haben, umstrukturiert, was zu einer umgehenden Streichung ihrer Pensionszahlungen führt. Zu allem Übel erhöhen sich außerdem die laufenden Raten für Joes Hypothek. Als er bei einem Termin in seiner Bank Zeuge eines erfolgreichen Überfalls wird, dessen Täter ebenso erfolgreich untertauchen, kommt ihm eine Idee, wie er seine finanziellen Nöte und die seiner Kumpels mit einem Schlag lösen könnte.

Schon im Jahr 1979 ging „Die Rentnergang“ – im Original wie auch dieses Remake unter dem Titel „Going In Style“ – auf Beutezug, damals unter Regie von Martin Brest („Beverly Hills Cop – Ich lös‘ den Fall auf jeden Fall“). Die Verfilmung des neuen Drehbuchs von Theodore Melfi (gerade Oscar-nominiert für Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen) übernahm Publikumsliebling Zach Braff. Der sympathische Hauptdarsteller der Kultserie „Scrubs – Die Anfänger“ konnte mit seinem grandiosen „Garden State“ auch als Autor und Regisseur überzeugen, erreichte mit dessen Fortsetzung im Geiste „Wish I Was Here“ allerdings nicht ganz die Klasse seines Erstlings. Nachdem Braff sich in seinen beiden selbstverfassten Drehbüchern jedes Mal einer Phase seines eigenen Lebens filmisch angenähert hat, macht er nun einen weiten Sprung ins Rentenalter. Leider spiegelt seine Inszenierung diesen Schritt wieder, denn was „Abgang mit Stil“ vor allem anderen fehlt, ist etwas Frisches. Die Geschichte ist zu konventionell erzählt, das durchaus aktuelle Thema der Altersarmut dient nur als Vehikel statt als Kommentar und auch an Humor wird so sehr gespart, als wäre er Teil der gestrichenen Rente. Es ist ein höfliches Schmunzeln, das einem der Film maximal entlockt, kein schallendes Lachen.

Abgang mit Stil: Joe und Willie auf der Flucht
Joe und Willie auf der Flucht © Warner Bros.

Dieser zurückhaltende Witz sowie die Tatsache, dass man Zach Braffs starke Visualität vermisst, die seine vorangegangenen Filme ausgezeichnet hat, lassen zwei Vermutungen zu. Entweder der Respekt des Regisseurs vor den Hollywood-Größen in den Hauptrollen war zu groß, um etwas zu wagen, oder das Studio hat ihm bei seiner Arbeit mit dem Stoff und den Stars sehr genau auf die Hände geschaut. Eben aus diesem letzteren Grund hatte Braff 2013 seinen „Wish I Was Here“ unter teils harscher Kritik via Crowdfunding finanziert – um dem Einfluss starker Produzenten aus dem Weg zu gehen und seine ganz eigene Vision unverfälscht auf die Leinwand bringen zu können. Und ob man den Film nun mochte oder nicht, man konnte ihm in keinem Fall eine starke Ästhetik absprechen. Die Abwesenheit derselben bei „Abgang mit Stil“ sowie die wenig originelle Erzählweise und der viel zu brave Humor, die alle nicht so recht zu Braff passen wollen, scheinen hingegen eben diesen Produzenten geschuldet und weniger seiner beschränkten filmischen Kreativität.

Abgang mit Stil: Wer hat Lust auf Ruhestand im Hollywood-Stil?
Wer hat Lust auf Ruhestand im Hollywood-Stil? © Warner Bros.

Was diesen wenig stilvollen Abgang trotzdem zu einer durchaus unterhaltsamen Heist Comedy macht, sind die drei Hauptdarsteller, die gemeinsam eine beachtliche Zahl von vier Oscars, fünf Golden Globes und insgesamt 30 Nominierungen für beides als Haupt- oder Nebendarsteller erreichen: Michael Caine („Interstellar“), Morgan Freeman (London Has Fallen) und Alan Arkin („Argo“). Und diese Zahlen besitzen ihre Berechtigung, wie die Kinoveteranen mit dem Durchschnittsalter von 82 von Anfang an deutlich machen. Sie füllen ihre drei Senioren, von denen jeder natürlich sein ganz eigenes Päckchen zu tragen hat, mit derart viel mimischem Leben, dass sie ganz allein den emotionalen Kern der Geschichte tragen und sowohl die komischen als auch die tragischen Momente überzeugend vermitteln. Es ist dieses Triumvirat, das den Film trotz seiner Schwächen unterhaltsam macht und dafür sorgt, dass keine Langeweile aufkommt. Aber wäre das alles genauso geschrieben und inszeniert worden, ohne drei schauspielerische Schwergewichte in den Titelrollen, das Ergebnis wäre noch weitaus weniger zufriedenstellend ausgefallen – und wohl auch weniger aufsehenerregend.

Filmwertung
  • 6/10
    - 6.0/10
6/10

Kurzfassung

Zahme Heist Comedy mit grandiosen Hauptdarstellern, der es leider an Witz und Ideen mangelt.

Fazit:

„Abgang mit Stil“ ist eine leider nur solide inszenierte Altherren-Diebeskomödie, der ein wenig mehr Originalität und Biss gutgetan hätten. Dank der drei großartigen Hauptdarsteller besitzt sie allerdings trotzdem Unterhaltungswert.


von Matthias Pasler

Mehr zum Film:
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