A Pure Place – Filmkritik: Sektenleben mit NS-Bezug

A Pure Place - Greta Bohacek
A Pure Place - Greta Bohacek © Koch Films

Die Kritik:

Nikias Chryssos hat 2015 mit der deutschen Produktion „Der Bunker“ eine surreale Horror-Komödie erschaffen, welche zu den spannendsten deutschen Genretipps der letzten Jahr avancierte. In dem eigenwilligen Film wird das Leben einer skurrilen Familie gezeigt, die sich von der Außenwelt komplett abschottet und ein eigenwilliges Leben führt. „Der Bunker“ kann bis heute eine kleine Fangemeinschaft hinter sich vereinen und nun erscheint mit „A Pure Place“ der nächste Geheimtipp von Nikias Chryssos. Dieser ist zwar nicht ganz so durchdacht wie sein Debütfilm, aber begeistert dennoch mit seiner Eigenwilligkeit.

A Pure Place - Filmplakat
A Pure Place – Filmplakat © Koch Films

Paul (Claude Heinrich) und Irina (Greta Bohacek) sind Geschwister, die auf einer kleinen griechischen Insel leben. Beide sind Teil einer geheimnisvollen religiösen Sekte, die ihre Mitglieder in die Reinen und in die Dreckigen unterteilt. Als Irina von Fust (Sam Louwyck), dem Anführer der Gemeinschaft, zu den Reinen befördert wird, fängt sie an, ihren Bruder immer weiter zu vernachlässigen. Dieser bemerkt währenddessen, dass in der Sekte etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, weshalb er beschließt, seine Schwester aus den Fängen der Gruppierung zu befreien.

Wenn von Reinheit gesprochen wird und Menschen durch diese Ideologie unterdrückt werden, muss man unweigerlich an Bezüge zur NS-Zeit denken. Immer wieder fühlt man sich an das Dritte Reich durch verschiedene Elemente erinnert. Eines der wohl auffälligsten Mittel, um die Ideologie in der Gemeinschaft zu verankern, ist Propaganda, welche in einer zentralen Szene mithilfe eines Theaterstückes verbildlicht wird. Leider sind solche Szenen eher Seltenheit. Nach dem Film möchte man eigentlich gerne mehr erfahren, wie die Sekte funktioniert, jedoch macht die Laufzeit von 90 Minuten einen Strich durch die Rechnung. Gerne hätte der Film länger und ausführlicher sein können, denn auch die Figuren leiden unter der Laufzeit.

A Pure Place - Sam Louwyck
A Pure Place – Sam Louwyck © Koch Films

Dass die Figuren nicht überzeugen wollen, liegt nicht nur an dem Drehbuch, sondern ebenso an den Darstellern. Ein häufiges Problem an deutschen Produktionen ist, dass die Schauspieler zu theatralisch wirken und diese Problematik trifft ebenfalls auf „A Pure Place“ zu. Alles wirkt etwas zu ausdrucksstark und übertrieben, wodurch sich die Figuren nicht mehr realistisch anfühlen. Den vielen Kinderdarstellern möchte man dabei aber natürlich nicht böse sein. Wahrscheinlich wirkt der Cast teilweise noch schwächer, da Sam Louwyck („The Wild Boys“) als Sektenanführer einfach überragend ist. Kein anderer Darsteller im Film kommt an seine Präsenz heran, weshalb Mängel nur umso mehr auffallen, wenn Louwyck seine Kollegen an die Wand spielt.

Kameraarbeit und Produktionsdesign sind dafür wirklich überragend. Die Musik ist sehr an traditionellen griechischen Klängen orientiert, was sehr gut passt und die Diskrepanz zwischen den Reinen und Dreckigen wird ebenfalls auf visueller Ebene gezeigt, indem das Produktionsdesign entweder sehr hell oder sehr düster ist. Durch die düstere Geschichte, welche im Gegensatz zur hellen Inszenierung steht, fühlt man sich beispielsweise an „Midsommar“ von Ari Aster erinnert.

A Pure Place: Greta Bohacek
A Pure Place: Greta Bohacek © Koch Films

Das größte Problem des Filmes ist, abseits des Schauspiels und der Oberflächlichkeit in der Darstellung der Sekte, das sehr unbefriedigende Ende. Es gibt einen Moment im Finale, der einen wirklich erstarren lässt, jedoch wird diese hervorragende Szene, welche ein perfekter Abschluss gewesen wäre, später revidiert. So sind die letzten Szenen leider eine Enttäuschung, da „A Pure Place“ viel zu fröhlich und schließlich unpassend endet. Gleichzeitig muss man dem Film aber auch zugute halten, dass sich einige Elemente erst im Nachhinein erschließen, wenn man sich ausführlich mit der griechischen Geschichte auseinandergesetzt hat, wodurch der Film zugleich, Chryssos besitzt griechische Wurzeln, etwas Persönliches an sich hat.

Filmwertung
6/10

Kurzfassung

Eine interessante Thematik, welche aber leider unbefriedigend abgeschlossen wird.

Fazit:

Chryssos beweist mit „A Pure Place“, dass er zu den spannendsten Genre-Regisseuren Deutschlands gehört, obwohl der eigensinnige Film letztendlich nicht an die Genialität seines Debüts „Der Bunker“ herankommt. Dies liegt zum einem an dem Schauspiel, da nicht alle Darsteller überzeugen und das Ende wirkt ebenfalls sehr unpassend. Durch die Parallelen zur NS-Ideologie erhält „A Pure Place“ jedoch zumindest eine interessante Meta-Ebene.


von Lukas Weinandy

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