Vampire in Brooklyn: Blu-ray Kritik

Vampire in Brooklyn - Artwork
Vampire in Brooklyn - Artwork © Paramount Pictures

Die Kritik:

Was müssen sich Horrorfans Mitte der 90er gedacht haben, als bekannt wurde, dass Horror-Altmeister Wes Craven eine Horror-Komödie inszenieren wird? Immerhin hatte er Jahre zuvor mit „Shocker“ schon einen Horrorfilm gedreht, welcher seine humoristischen Einlagen hat. Außerdem haben die von ihm inszenierten „Nightmare on Elm Street“- Filme auch durchaus einen leicht-lustig-lockeren Unterton. Selbst nach „Vampire in Brooklyn“ hat er mit der „Scream“- Reihe große Selbstironie bewiesen und ein neues Untergenre geschaffen, welches eine Mischung aus Horror, Komödie und Satire ist, welches auf einer Meta-Ebene getragen wird. Auf den ersten Blick erst mal keine schlechte Wahl. Aber mit dem immer unbekümmerten Stand-Up-Comedian Eddie Murphy in der Hauptrolle? Auch wenn dieser in mehreren Actionstreifen und Komödien mitwirkte, welche vielmehr für ein erwachseneres Publikum gedacht schienen, sah man ihn nicht unbedingt in der Rolle eines brutalen und mystischen Vampires. Die kindergeeigneten Filme kamen eher danach mit Titeln wie „Dr. Dolittle“ oder „Der verrückte Professor“. Fans beider Lager waren folglich gespannt auf das Projekt, wenn gleicherweise mit einer gewissen Skepsis. Am Ende blieb ein großer Erfolg an den Kinokassen aus und ebenso die Kritiker konnte er nicht überzeugen, auch wenn sich der Film eine kleine Fanbase schaffen konnte. 25 Jahre später feiert das Werk seine Blu-ray Premiere in Deutschland, welche im Zuge vieler Eddie Murphy (Neu)-Veröffentlichungen in (U)HD mit in den Ring geworfen wurde. Also wie wirken die Vampire in Brooklyn aus heutiger Sicht und wie gut ist der Transfer in High Definition gelungen?

Fangen wir weit vor der BD-Veröffentlichung mit einer kleinen Retrospektive an. Kurz vor der Jahrtausendwende, genauer gesagt am 30.10.1999.

Einst nahm mein 8-Jähriges Ich diesen Film im Zuge eines Halloween-Thementages auf VHS auf. Natürlich durfte ich den Streifen damals nicht sehen. Aber beim Aufnehmen der Halloweenepisoden von „Die Simpsons“, „Alle unter einem Dach“, „Clueless“, „Sabrina – Total Verhext“, „Roseanne“, einer „Buffy“-Episode und dem 20:15 Uhr Spielfilm „Mars Attacks“ lief die Aufnahme dank der Longplay-Funktion am Videorekorder weiter. Die Überraschung war am nächsten Tag groß und der Film schlug bei mir ein wie eine Bombe und sollte mein starkes Interesse an Mystery und Horror noch mehr entflammen und nachhaltig prägen. Fan von Vampiren in Kino und Fernsehen bzw. vom Mythos des Vampirismus war ich bereits davor gewesen. Und längst war mir bewusst, dass viele Ausstrahlungen mit der Thematik scheinbar nicht umzugehen wussten. Aber als Mr. Murphy, welchen ich damals nicht erkannt habe, aus dem anschleichenden Nebel einer Hintergasse in Brooklyn hervorkam und in einer lockeren und eloquenten Form aufzählt, auf welche Art er schon um die Ecke gebracht wurde, nachdem er kurzzeitig zuvor erschossen wurde, nur um anschließend in astreiner Vampirmanier wieder aufzustehen, hatte mich dieser Film sofort. Die schicken Klamotten, welche an Anzüge aus Noir-Filmen der 50 Jahre erinnerten. Die zurückhaltende Gentleman-Attitüde, welche immer mit kurzen animalischen Ausrastern verfeinert war, zog mich in seinen Bann. Vieles konnte ich damals zwar nicht wirklich verstehen, was ich aber einfach ausblendete. Zu unterhaltsam und eindringlich war der Charme des Vampires Maximilian. Als gegen Ende der Vampirismus in ihm immer stärker gezeigt wurde und das VHS-Band ca. 5 Minuten vor Filmende voll war, schuf dies ein nur noch größeres Interesse an diesem Werk. Weil ich in der Fernsehzeitung gelesen habe, dass der Film in der Nacht in einer Wiederholung erneut ausgestrahlt wurde und damals wusste, dass Horrorfilme vor Mitternacht im Übrigen mal in einer gekürzten Fassung liefen, zudem der Streifen an manchen Stellen „unrund“ wirkte, dachte ich nur eine geschnittene Version gesehen zu haben. Auch wenn er sich im Nachhinein als ungeschnitten herausstellte, war ein Mythos geboren. Was kommt da noch? Gibt es eine Fortsetzung? Damals gab es in unserem Haushalt noch kein Internet und meine Fantasie und Hoffnung war grenzenlos.

Vampire in Brooklyn Blu-ray
Vampire in Brooklyn Blu-ray © Paramount Pictures

In unregelmäßigen Abständen und immerfort, wenn „die Luft rein war“ schaute ich mir den Film an. Mit seinen knapp 100 Minuten und dem Coolen wie zudem lustigem Flair war es zumeist eine kurzweilige Unterhaltung. Auch wenn es mir damals viel länger vorkam, bekam ich ein Jahr nach der deutschen TV-Premiere die Chance, das Ende des Films zu erblicken. In einem Eddie Murphy-Double-Feature, welches am 25.12.2000 ausgestrahlt wurde, zusammen mit „Die Glücksritter“. Mein Vater mochte den Film und ich sah meine Chance: „Du Papa, die Glücksritter haben wir doch noch nicht auf Kassette. Den sollten wir aufnehmen.“ Es ist sehr wahrscheinlich, dass meine Eltern wussten, was ich vorhatte. Sie dachten sich aber, dass der Zug mich vor diesem Film zu „schützen“ eh schon abgefahren ist. Ich durfte ihn erneut aufnehmen, aber nicht um die Uhrzeit schauen. Angestachelt vor Aufregung lag ich in meinem Bett und wartete, dass meine Eltern entweder selber nächtigten oder es endlich Morgen ist. Als am nächsten Tag noch alle schliefen, sprang ich aus meiner Kiste und rannte ins Wohnzimmer. Der Videorekorder hatte seine Arbeit erledigt und ich startete. Und das Schauen der letzten fünf Minuten war etwas ernüchternd. Ich musste feststellen, dass ich nicht wirklich was verpasst habe. Der Film sollte mir weiterhin gut in Erinnerung bleiben, verlor sich allerdings mit den Jahren. Die Story hätte ich aber auch ohne erneute Sichtung schnell wiedergeben können.

Der Vampir Maximilian ist der Letzte seiner Art. Lebte bisher auf den Inseln im Bermudadreieck und sucht nun nach einer letzten geeigneten Artgenossin. Diese scheint in Brooklyn zu leben, weswegen er dorthin reist, um sie auf seine Seite zu ziehen. Diese Artgenossin ist eine Polizistin namens Rita und wird dargestellt von Angela Bassett, die man heutzutage aus dem Marvelfilm „Black Panther“ kennen könnte und u.a. in dem New-Black-Cinema-Klassiker „Boyz in the Hood“ mitwirkte. Um eine Unterstützung und Verbindung in dieser „Neuen Welt“ zu haben, ernennt der Untote den Taugenichts Julius (gespielt von Kadeem Hardison) zu seinem Ghul. Als Gegenspieler zu Maximilian interpretiert Allen Payne Ritas Kollegen Justice (ja…Justice). Es ist die altbekannte „Dracula-Story“ von Bram Stoker. Parallelen zu dem drei Jahre zuvor erschienen „Dracula“ von Francis Ford Coppola sind nicht von der Hand zu weisen. Es gibt nur kleine Abänderung neben dem Setting. So sucht der Blutsauger hier nicht die Reinkarnation seiner früheren Liebe, vielmehr eine Nachfahrin aus seiner Blutlinie (ja, scheinbar können Vampire Kinder bekommen). Selbst die Brooklyn-Variante von Van Helsing bietet es in Form des Dr. Zeko, welcher von Zakes Mokae verkörpert wurde.

Nun geht man bei Eddie Murphy in der Hauptrolle direkt davon aus, dass es hier auch was zu lachen gibt. In der primären Rolle hält er sich allerdings zurück und interpretiert diese recht ernst. Das gelingt ihm mit Bravour und seine Leinwandpräsenz ist zu jeder Minute spürbar. Er gibt der doch recht simpel geschriebenen Figur viel Fleisch und kann die Coolness, den Sex-Appeal und eine gewissen „Mann-von-Welt-Attitüde“ überzeugend darstellen. Neben der genannten Aufgabe schlüpft Murphy auch zusätzlich in zwei weitere Rollen, welche voll in der typischen extrovertierten, viel und schnell redeten Art daherkommt. Während die Erste in Form eines Priesters noch gefallen kann, so wirkt die Zweite als Räuber doch wie ein Fremdkörper. Beide Rollen bzw. Szenen haben in der Handlung ihre Bewandtnis. Überzeugen können sie allerdings nicht. Wie zu bemerken ist, soll es sich hier um eine Horror-Komödie handeln. Was auch das große Problem des Films ist. Er scheint nicht richtig zu wissen, was er sein will. Als Horrorfilm nehmen die „lustigen“ Szenen zu viel von der Spannung und Atmosphäre. Als Komödie gibt es zu wenig klare Jokes. Die erwähnte Leichtigkeit, welche ich vor 20 Jahren empfand, ist jetzt noch spürbar. Wirkt sich allerdings kontraproduktiv aus. Wenn es eine Komödie im Horrorflair wäre oder eben ein Horrorfilm, der seine ein, zwei gezielt sitzenden Lacher hätte und dafür statt auf Atmosphäre eher mit Schauwerten in Form von übertrieben Splattereinlagen setzen würde, hätte der Film heute Kultstatus. Vor allem da die Charaktere gefühlt durch die Bank schlecht geschrieben sind und viel zu dämlich und eindimensional wirken. Am besten lässt sich dies an der weiblichen Hauptfigur erkennen. So ist es verständlich, dass durch die Blutlinie eine gewisse unterschwellige Verbindung zwischen ihr und Maximilian besteht. Wie leicht er es allerdings schafft, die Gesetzeshüterin auf seine Seite zu ziehen, wirkt unglaubwürdig und schade zugleich, weil man Rita als eine starke Persönlichkeit darstellen möchte. In diesem Prozess präsentiert sich Maximilian auch als nicht sehr charmant, was sich in seiner Haltung gegenüber Tieren und Frauen zeigt. Für einen alten Vampir zwar charaktergetreu, dass er gefühlt die gesamte Filmlänge zu sehen ist und ansonsten recht anziehend wirkt, dann doch störend. An dieser Stelle könnte man sagen, dass der Film schlecht gealtert ist. Da auch sonstige Identifikationsfiguren fehlen. Diesen Part soll wohl der erwähnte Justice einnehmen. Geht nur schlecht, wenn dieser gefühlt 10 Minuten im Film vorkommt und keinerlei Tiefe im Charakter zeigt. Er dient lediglich als Verbindung zur menschlichen Welt für Rita. Ansonsten könnte er genau so gut nicht im Film vorkommen. Er ist der Held, ohne Ecken und Kanten und kann Maximilian aber nichts entgegenbringen. Seine Figur hat mehr eine symbolische Wirkung.

Für den Humor sind Julius und sein Onkel, welcher von John Witherspoon verkörpert wird, zuständig. Und die Leistung von Herrn Witherspoon, wie das Zusammenspiel zwischen dem nicht auf den Mund gefallenen Julius Jones und Maximilian wissen immer wieder zu gefallen. Trotzdem bleibt der Humor größtenteils aus. Auch dafür scheint das Drehbuch verantwortlich zu sein. Wenn man zwanzig Jahre später über den ein oder anderen Gag schmunzeln kann, wünscht man sich vielmehr einen reinen Horrorfilm. Da zuweilen die Atmosphäre und Ästhetik zu überzeugen weiß.

Bild:

Über den Transfer kann man nicht meckern. Allerdings brilliert er auch nicht. Das Bild, welches im Verhältnis 1,78:1 daherkommt, ist sehr feinkörnig und gibt den Look der 90er schön wieder und wirkt zu keinem Zeitpunkt störend. Die Schärfe ist in Anbetracht des Alters angemessen. So können Details in Nahaufnahmen wesentlich besser erkannt werden. Der Schwarzwert ist gut, wenn auch nicht durchgehend. Der AHA-Effekt bleibt aus und trotzdem enttäuscht das Bild nicht. Manchmal ist weniger mehr. Da man durch die erkennbareren Details wie auch der aufgewerteten Beleuchtung in dunklen Szenen dem Film seine Studioproduktion ansieht und dies vor allem in der Eröffnungsequenz recht billig wirkt. Da hat man vor 20 Jahren auf seinem Röhrenfernseher mehr Atmosphäre gespürt.

Ton:

Auch der Sound kommt solide daher. Dialoge sind gut verständlich und die Filmmusik verteilt sich ordentlich im Raum. Ansonsten weiß die Scheibe aber nicht aufzufallen. Vielleicht gab die Produktion nicht etwas Besseres her. Aber man hat leicht das Gefühl, dass hier etwas mehr drin gewesen wäre. Geprüft wurde im O-Ton. In einem Kurztest wirkte die deutsche Tonspur in den Dialogen etwas dominanter.

Extras:

Die Blu-ray weist keinerlei Bonusmaterial auf. Was ein wenig schade ist, da ein Making-Of sich bestimmt als recht interessant herausgestellt hätte. Eddie Murphy wirkte als Produzent mit und sein großer Bruder Charlie Murphy schrieb am Drehbuch mit und war daher wahrscheinlich auch mal am Set anzutreffen. Zu sehen, wie die beiden Brüder mit Wes Craven zusammenarbeiten und die Intension der Filmschaffenden erläutert zu bekommen, wäre spannend gewesen.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 6/10
    Ton - 6/10
6.7/10

Kurzfassung

Bedingt lustiger Vampirhorror mit einem überzeugend anderem Eddie Murphy und Guilty-Pleasure-Potenzial.

Fazit:

Eddie Murphy als eloquenter und zugleich blutrünstiger Vampir weiß auch nach 20 Jahren zu überzeugen. Er muss den Film tragen und schafft dies zumeist. Wes Cravens Inszenierung einer Draculageschichte in den 90er-Jahren von Brooklyn hat allerdings seinen ganz eigenen Charme und die Practical Effects, in den leicht angedeuteten Splatterszenen, wissen zu überzeugen. Man wünscht sich direkt mehr davon. Der Film kann sich nicht entscheiden, was er genau sein will und schafft den Spagat aus Horror und Humor nur bedingt. Wer mit der Thematik von Vampiren, dem Schaffen von Mr. Craven und mit der Präsenz eines Eddie „MG-Mundwerk“ Murphys in einer erfrischend anderen Rolle etwas anzufangen weiß, darf hier zugreifen. Die Blu-ray setzt keine Maßstäbe, ist aber solide in ihrem Transfer und in Anbetracht des Preises zufriedenstellend.


von Douglas Laszlo

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