Witches in the Woods – Filmkritik zum Blu-ray Release

Hannah Kasulka in Witches in the Woods
Hannah Kasulka in Witches in the Woods © Tiberius Film

Die Kritik:

Witches in the Woods - Blu-ray
Witches in the Woods – Blu-ray © Tiberius Film

Eine Gruppe Teenager, ein defektes Auto, ein verfluchter Wald und jede Menge Konfliktpotenzial. Ein Konzept auf das viele Regisseure, nicht nur im Low-Budget Bereich, seit geraumer Zeit zurückgreifen. So auch Director Jordan Barker und Autor Christopher Borrelli mit “Witches in the Woods”. Ob die beiden damit Erfolg haben, erfahrt ihr in unserer Kritik.

In “Witches in the Woods” begleiten wir eine Gruppe junger Erwachsener, auf ihren Weg in den geplanten Skiurlaub. Durch eine gesperrte Straße sehen sich die Teenager dazu gezwungen, von ihrer eigentlichen Route abzuweichen. Sie entschließen sich die Sperrung über eine kleine verschneite Straße, direkt durch einen tiefen Wald, zu umfahren. Einige Zeit später jedoch kommt das Auto, durch eine kurze Unaufmerksamkeit des Fahrers, von der Straße ab. Verzweifelt versuchen die Teenager das Auto aus den Schneemassen zu befreien, doch ohne Erfolg. Abgegrenzt von der Außenwelt, entbrennt für die jungen Leute ein Kampf um Leben und Tod. Denn nicht nur die Kälte Macht der Gruppe zu schaffen, sondern scheinbar auch eine übernatürliche Kraft, die in diesen Wäldern seit Jahrhunderten ihr Unwesen treibt.

Gleich zu Beginn des Films stellt uns Barker grob, in einer hübschen 360 Grad Kamerafahrt durch das Fahrzeug, seine Charaktere und deren Beziehung zueinander vor. Dabei wird schnell klar, dass es sich, wenig überraschend, um die im Genre altbekannten Stereotypen handelt. Angeführt wird die Gruppe von der selbstbewussten Jill, gespielt von Hannah Kasulka. Begleitet wird diese von ihrem Freund Derek (Craig Arnold), ihrer Freundin Alison (Sasha Clements), den beiden Brüdern Matty und Tod (Alexander De Jordy, Kyle Mac), dessen Freundin Bree (Humberly Gonzalez) und dem zurückhaltenden und etwas schüchternen Phillip (Corbin Bleu). Es ist nicht verwunderlich, dass Barker und Borrelli es in 90 Minuten nicht schaffen, solch einer Fülle an Charakteren, besondere tiefe einzuhauchen. Obwohl sich der Großteil des Filmes und damit meine ich wirklich der Großteil, mit Dialogen innerhalb des Autos beschäftigt, lernen wir die Figuren und deren Antrieb nicht wirklich kennen.

Hannah Kasulka in Witches in the Woods
Hannah Kasulka in Witches in the Woods © Tiberius Film

Die Charaktere bleiben zu jeder Zeit des Films, flach und eindimensional. Eine emotionale Bindung zu den Figuren bleibt dadurch leider aus. Die nur mittelmäßige deutsche Vertonung, ist dabei sicherlich auch nicht sehr förderlich. Auch das kaum vorhandene Sounddesign des Films lässt zu wünschen übrig. Während und zwischen den Dialogen, ist kaum ein Geräusch wahrzunehmen. Gerade im Horror-Genre ist ein gutes Sounddesign ein entscheidender Faktor, in Bezug auf die Atmosphäre des Films und die leidet leider sehr darunter. Die Bilder und der dazugehörige Ton, sind schwer in Einklang zu bringen. Zumindest visuell schafft es Barker zu überzeugen. Na ja, zumindest die ersten 30 Minuten. Weite und optisch ansprechende Aufnahmen der kanadischen Landschaft, lassen ein erstes Gefühl von Isolation und Abgeschiedenheit entstehen.

Wieso man sich letztendlich dafür entschied, die beinahe komplette Handlung des Films im Auto zu erzählen, ist für mich ein absolutes Rätsel. Vom allgemeinen Setting mal abgesehen, schafft es die Kamera und der Schnitt jedoch ein stimmiges Bild abzugeben. Die Kamera passt sich den Situationen gut an, Emotionen und Mimik werden gut eingefangen und übermitteln schon früh im Film das Gefühl, eines oder mehrerer möglicher Konflikte innerhalb der Gruppe. Meiner Meinung nach wird auf diese aber zu geringfügig eingegangen. Immer wieder spielt der Film auf eine, in der Vergangenheit liegende mögliche Vergewaltigung einer der Figuren an, ohne diese jemals wirklich aufzugreifen, geschweige denn zu thematisieren. Dieses mutmaßliche Ereignis wird einzig und allein dafür genutzt, das seltsame Verhalten eben dieser einen Person, einigermaßen logisch zu erklären und dabei dennoch den möglichen Einfluss einer übernatürlichen Kraft offenzulassen.

Szene aus Witches in the Woods
Szene aus Witches in the Woods © Tiberius Film

Anstatt das Barker und Burrelli versuchen, durch dieses sozialkritische Thema, der eh schon kaum vorhandenen Story, etwas mehr Tiefe zu verleihen, halten die beiden lieber an einem anderen Konflikt fest, der so schon in unzählige Filmen zu sehen war. Wie im Genre üblich bleibt auch “Witches in the Woods” nicht von unzähligen Logikfehlern befreit. Besonders gegen Ende des Films wird merklich spürbar, dass das Skript einige Fehler aufweist. Das führt mich direkt zu meinem größten Kritikpunkt, der Story. Mit dem Titel „Witches in the Woods“ versucht Barker meiner Meinung nach lediglich an die Erfolgsserie anderer Titel der letzten Jahre, mit dem Schwerpunkt Hexen und dunkle Magie, anzuknüpfen.

Denn mit Hexen oder gar mit Horror hat dieser Film eher weniger zu tun. Wenn man denn gewollt ist von der unglaublichen Trägheit abzusehen. Es wurde bloß ein Verweis auf die Existenz einer bösen Kraft durch Hexen oder ähnlichem im Film platziert und dieser, aufgepasst, in Form eines Flyers in einer naheliegenden Tankstelle. Sehr kreativ. Das erweckt in mir den Eindruck als hätten sich die Verantwortlichen kurzfristig dazu entschieden, diesen Aspekt dem Film hinzuzufügen. Ursprünglich hätte „Witches in the Woods“ ebenso gut ein Film über ein paar in der Wildnis gestrandeten Teenager sein können, die sich aufgrund von Intrigen, Isolation und Rache gegenseitig abmurksen.

Filmwertung
3/10

Kurzfassung

Survival-Drama das versucht ein Horrorfilm zu sein

Fazit:

Das Konzept von “Witches in the Woods” wirkt wenig durchdacht. Story und Setting greifen nicht ineinander, wodurch die meiste Zeit des Films keine ernst zu nehmende Stimmung aufkommt. Oberflächliche und teils dumm geschriebene Dialoge verhindern es, Empathie oder zumindest Sympathie für die Charaktere zu entwickeln. In Sachen Präsentation schlägt Regisseur Jordan Barker leider trotz gelungenen Auftakt die falsche Schiene ein, wodurch er viel Potenzial liegen lässt. Am Ende bleibt ein nullachtfünfzehn Survival-Drama das versucht, durch Hinzufügen einiger Elemente des Horrors etwas zu sein, was es nicht ist.


von Marcel Feldermann

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