Vortex – Eine neue Seite an Gaspar Noé

"Vortex" von Gaspar Noé
"Vortex" von Gaspar Noé © Rapid Eye Movies

Die Kritik:

Gaspar Noé ist einer der spannendsten Regisseure unserer Zeit, denn man darf sich bei seinen Filmen auf unkonventionelle Mechaniken und auf die Ansprache von Tabu-Themen freuen. Noé nimmt kein Blatt vor den Mund, weshalb er nicht davor zurückschreckt, ebenfalls zutiefst verstörende Werke zu erschaffen. Man denke nur an „Irreversible“ oder „Climax“. Außerdem enthalten seine Filme eine extreme Brutalität und einen expressiven Stil. „Vortex“ geht nun einen neuen, anderen Weg, der aber mindestens genauso gut ist. 

Das Digipak des Filmes
Das Digipak des Filmes © Rapid Eye Movies

„Vortex“ stellt ein altes Ehepaar (Dario Argento & Françoise Lebrun) in den Vordergrund, welches augenscheinlich zufrieden und glücklich ist. Doch die Ruhe und das Glück der beiden wird bald enden, als sich bei der Frau eine bösartige Krankheit ausbreitet: Demenz. Ihr Ehemann, ein früherer Filmkritiker, möchte ihr helfen, aber er verfügt nicht über genug Kraft, um ständig auf sie aufzupassen. Zusätzlich bereitet ihr Sohn (Alex Lutz) Schwierigkeiten. Die Familie ist mit Problemen behaftet, die in eine Tragödie führen werden …

Wie schon bei „Lux Æterna“ erzählt Noé seine Geschichte, indem er einen Split Screen einbaut.  „Lux Æterna“ dauerte aber auch nur 55 Minuten, während „Vortex“ nun eine immense Laufzeit von 142 Minuten besitzt. Das klingt nicht nur anstrengend, sondern das ist es auch. Schließlich werden nicht nur Bilder parallel dargestellt, auch der Ton überlappt sich. Aus diesen Gründen wird „Vortex“ eine kräftezehrende Erfahrung, denn der Zuschauer ist dem Split Screen von Noé schutzlos ausgeliefert, wodurch viele Eindrücke gleichzeitig auf den Zuschauer einprasseln.

Dario Argento und Françoise Lebrun
Dario Argento und Françoise Lebrun © Rapid Eye Movies

Diese Eindrücke sind aber keine ausufernde Gewalt oder hemmungsloser Sex, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Werken des Regisseurs. Noé stellt uns den Alltagshorror dar, welchem wir nicht entfliehen können. Wir fühlen mit, was in den Köpfen der Protagonisten passiert, als Demenz langsam bei der Figur von Françoise Lebrun („Ich wünsche dir ein schönes Leben“) auftritt. Ihren Krankheitsverlauf erleben wir seit dem ersten Tag mit. Das Schauspiel von Françoise Lebrun kann man nur als Naturgewalt beschreiben. Ihre Darstellung berührt den Zuschauer, da sich die Krankheit unfassbar real anfühlt. Auch Regielegende Dario Argento, bekannt für „Suspiria“, brilliert vor der Kamera. Zudem muss sich Alex Lutz („OSS 117 – Er selbst ist sich genug“) und seine Darstellung des Sohnes nicht vor seinen Filmeltern verstecken, da sein Charakter eine der interessantesten Figuren im gesamten Drama ist. 

Der Split Screen in "Vortex"
Der Split Screen in „Vortex“ © Rapid Eye Movies

Natürlich muss man sich erst einmal in „Vortex“ hineinfinden und kurzweilig sind diese 142 Minuten sicherlich nicht. An einigen Stellen sind sie bewusst quälend lang, damit wir den Leidensweg als Zuschauer miterleben. Im Endeffekt lohnen sich die Anstrengungen jedoch komplett. 

Bild:

Im Gegensatz zu den anderen Werken von Noé ist „Vortex“ kein Bilderrausch oder Fiebertraum. Die Inszenierung ist minimalistisch und begrenzt, was zu dieser persönlichen Geschichte herrlich passt. Des Weiteren ist die Idee des Split Screens phänomenal. 

Ton:

Man kann „Vortex“ nur auf Französisch mit deutschen Untertiteln ansehen. Dabei treten keinerlei Beschwerden auf. 

Extras:

Das limitierte Digipak besitzt ein wunderschönes Design. Außerdem sind Artcards, ein Trailer, Teaser sowie ein Interview mit Gaspar Noé enthalten. Für den Preis hätte man aber noch mehr Bonusmaterial erwarten dürfen. 

Blu-ray Wertung
  • 8.5/10
    Film - 8.5/10
  • 8.5/10
    Bild - 8.5/10
  • 7.5/10
    Ton - 7.5/10
  • 5.5/10
    Extras - 5.5/10
7.5/10

Kurzfassung

Der emotionalste Film von Gaspar Noé! 

Fazit:

„Vortex“ zeigt eine neue Seite von Gaspar Noé, die in fast allen Belangen funktioniert. Es ist eine kräftezehrende Erfahrung, doch die Anstrengungen lohnen sich. Technisch ist das Drama durch die Verwendung des Split Screens spannend und das Schauspiel kann man nur als Naturgewalt bezeichnen. 


von Lukas Weinandy

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