Why Him? – Blu-ray Kritik: Cranston vs. Franco

Why Him? - Laird (James Franco) und Stephanie (Zoey Deutch)
Why Him? - Laird (James Franco) und Stephanie (Zoey Deutch) © Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die Kritik:

Man muss sich nach dem Ansehen von Why Him? schon fragen, ob der einst vielversprechende Comedy-Autor und Regisseur John Hamburg seinen guten Sinn für Humor mittlerweile völlig verloren hat. Vor 17 Jahren zeichnete er sich noch für das Drehbuch des modernen Komödien-Klassikers „Meine Braut, ihr Vater und ich“ verantwortlich, nun dreht er die Prämisse dieses Films einfach mal um und präsentiert mit „Why Him?“ eine uninspirierte und vor allem leider weitestgehend unlustige Angelegenheit, die sämtliches versammeltes Talent total verschwendet.

Why Him? - Blu-ray Cover
Why Him? – Blu-ray Cover © Twentieth Century Fox

Damit ist Hamburg wie auch schon letztes Jahr mit „Zoolander 2“ meilenweit von seinen charmanten und sehr komischen Filmen wie „Trauzeuge gesucht“ oder „Und dann kam Polly“ entfernt. Traurig ist es aber auch um Bryan Cranston, dessen Karriere nach „Breaking Bad“ leider längst nicht so optimal verläuft, wie es der großartige Akteur verdient hätte, auch wenn er seine Sache als sorgender und geradliniger Vater durchaus gut macht.

Damals bei „Meine Braut…“ war es noch die klassische Prämisse, bei der der nervöse Greg Focker zum ersten Mal auf die Eltern seiner Freundin trifft und sich ständig auf die Probe gestellt fühlt. Auch Klassiker wie „Rat mal, wer zum Essen kommt“ spielten schon mit der Situation, kürzlich war es auch der großartige „Get Out“, der der Prämisse jede Menge frische Ideen entlockte. In „Why Him?“ werden die bieder-spießigen Eltern Ned (Bryan Cranston) und Barb Fleming (Megan Mullaly) zufällig mit der Tatsache konfrontiert, dass ihre geliebte Tochter Stephanie (Zoey Deutch) schon seit einer Weile einen Freund hat, ohne je von ihm berichtet zu haben. So entscheidet sich Stephanie dazu, ihre überrumpelten Eltern auf ein Wochenende zu ihrer großen Liebe einzuladen, die sich als super-exzentrischer und ätzend-lauter Internet-Jungmillionär Laird (James Franco) entpuppt. Dieser dauervulgäre und übertrieben gastfreundliche Typ, der ein protziges Riesenanwesen sein Eigen nennt und am liebsten oberkörperfrei und all seine Tattoos präsentierend durch die Gegend läuft, ist den Flemings sofort ein Dorn im Auge. Es folgt ein Wochenende voller peinlich-berührender und unangenehmer Momente, bei dem sich Laird eher schlecht als Recht zu beweisen versucht…

Why Him? - Die Fleming´s sind verwundert
Why Him? – Die Fleming´s sind verwundert © Twentieth Century Fox

Leider ist bei „Why Him?“ ziemlich genau von der ersten Sekunde an klar, dass hier nur wenig funktioniert und der sogenannte Humor ziemlich flach fällt. Leider macht der Film auch überdeutlich, wie tief das Niveau der durchschnittlichen amerikanischen Komödie in den letzten Jahrzehnten gefallen ist, gerade wenn man Hamburgs thematisch ähnlichen „Meine Braut, ihr Vater und ich“ betrachtet. Wenn gar nichts mehr hilft, wird hier immer wieder kräftig die vulgäre Keule geschwungen, was bedauerlicherweise schon in den ersten Sekunden passiert und man den Film getrost abbrechen könnte. So wirkt der – wie so oft in den letzten Jahren – improvisierte Humor spürbar bemüht, Lacher zu erzielen, wodurch Witze schmerzhaft in die Länge gezogen werden, bis jeder Tropfen Komik ausgequetscht wurde.

Man hat hier durchweg den Eindruck, dass keiner der talentierten und oft natürlich komischen Beteiligten, wirklich Lust auf diesen Film hatte und letztlich einfach nur ihr Ding durchziehen. Letzten Endes sind es dann aber gerade Cranston, Franco, Mullaly und auch der nun schon oft in schwachem Material besetzte Sonnenschein Zoey Deutch, die den Film mit ihrer Präsenz noch leidlich unterhaltsam machen. Ein kleiner Lichtblick ist auch der deutsche (und natürlich schwule) „Hausverwalter“ Gustav, der durchaus inspiriert und mit Spaß an dem Part von US-Komiker Keegan-Michael Kay gespielt wird.

Why Him? - Diskussion zwischen Ned (Bryan Cranston) und Laird (James Franco)
Why Him? – Diskussion zwischen Ned (Bryan Cranston) und Laird (James Franco) © Twentieth Century Fox

Humor ist natürlich immer subjektiv und manch ein Zuschauer wird auch hier sicher seine kurzweilige Freude finden. Dennoch ist es unbestreitbar, dass „Why Him?“ schlicht maximal formelhaftes und vorhersehbares Komödienkino von der Stange ist, das sich nicht mal darum bemüht, einigermaßen nachvollziehbares menschliches Verhalten darzustellen. Der ständige „Humor“ unter der Gürtellinie erweist sich frühzeitig als anstrengend und kindisch, die Erzählweise als mechanisch und klischeebehaftet. Manch netten Einfall hat der Film dennoch zu bieten, gerade in der geschmacklosen Einrichtung von Lairds Silicon Valley-Villa, zu der nicht nur groteske Kunstwerke (darunter ein Elch, der in seinem eigenen Urin schwimmt), sondern auch automatische japanische Toiletten gehören, deren komödiantisches Potential gnadenlos ausgeschlachtet wird. Auch manch netter Cameo-Auftritt weiß hier zu gefallen, kann diesen letztlich freudlosen Film aber auch nicht retten. Nicht mal die titelgebende Frage „Why Him“ kann der Film sinnvoll beantworten, denn warum sich Stephanie von dem grotesk überzeichneten Laird neben seiner immer wieder propagierten „Ehrlichkeit“ (Filterlosigkeit trifft es eher) angezogen fühlt, bleibt leider völlig unklar.

Bild:

Die Blu-ray von „Why Him?“ bietet eine typisch hochpolierte und knackige digitale Bild-Ästhetik, wie man sie von vielen Produktionen heutzutage gewohnt ist. Das bedeutet vor allem exzellente Schärfe- und Detaillevel, bei der jede Pore auf den Gesichtern der Darsteller exakt zu bewundern ist. Dazu kommen sehr natürliche, aber auch ansprechend gesättigte Farben, hervorragende Kontraste und Schwarzwerte. Kein spektakuläres Bild also, aber dafür ein sehr ansprechendes und fehlerfreies.

Ton:

Laird (James Frankco) wird von seinem Assistenten Gustav (Keegan-Michael Key, dt. Sprecher: Rick Kavanian) "trainiert".
Laird (James Frankco) wird von seinem Assistenten Gustav (Keegan-Michael Key, dt. Sprecher: Rick Kavanian) „trainiert“. © Twentieth Century Fox

„Why Him?“ ist eine erwartungsgemäß dialoglastige Angelegenheit, dadurch spielt sich der Großteil des Schauspiels an den vorderen Lautsprechern ab. Klarheit und Verständlichkeit der Dialoge erweist sich als exzellent, während die Surround-Boxen nur bedingt gefordert werden. Hier ist es vor allem die Musik, die sich hier oft angenehm differenziert verteilt, allerdings verirren sich hier nur manche atmosphärische Geräusche. Ansonsten erweisen sich die 7.1 DTS-Spuren als überraschend dynamisch, immer wieder wird auch der Subwoofer kräftig angesteuert.

Extras:

Das Bonusmaterial der Blu-ray beschränkt sich primär auf diverse Outtakes der verschiedenen Figuren, bei denen die Darsteller ihre Improvisationskünste meist mehr schlecht als recht unter Beweis stellen. Hier überzeugt die Blu-ray zumindest mit ansprechender Quantität, wirklich lustiger als beim Film geht’s aber auch hier überraschenderweise nicht zu. Dazu kommen auch noch ein Audiokommentar mit Regisseur John Hamburg, Co-Autor Ian Helfer und Cutter William Kerr, viele entfernte Szenen, eine Bildergalerie und der Original-Trailer.
Spaß am Set (09:58 Min.)
Ausgedehnte Toiletten-Sitzung (06:39 Min.)
Warum Gustav? (04:23 Min.)
Barb Fleming – Die heiße Mom (05:44 Min.)
Lou – Der Entertainer (04:27 Min.)
Richard Blais – Der Molekular-Gastronom (01:46 Min.)
Entfallene Szenen (31:19 Min.)
Audiokommentar von John Hamburg, Ian Helfer und William Kerr
Bildergalerie (03:48 Min.)
Original Kinotrailer (02:33 Min.)

Blu-ray Wertung
  • 5/10
    Film - 5.0/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 8.5/10
    Ton - 8.5/10
  • 6/10
    Extras - 6.0/10
6/10

Kurzfassung

„Why Him?“ ist leider eine durchweg formelhafte und klischeereiche Vater-gegen-Schwiegersohn-Komödie, deren vulgärer Humor früh verzweifelt wirkt und nur für wenige Lacher gut ist.

Fazit:

Regisseur und Autor John Hamburg lässt mit „Why Him?“ nichts unversucht, um seiner müden und uninspiriert abgehandelten Prämisse mit kindisch wirkendem vulgären Humor einige Lacher abzugewinnen. Leider geht das gründlich schief, denn hier wirkt nicht nur alles vorhersehbar, sondern auch selten nachvollziehbar, geschweige denn komisch. Nur sehenswert für die Darsteller die Besseres verdient haben.


von Florian Hoffmann

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