Filmkritik zu The Pink Cloud

The Pink Cloud in der Filmkritik
The Pink Cloud – Der Blick nach draußen © Lighthouse

Die Kritik:

The Pink Cloud – Zusammen. Allein. Für immer. Bluray Cover
The Pink Cloud – Zusammen. Allein. Für immer – Bluray Cover © Lighthouse

The Pink Cloud ist ein brasilianisches Fantasy-Drama. Nicht allzu häufig kommen wir in den Genuss zur Ansicht eines Films aus dem größten Land Südamerikas. Festival-Auftritte und eine gute Resonanz machen es aber möglich. Lighthouse veröffentlichte DVD und Blu-ray am 22.07.2022 und wir haben letztere zur Ansicht erhalten. Hier besprechen nun die Filmkritik zu Pink Cloud, sowie Bild, Ton und Extras.

Der Streifen behandelt die Zwangsisolation, die durch eine Gefahr von außerhalb urplötzlich heraufbeschworen wird. Das Thema kam auch den Filmemachern im Nachhinein – gedreht wurde schon 2017 – nur zu bekannt vor, deshalb gibt es vorab den Hinweis, dass Pink Cloud nichts mit aktuellen Ereignissen (will heißen Corona) zu tun hat. Anders als bei der Pandemie geht die Gefahr hier von rosafarbenen Wolken aus, die Menschen innerhalb von 10 Sekunden tötet. Mehr erfährt der Zuschauer nicht – und fühlt sich deshalb genauso unbehaglich, verängstigt und verstört wie die Protagonisten. Die brennende Frage, wo diese Wolken herkommen, wodurch sie töten oder wie weit die Forschung zur Bekämpfung ist, stellt sich uns allen. Im Laufe des Films (der in der Geschichte rund 10 Jahre abbilden dürfte) arrangiert man sich aber mit der Tatsache – zumindest mehr oder weniger. Der eher ruhige Yago (Eduardo Mendonça) mehr und die unternehmungslustige Giovana (Renata de Lélis) weniger. Beide haben sich zuvor kennengelernt. Der Sex für eine Nacht war eingeplant, die erzwungene Zweisamkeit danach nicht. Der Film behandelt dann vor allem, wie man sich gegenseitig arrangiert. Natürlich kochen da auch mal die Emotionen hoch, und doch finden sie immer wieder zusammen. Es wird deutlich, wie sehr man andere Mitmenschen um sich herum braucht – auch wenn man die armen, allein eingesperrten Menschen sieht, die depressiv und sogar suizidgefährdet werden.

The Pink Cloud – Der eher ruhige Yago (Eduardo Mendonça) mehr und die unternehmungslustige Giovana (Renata de Lélis)
The Pink Cloud – Der ruhige Yago (Eduardo Mendonça) und die unternehmungslustige Giovana (Renata de Lélis) © Lighthouse

Das Thema wird nicht so spannend ausgelegt wie in ähnlich gearteten Thrillern – z.B. Cloverfield 10. Gemein haben die Filme die Zusammenstellung von Personen, die sich eigentlich nicht wirklich kennen, aber für lange Zeit zusammengepfercht werden. Und dass man nicht so 100% sicher sein kann, ob die Gefahr draußen wirklich existiert. Der Schwerpunkt von Pink Cloud liegt weder in der Aufklärung noch auf einer möglichst packenden Spannungskurve. Vielmehr richtet sich das Augenmerk auf die Beobachtung der Psyche, die aus der Zwangsisolation entsteht und was zwei Menschen daraus machen, die sich zwar körperlich schon nahe waren, aber ansonsten doch eher unterschiedlich sind. Eine Prise Humor und etwas Erotik vervollständigen das Bild.

Doch warum jetzt eigentlich rosa Wolken? Zum einen gibt der rosastich eine überraschend bedrohliche Grundstimmung, wenn die Wohnung bei Tag permanent hellrot leuchtet. Zum anderen können auch echte Wolken durchaus mal gruselig wirken, etwa bei nahenden Gewittern, wenn sie andere Farben annehmen. Damit scheint die Gefahr gar nicht so weit hergeholt. Vor allem aber auf Metapher-Ebene dürfte sich Titel und Inhalt zurückzuführen lassen: Das sogenannte Pink-Cloud-Syndrom beschreibt nämlich ein Stadium der Genesung von einer Substanzstörung. Das Hochgefühl lässt das tägliche Leben leicht erscheinen, wenngleich es alles andere als einfach ist. Eine wirkliche Erklärung für den Film oder gar eine Auflösung ist das aber nicht, dafür bleibt der Verdacht zu vage.

Bild:

Obwohl der Hauptschauplatz eine hübsche, zweistöckige Wohnung zeigt, wirkt der Film gekonnt beengt. Während man das Setting des Wohn-, Ess- und Schlafzimmers irgendwann auswendig zu kennen scheint, überraschen die Protagonisten mit abwechselnden Einfällen wie etwa aufgeschüttetem Sand und Badeklamotten für einen Fake-Strand. Dabei ist das Bild jederzeit qualitativ hochwertig.

Ton:

Der Soundtrack ist in manchen Szenen recht auffällig, etwa bei dem nahenden Unheil durch die Wolken. Trotzdem will der teils wummernde Sound nicht immer ins ruhige Gesamtgefüge passen. Die deutsche Synchronisation aus dem portugiesischem gelingt tadellos.

Extras:

Bonusmaterial fehlt auf der Blu-ray-Disc.

Blu-ray Wertung
  • 7.5/10
    Film - 7.5/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
7.5/10

Zusammenfassung

Interessantes, gut gespieltes Drama um Isolation und gezwungener Zweisamkeit.

Fazit:

The Pink Cloud wurde vor der Corona-Pandemie gedreht, offenbart durch die Zwangsisolation aber gewisse Vergleiche. Was die jahrelange Einsperrung bei gleichzeitig erzwungener Zweisamkeit mit Menschen machen kann, wird interessant offengelegt.


von Nicolas Wenger

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