The Witch Next Door – Blu-ray Kritik zum Horrorfilm

The Witch next Door: Piper Curda
The Witch next Door: Piper Curda © Koch Films

Die Kritik:

The Witch Next Door - Blu-ray
The Witch Next Door – Blu-ray © Koch Films

„The Witch Next Door“ war während der aktuellen Pandemie ein absoluter Überraschungserfolg, besonders in den USA, was gerade hinsichtlich des Casts und der Crew ziemlich unerwartet kam. Haben wir es hier mit den nächsten, aufstrebenden Horror-Regisseuren nach Ari Aster („Hereditary„) und Robert Eggers („Der Leuchtturm„) zu tun oder hat der Film schlicht und ergreifend von der derzeitigen Lage profitiert?

In „The Witch Next Door“ geht es um Ben (John-Paul Howard), einen 17 Jahre alten Jungen, welcher mitten in der Pubertät steckt und dessen Eltern eine Scheidung durchmachen. Nachdem die Nachbarskinder spurlos verschwinden ist Ben sich sicher, dass es sich bei deren Mutter um eine Hexe (Zarah Mahler) handelt – doch niemand nimmt ihn sonderlich ernst, abgesehen von der Hexe selbst.

Relativ überraschend startet „The Witch Next Door“ als eine Art Coming-of-Age-Film, was wiederum den Einstieg in die Welt und ihre Figuren ziemlich einfach gestaltet. Es gibt eine Menge stereotypischer, aber auch (halbwegs) effektiver Szenen aus dem entsprechenden Genre. Da wäre der Streit mit der neuen Freundin des Vaters, das Kennenlernen einer neuen, guten Freundin und auch der provisorische Sex-Prank auf einer Partie. Nichts, was man nicht schon oftmals gesehen hat, die Umsetzung ist dafür allerdings nicht schlecht, obgleich auch nicht meisterhaft.

Zarah Mahler in The Witch Next Door
Zarah Mahler in The Witch Next Door © Koch Films

Bald kippt die Stimmung allerdings und „The Witch Next Door“ entwickelt sich weiter zu einem richtigen Horrorfilm. Coming-of-Age-Elemente rücken klar in den Hintergrund und das Mysterium um die Nachbarsmutter und ihre Fähigkeiten nimmt immer mehr Platz ein. Die Einflüsse verschiedener Horrorfilme sind hier klar erkennbar und so muss man leider leicht kritisieren, dass die Regisseure Drew T. Pierce und Brett Pierce das Rad wirklich zu keiner Sekunde neu erfinden. Viel mehr wirkt „The Witch Next Door“ wie eine Compilation vieler guter Horrorfilme und obgleich er an und für sich vernünftig inszeniert ist und nichts so richtig falsch macht – sofern man sich mit einigen Plotholes abfinden kann -, bleibt doch stets ein fader Beigeschmack wegen der mangelnden Innovation. Man merkt den Pierce-Brüdern an, dass sie das Genre verstanden haben, jedoch müssen sie aus ihrer Komfortzone herauskommen – dass im beiliegenden Q&A bereits über eine potenzielle Fortsetzung gesprochen wird, welche das Ende dieses Films zulässt, macht leider nicht allzuviel Hoffnung auf eine Loslösung aus dem Horror-Mainstream.

Ben wird gerade zu Beginn sehr viel Raum zur Entfaltung geboten und der ruhige Einstieg bewirkt, dass man sich schnell mit ihm als Protagonisten anfreundet. Dass John-Paul Howard („Hell or High Water“) eine sehr charismatische Aura ausstrahlt, bestärkt dieses Gefühl. Auch seine Entwicklung zu einer Art Held des Films kauft man ihm ab, allerdings haben wir es bei seiner Figur nur ein weiteres Mal mit einer zu tun, die man schon tausende Male gesehen hat. Hier hat man sich leider nicht wirklich viele Gedanken gemacht, um Ben aus der Masse der Horror-Helden im Teenager-Alter hervorstechen zu lassen. Sämtliche Nebenfiguren bleiben etwas blass, die Chemie unter den Darstellern stimmt allerdings und dementsprechend kann man sich gerade bei einem Film dieser Art mit einer Laufzeit von rund 90 Minuten nicht allzusehr beklagen.

Jamison Jones in The Witch Next Door
Jamison Jones in The Witch Next Door © Koch Films

Die Kameraarbeit ist durchweg gut und hat einige schöne Shots zu bieten. Auch der Schnitt kann sich sehen lassen: glücklicherweise haben wir es hier nicht mit einem weiteren Schnittgewitter zu tun. Der wahre Hingucker auf visueller Ebene sind allerdings die visuellen Effekte, besonders die praktischen. Man bekommt einige wirklich unschöne Anblicke geboten und kann jederzeit spüren, dass man sich gerade hier Mühe gegeben hat. Der Score untermalt das Geschehen passend und das Sounddesign sorgt für einige lobenswert schaurige Momente.

Bild:

Das Bild sieht jederzeit wirklich gut aus und auch die Kameraarbeit, sowie die Effekte können sich sehen lassen.

Ton:

Der Ton ist klar und der Score passend. Außerdem sorgt das Sounddesign für einige schaurige Momente. Die deutsche Synchronisation ist gut.

Extras:

Es liegen zwei Audiokommentare bei, einer der Pierce-Brüder und einer des Komponisten. Außerdem gibt es ein mehr als 20 Minuten langes Videochat-Q&A mit den Regisseuren, sowie eine Trailershow.

Blu-ray Wertung
  • 6.5/10
    Film - 6.5/10
  • 7.5/10
    Bild - 7.5/10
  • 7.5/10
    Ton - 7.5/10
  • 6.5/10
    Extras - 6.5/10
7/10

Kurzfassung

Routinierter Horror/Coming-of-Age Mix.

Fazit:

Die Pierce-Brüder werden wohl kaum die nächsten Sterne am Regisseur-Himmel und es besteht auch kein Zweifel daran, dass „The Witch Next Door“ von der aktuellen Lage stark profitieren konnte.
„The Witch Next Door“ ist definitiv kein Meisterwerk, allerdings ein netter Genrevertreter, der viele tolle Elemente toller Filme vereint und somit einen gewissen Charme ausstrahlt, welcher die mangelnde Innovation beinahe überdeckt. Gerade audiovisuell kann sich das Ganze sehen lassen und dementsprechend sei der Film Genrefans empfohlen, sofern diese damit klar kommen, dass sie so ziemlich nichts Neues erwartet.


von Tim Gertz

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