Filmkritik zur Blu-ray The Pirates of Somalia

Evan Peters und Al Pacino in The Pirates of Somalia
Evan Peters und Al Pacino in The Pirates of Somalia © ksmfilm.de

Die Kritik:

The Pirates of Somalia Bluray Cover
The Pirates of Somalia Bluray Cover © ksmfilm.de

The Pirates of Somalia“ ist ein biografischer Film über den kanadischen Journalisten Jay Bahadur. Dessen Buch The Pirates of Somalia: Inside Their Hidden World wurde zum Beststeller – der Weg dahin war allerdings beschwerlich. Die Blu-ray zum Abenteuer-Drama erschien am 28.06.2019 und gibt’s bei uns in der Kritik.

Jay Bahadur (Evan Peters) ist kein Journalist, aber wäre es gern. Stattdessen schreibt es erfolglose Bewerbungen, wohnt noch bei seinen Eltern und trauert seiner High-School-Liebe hinterer. Letzteres wird im Laufe des Films fast zum Running Gag. Um endlich anerkannt zu werden und vielleicht in Zeitschriften veröffentlicht zu werden oder ein Buch rauszubringen, will er etwas wagen, was sonst niemand wagt. Die aktuelle Nachrichtenlage verschlägt ihn deshalb schon bald nach Somalia. Dort will er die Menschen kennen lernen, allen voran die Piraten und deren Motivation. Unterstützt wird er dabei vom Präsidenten des Landes.

Evan Peters und Al Pacino in The Pirates of Somalia
Evan Peters und Al Pacino in The Pirates of Somalia© ksmfilm.de

Der Inhalt klingt also nach Dramatik, Spannung und vielleicht etwas Gesellschaftskritik. Auch wenn Jay Bahadurs Aufdeckungen und Erkenntnisse sicherlich dementsprechend ausfielen, investigativ und kräftezehrend waren, fehlen im Film die Einzelheiten, die Ernsthaftigkeit oder eine Diskussion. Stattdessen setzt man auf viel auf unaufdringlichen Humor, eine zarte (aber umso unpassendere Liebesgeschichte) und schlicht Unterhaltung. Das gelingt auch ausgezeichnet und das Abenteuer wird zu keiner Zeit langatmig.

The Pirates of Somalia
The Pirates of Somalia © ksmfilm.de

Evan Peters (X-Men) spielt den jungen und eifrigen Journalisten erfrischend. Ohne eigene Meinung, voreilige Schlüsse oder ausgeprägte Emotionen stolpert er in sein Abenteuer. Seine Motivation wird im Film vor allem durch seinen Wunsch nach beruflichen Erfolg beschrieben. Das ist zeitweise vielleicht etwas eindimensional, stellt ihn gleichzeitig und erfreulicherweise aber auch nicht als Gutmenschen dar. Äußerst authentisch werden die Einheimischen in Somalia gezeigt. Im Film bemängelt einmal eine Somali, wie schade sie es fände, dass in entsprechenden amerikanischen Filmen (wie z.B. Black Hawk Down) keine Afrikaner mitspielen würden. Ganz anders in „The Pirates of Somalia“. Das beste Beispiel ist natürlich Barkhad Abdi. Der Somalier wurde für seine erste Rolle in Captain Phlillips gleich für den Oscar nominiert, wo er einen Piraten spielte. Hier hingegen mimt er Jays Führer namens Abdi. Der Film wird natürlich auch mit Oscar-Gewinner Al Pacino bzw. Oscar-Nominee Melanie Griffith beworben. Beide können dem Film aber nichts dazugeben. Die Rolle Pacinos als besserwissenden und leicht ordinären Altmeister, der nur am Anfang und Ende auftaucht, ist sogar komplett unspannend.

Bild:

Das Bild der Blu-ray ist klasse und zeichnet ein schönes Bild von Somalia, Menschen und Umgebung. Hässliche Szenen gibt es jedoch gar nicht zu sehen, selbst die Annäherung daran wird z.B. in einer animierten Comicsequenz gezeigt. Diese gefällt aber sehr gut.

Ton:

Am Ton der BD gibt es keine Mängel. Das Somali wird kaum untertitelt übersetzt, das macht meistens Dolmetscher Abdi.

Extras:

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer, Interviews und einer Bildergalerie. Angesichts der wahren Begebenheiten etwas wenig.

  • 7/10
    Film - 7/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 5/10
    Extras - 5/10
7.5/10

Kurzfassung

Kurzweiliges, biografisches Abenteuer, das bestens zu unterhalten weiß – an der Problematik jedoch nur kratzt.

Fazit:

In „The Pirates of Somalia“ gelingt es auf unaufdringliche Weise, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren. Durch Herz, Humor und Unbedarftheit zeichnet sich dann auch der gesamte Film aus. Eine letztlich wirklich kritische Auseinandersetzung mit der Problematik erfolgt dagegen weniger. Während Captain Phillips mit der afrikanischen Piraterie auf ordentlich Spannung setzte, fehlt hier ein echter Höhepunkt. Dennoch weiß das Abenteuer-Drama gut zu gefallen.


von Nicolas Wenger

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