Kritik zum Film Waiting For The Barbarians

Waiting For The Barbarians - Mark Rylance als Magistrat
Waiting For The Barbarians - Mark Rylance als Magistrat © 2020 Universal Pictures Germany

Die Kritik:

Waiting For The Barbarians
Waiting For The Barbarians Blu-ray Cover © 2020 Universal Pictures Germany

Mit „Waiting For The Barbarians“ hat der kolumbianische Regisseur Ciro Guerra („Birds Of Passage“) ein ganz besonders Werk geschaffen bzw. besser gesagt adaptiert. Der schon 1980 veröffentlichte Roman stammt aus der Feder des Afrikaners John Maxwell Coetzee. Das besondere an Buch und Film ist die fehlende historische Einordnung, was noch mehr für eine Parabel steht: Anwendbar damals wie heute. DVD und Blu-ray erschienen am 05.11.2020 und wir wollen sie an dieser Stelle eine BD kritisieren.

Der Film folgt Schauspieler Mark Rylance als Magistraten in einem zunehmend kolonialisierten fremden Land. Dieses wird von den Figuren als „am Ende der Welt“ verortet. Die dort in der Wüste lebenden Nomaden sieht der Zuschauer zumeist als namen- und gesichtslose Ureinwohner. Der Film wird durchweg aus den Augen der Unterdrücker erzählt, wobei der Magistrat noch zu den milden Leuten gehört. Oberst Joll (Johnny Depp) und später Mendel (Robert Pattinson) sind die wahren Sadisten, die Feinde erkennen, wo gar keine sind und Krieg beginnen…

Waiting For The Barbarians - Eing anz seltener Moment der Heiterkeit
Waiting For The Barbarians – Ein ganz seltener Moment der Heiterkeit © 2020 Universal Pictures Germany

Mit ganz viel Ruhe und Empathie wird in der ersten Stunde Laufzeit die Situation geschildert und Figuren erklärt. Mark Rylance spielt die humane Form des Kolonialisten, die aber freilich auch nicht frei von Schuld ist. Insgesamt kommt diese Hauptfigur vielleicht eine Spur zu freundlich (oder naiv) rüber. Brutal ist „Waiting For The Barbarians“ dabei lange Zeit nur in den Schilderungen ohne die Folter explizit zu zeigen, die Johnny Depp als Oberst Joll ausübt oder befiehlt. Liegt es an der Allgegenwärtigkeit  in der Klatschpresse oder schlicht an der grundunsympathischen Figur? Doch Depps Performance wirkt irgendwie selbstverliebt mit Hang zum Overacting. Mit diesen beiden Figuren stehen sich vermeintlich Engel und Teufel gegenüber, die wiederum auf Befehl ihre Tätigkeiten ausüben.

Oberst Joll (Johnny Depp) in Waiting For The Barbarians
Oberst Joll (Johnny Depp) in Waiting For The Barbarians © 2020 Universal Pictures Germany

„Waiting For The Barbarians“ hebt sich mit seiner Herangehensweise sehr von anderen Genre-Vertretern ab. Spaß machen oder Unterhaltung bieten gehörten ganz offensichtlich nicht zu Regisseur Ciro Guerras höchste Anliegen mit diesem Film. Die unkonventionelle Art wird der Romanvorlage vermutlich gerecht, im Spielfilm wirkt sich das aber recht sperrig für den Zuschauer aus. Die aufkommenden Emotionen des Zuschauers werden kaum befriedigt, was bis zum Ende anhält. Interessant, sehenswert und diskussionswürdig ist der Stoff aber alle mal.

Bild:

Der Film lässt meistens die Bilder für sich sprechen. Dunkel und karg sieht es im Fort aus. Bunte Farben sucht man vergeblich. Die unwirtliche Welt außerhalb der Mauern verstärkt den Eindruck einer fremden Welt, in die man nicht einfach so rücksichtslos einfallen sollte.

Ton:

Ein gut abgestimmter Soundtrack untermalt die wichtigen Szenen. Abseits der Bilder sind es die Dialoge, die hier hängen bleiben. So wird von den Unterdrückern etwa der Krieg als etwas definiert wobei man anderen etwas aufzwängt, zu der sie von sich selbst aus nicht entscheiden. Ein Beweis dafür, wie leicht ihnen die Gräueltaten von der Hand gehen.

Extras:

Nebst Trailer gibt es auf der Blu-ray nur ein 12 minütiges Making Of. Das ist dafür aber recht interessant und aussagekräftig gestaltet.

Blu-ray Wertung
  • 6.5/10
    Film - 6.5/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 2/10
    Extras - 2/10
6.5/10

Kurzfassung

Sehenswert und diskussionswürdig fern ab von konventioneller Genrekost.

Fazit:

„Waiting For The Barbarians“ gestaltet sich sperrig, da die vermeintlich simple Geschichte als Parabel herhalten muss. Nichts für Zwischendurch aber sehens- und hörenswert.


von Nicolas Wenger

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