The Sisters Brothers: Kritik zum Dialog-lastigen Western

Charlie (Joaquin Phoenix) in The Sisters Brothers
Charlie (Joaquin Phoenix) in The Sisters Brothers © Universum Film GmbH

Die Kritik:

The Sisters Brothers Bluray Cover
The Sisters Brothers Bluray Cover © Universum Film GmbH

„The Sisters Brothers“ basiert auf einem Roman des kanadischen Autors Patrick deWitt. Der Film porträtiert den unkonventionellen Western mit den Schauspiel-Größen John C. Reilly, Joaquin Phoenix, Jake Gyllenhaal und Riz Ahmed. Auf diese ausgefeilten Charaktere liegt auch das Hauptaugenmerk, während genregetreue Stereotypen, Bilder und Actionszenen größtenteils verwehrt bleiben. Vermutlich ein Grund, warum die internationalen Kritiker (und die Berlinale) hier noch etwas begeisterter waren als die Zuschauer. Die Blu-ray zum einstigen Kinofilm erschien am 26.07.19 und gibt es nun hier in der Kritik.

Die sogenannten „Sisters Brothers“ sind Eli (John C. Reilly) und Charlie Sisters (Joaquin Phoenix). Beide sind im Jahr 1851 Auftragskiller, auch wenn sie beide nicht dem Klischee eines lautlosen, wortkargen Meuchelmörders entsprechen. Dennoch unterscheiden sich der eher gemütliche und nachdenkliche Eli sowie der häufig besoffene und wütende Charlie ziemlich. Bei allen Differenzen schätzen sie sich stets. Ihr jüngster Auftrag beinhaltet die Ermordung des Hermann Kermit Warm (Riz Ahmed). Helfen soll ihnen dabei ihr Handlanger Morris (Jake Gyllenhaal). Auf ihren Wegen lernen sie alle verschiedene Sichtweisen kennen und hinterfragen ihr Tun. Der eine mehr und der andere weniger, was zu weiteren Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Gespann führt.

Morris (Jake Gyllenhaal) in The Sisters Brothers
Morris (Jake Gyllenhaal) in The Sisters Brothers © Universum Film GmbH

Schwatzend, schimpfend und diskutierend lernen wir das Brüder-Duo kennen. Natürlich gehen sie dabei auch ihrem Job nach und ziehen durchaus mordend durch die Städte. Aber diese Story darum ist eher Mittel zum Zweck, um dem Zuschauer die Charaktere zu erläutern. Dementsprechend fallen die Actionszenen gering aus und selbst hier ist der Blickwinkel nur auf die Hauptpersonen gerichtet. Diese Kameraperspektive zieht sich sowieso durch den gesamten Film, was eine buchstäbliche Nähe zu den Akteuren schafft. Die meisten Western-Klischees werden damit untergraben.

Charlie (Joaquin Phoenix) und Eli (John C. Reilly)
Charlie (Joaquin Phoenix) und Eli (John C. Reilly) © Universum Film GmbH

„The Sisters Brothers“ fällt überhaupt recht modern aus. Das mag an der einen oder anderen Stelle nicht immer zu 100% passen und dürfte Genre-Liebhaber irritieren. Wer sich jedoch darauf einlassen kann, hat in den 120 Minuten definitiv seinen Spaß. Besonders positiv hervorzuheben sind die vier Protagonisten, deren Rollen die Schauspieler exzellent ausfüllen. Sanft und glaubwürdig entwickeln sich die Charaktere weiter. Komische, liebenswerte und tiefer gehende Dialoge wechseln sich wunderbar ab und spätestens gegen Ende kann jeder einzelne Charakter nachvollzogen werden. Jenes fällt durchaus versöhnlich aus, aber ganz ohne Kitsch.

Bild:

Raue Kerle, wortkarge Auftragskiller, coole Cowboys, weite Landschaften (obwohl in Spanien und Rumänien gedreht) bietet der Western kaum. Dementsprechend enttäuschen könnten also die Bilder. Dafür bleibt die Kamera stets nah an den Akteuren. Und qualitativ gibt es auch keine Mängel.

Ton:

Auch der Ton ist gut. Fairerweise muss gesagt werden, dass er dank weniger Actionszenen auch kaum ins Gewicht fällt. Die Dialoge sind dafür absolut hörenswert, von witzig bis nachdenklich. Die musikalische Untermalung ist gelungen, aber unauffällig.

Extras:

Das Bonusmaterial zeigt den obligatorischen Trailer. Außerdem gibt ein Q&Q mit Jake Gyllenhaal, Regisseur Jacques Audiard und Drehbuchautor Thomas Bidegain. Das ist sehenswerter als das extrem kurz ausgefallene Featurette, das außerdem die Extras füllt.

Blu-ray Wertung
  • 8.5/10
    Film - 8.5/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 4/10
    Extras - 4/10
8/10

Kurzfassung

Unterhaltender, aber in Teilen auch anspruchsvoller und unkonventioneller Gewinner des Silbernen Bären.

Fazit:

„The Sisters Brothers“ besticht durch seine tollen Charaktere, die dank Idealbesetzung mit viel Leben gefüllt wurden. Modern, komisch und liebenswert hinterfragt sich ein Killer-Duo in einem Drama, das mit einem typischen Western nur wenig gemein hat – und gerade deswegen positiv überrascht.


von Nicolas Wenger

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