The Sparks Brothers – Kritik zur Musikdokumentation

The Sparks Brothers - Ron und Russel Mael
The Sparks Brothers - Ron und Russel Mael © Universal Pictures

Die Kritik:

Dokumentationen über irgendeinen Musiker, eine Musikerin oder eine Band gibt es in Hülle und Fülle. Sie folgen meist dem gleichen Schema, haben nur Höhepunkte der Protagonisten im Blick und höchstes ein paar Nebensätze für die schlechten Dinge übrig. Mit „The Sparks Brothers“ ist dies aber anders. Ich persönlich hatte noch nie von dieser Band, diesem Duo, gehört. Das ging sogar soweit, dass ich nach dem Intro, bei dem zahlreiche Musikgrößen ihre Liebe zu Sparks bekundeten, nachschauen musste, ob ich nicht einer Mockumentary aufgesessen war. Doch Sparks gab und gibt es wirklich. Die beiden Brüder haben eine enorme Fanbase und produzieren immer noch Lieder wie am Fließband.

The Sparks Brothers -Blu-ray
The Sparks Brothers -Blu-ray © Universal Pictures

Sparks hat sich nicht an die allgemeinen, musikalischen Konventionen gehalten. Sie haben herumexperimentiert und sind an sich mit dem hübschen Frontsänger und dem Pianisten mit Hitlerbart undurchsichtige Charaktere. So verhält sich auch diese Dokumentation. Sie bedient sich allerlei Klischees solcher Werke und modelliert diese um. Die Geschichte wird aus einer Interviewbox heraus von zahlreichen Nebencharakteren der Sparks-Geschichte erzählt, mit Animationen umrissen und mit vielen Archivaufnahmen komplettiert. Dabei lernt man etwas über eine Band, die man – vor allem als Musikfan des 20. Jahrhunderts – eigentlich kennen müsste. Dass ich selbst aber nichtmal ein Lied kannte, ist das Verblüffende daran.

Dass diese Musikdokumentation etwas besonderes wird, kann man erahnen, wenn man sich informiert von wem diese Doku gemacht wurde. Denn das war niemand anderes als die (fast schon) Regie-Legende Edgar Wright. Er ist einer der wenigen, der mit seinem Filmwissen mit Quentin Tarantino mithalten kann. Der Regisseur hat nicht nur einen Sinn für Atmosphäre, sondern ist auch bekennender Musikfan. Das merkt man in der Kultzombiekomödie „Shaun of the Dead“, wenn Simon Pegg die Zombies mit Musikplatten abwirft oder in „Last Night in Soho“ bei dem die Musik im Vordergrund steht oder eben am deutlichsten in „Baby Driver“ – ein Film bei dem erst die Musik und dann die Geschichte stand. Edgar Wright macht diese Doku aus der Faszination eines Fans heraus und brilliert mit genialen eigenen Ideen und das ist es, was diese Musikdokumentation so besonders macht.

The Sparks Brothers - Russel und Ron
The Sparks Brothers – Russel und Ron © Universal Pictures

Hinzu kommt die wunderschöne Aufmachung des Films. Die Interviews werden vor einem neutralen Hintergrund in einem großartig ausgeleuchteten Schwarzweiß aufgezeichnet, wobei sich der Stil angleicht. Man muss jedoch auch sagen, dass es Wright nicht schafft, die zu negativen Aspekte herauszuarbeiten. Es ist – wie das Klischee – die reine Feier zweier berühmter Musiker, die sich wahrscheinlich selbst eher als Künstler sehen. Zum Glück hilft eine außerordentliche Portion Humor über diese Dinge hinwegzusehen.

Interessant ist es, dass die Doku es fast schafft einen informativen Rundumschlag abzuliefern. Eine Band mit 25 Alben kann normalerweise nicht behaupten, dass es eine Dokumentation über sie gibt, in der fast alle Alben zu tragen kommen. Natürlich muss man einen Fokus setzen und ein paar Dinge weglassen, aber dieser Film ist tatsächlich überraschend informativ – vor allem, wenn man berücksichtigt, dass Sparks für seine Mysterien bekannt ist. An dieser Stelle kann man auch nur die Post-Credit-Szene loben, welche das Gesehene noch einmal in aller Kürze perfekt zusammenfasst.

The Sparks Brothers - Russel und Ron vor einer US-Flagge
The Sparks Brothers – Russel und Ron vor einer US-Flagge © Universal Pictures

Bild:

Die 1080p-Auflösung der Blu-ray lässt die Dokumentation im Vergleich zu anderen Dokus herausstechen. Das Schwarzweiß ist großartig!

Ton:

Der Film ist im englischen Original und mit englischen und deutschen Untertiteln verfügbar.

Extras:

Die Extras sind auf einer zusätzlichen Disc und enthalten unter anderem einen kompletten Konzertmitschnitt. Genauso müssen Extras sein!

Blu-ray Wertung
  • 8/10
    Film - 8/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 6/10
    Ton - 6/10
  • 9/10
    Extras - 9/10
8/10

Fazit:

Alles in allem ist „The Sparks Brothers“ eine 140 Minuten lange Hommage an die Liebe, die ein Meisterregisseur und seine Lieblingsband verbindet. Es ist die Biographie zweier Menschen, die noch nicht am Ende ihrer Karriere oder ihres Lebens stehen und es ist – was bei mir klappen sollte – ein weiterer Versuch Sparks endlich die Anerkennung zu bescheren, die sie verdienen. Wir beobachten – nicht still, sondern unterhalten – die Sinuskurven-artige Karriere zweier virtuosen Freigeister, deren Texte grandios geschrieben sind. Das Modern Talking der musikalischen Kunstwelt.


von Jan Welsch

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*