The Painted Bird (uncut) (Special Edition) – schockierender Antikriegsfilm – Blu-ray Kritik

The Painted Bird - Szenenbild
The Painted Bird - Szenenbild © Bildstörung

Die Kritik:

„The Painted Bird“ ist ursprünglich ein Roman des polnisch-jüdischen Schriftstellers Jerzy Kosiński gewesen, doch nun hat sich der Regisseur Václav Marhoul („Tobruk“) an die Vorlage getraut, um eines der außergewöhnlichsten Filmprojekte der letzten Jahre zu erschaffen. Lange hat Marhoul an der Verfilmung von „The Painted Bird“ gearbeitet, welche im September 2019 daraufhin bei den Filmfestspielen von Venedig einer breiten Masse vorgestellt wurde. Dank Bildstörung erscheint der fast dreistundenlange Kriegsfilm endlich in Deutschland und ist eine Erfahrung sondergleichen.

The Painted Bird (uncut) (Special Edition)
The Painted Bird (uncut) (Special Edition) © Bildstörung

Im Fokus der Geschichte steht ein sechsjähriger Junge (Petr Kotlár), der eine grausame Odyssee zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges erlebt. Er wandert quer durch Osteuropa, wo er auf unzählige Menschen trifft, welche sich ihm gegenüber mal besser und mal schlechter verhalten. Einen klaren Handlungs- oder Spannungsbogen findet man in „The Painted Bird“ somit nicht. Der Film ist in mehrere Kapitel unterteilt, die nach den Stationen des Protagonisten benannt wurden. Permanent wird der Zuschauer in die Magengrube getreten durch den omnipräsenten Nihilismus, der über dem gesamten Werk schwebt. Man muss sich also auf ein höchst individuelles und hoffnungsloses Filmerlebnis einlassen, um die drei Stunden durchzustehen.

Dies alles macht „The Painted Bird“ extrem herausfordernd und anstrengend. Marhoul weiß, dass sein Film nicht für alle ist und so beginnt er direkt mit erdrückenden Bildern, die das bevorstehende Leid andeuten. Es ist wirklich eine deprimierende Abwärtsspirale, die der Junge erlebt. Gleichzeitig kann „The Painted Bird“ extrem in den Sog ziehen, wenn man sich darauf einlässt. Man muss aber natürlich gewillt sein, so eine kräftezehrende Erfahrung wahrzunehmen, da es mitunter ebenfalls monoton wird. Die eine oder andere Länge muss man deswegen durchhalten können. Dafür ist der Cast schlichtweg grandios.

The Painted Bird - Szenenbild
The Painted Bird – Szenenbild © Bildstörung

Der große Star von „The Painted Bird“ ist ganz eindeutig Petr Kotlár, welcher eine beeindruckende Performance trotz seines jungen Alters abliefert. Langsam und doch stetig tritt bei seinem Protagonisten ein Trauma auf, das durch verschiedene Zeichen angedeutet wird und im Laufe des Filmes immer weiter zunimmt. Er ist einer der besten Kinderdarsteller der letzten Jahre, daran gibt es keine Zweifel. Neben ihm geben sich zudem viele Hollywoodstars die Ehre, darunter Harvey Keitel („Pulp Fiction“), Julian Sands („Naked Lunch“), Udo Kier („Melancholia“) und Stellan Skarsgård („Good Will Hunting“). Die Authentizität ihrer Rollen steht dabei aber immer im Fokus, weshalb keiner der Schauspieler auf Englisch spricht.

Bild:

„The Painted Bird“ wurde in einem richtig körnigen 35-mm schwarz-weiß Bild gedreht, das den historischen Charakter des Filmes unterstreicht. Der Filmkorn hat also eine Daseinsberechtigung und verstärkt die Atmosphäre. Visuell wird aus „The Painted Bird“ also wirklich eine Erfahrung, denn aus technischer Sicht ist der Film von Václav Marhoul beinahe makellos. Ruhige und lange Kamerafahrten wechseln sich unter anderem mit dynamischen Bildern ab, wodurch ein Sog entsteht, der nur schwierig mit anderen Kriegsfilmen zu vergleichen ist.

Ton:

Auch der Sound der Blu-ray kann überzeugen, denn „The Painted Bird“ besitzt einige Stellen, wo der Ton wirklich glänzen kann. Insgesamt finden sich 76 Tonspuren im Film. So ist das Werk von Václav Marhoul ebenso ein auditives Erlebnis, selbst wenn der Fokus doch noch etwas mehr auf dem Visuellen liegt. Man kann die Blu-ray entweder auf Deutsch oder Tschechisch in DTS-HD MA 5.1 sehen. Für die Authentizität soll jedoch ausdrücklich die originale Version empfohlen werden.

The Painted Bird - Szenenbild
The Painted Bird – Szenenbild © Bildstörung

Extras:

Bildstörung enttäuscht nicht mit seinem Bonusmaterial und auch die Special Edition zu „The Painted Bird“ hat spannende Einblicke zu bieten. In der Special Edition sind insgesamt zwei Discs enthalten. Auf der Blu-ray ist nur der Hauptfilm zu sehen, auf der beiliegenden DVD findet man dann das Bonusmaterial. Als Extra überzeugen gerade die zwei Dokumentationen, denn mit einer Spielzeit 120 Minuten (Making-of) und 90 Minuten (GoEast: Masterclass von Václav Marhoul) bekommt der Käufer einen guten Überblick über „The Painted Bird“. Dazu kommt eine sehr schöne Verpackung und ein ausführliches Booklet. Somit kann man eigentlich nur kritisieren, dass die Bonus-Inhalte nur auf der DVD enthalten sind und nicht auf der Blu-ray. Ansonsten ist die gesamte Veröffentlichung einwandfrei.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 8.5/10
    Ton - 8.5/10
  • 9.5/10
    Extras - 9.5/10
8/10

Kurzfassung

Einer der schockierendsten Antikriegsfilme der letzten Jahre.

Fazit:

„The Painted Bird“ lebt von seiner hoffnungslosen und grausamen Atmosphäre, die im Zuge der Laufzeit nur immer trostloser wird. So ist man sehr froh, wenn diese drei Stunden enden, denn man hat mit dem Protagonisten eine lange Odyssee erlebt. Auch wenn „The Painted Bird“ einige Längen aufweist, ist das Endergebnis für mutige Filmliebhaber wirklich erinnerungswürdig.


von Lukas Weinandy

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