The Outpost – Überleben ist alles: Blu-ray Kritik

The Outpost: Explosion
The Outpost: Explosion © Eurovideo

Die Kritik:

The Outpost - Überleben ist alles: Blu-ray
The Outpost – Überleben ist alles: Blu-ray © Eurovideo

CNN-Journalist Jack Tapper schrieb vor neun Jahren das Buch „The Outpost: An Untold Story of American Valor“, welches über die sogenannte Schlacht von Kamdesh handelt, in der im Jahr 2009 US-Soldaten auf ihrem Außenposten in der Provinz Nuristan im Osten Afghanistans von mehreren Hundert Taliban-Kämpfern angegriffen wurden. Dies gehört damit zu einer der schwersten gewalttätigen Auseinandersetzungen während des US-Militäreinsatzes in Afghanistan. Acht Jahre nach Erscheinung dieses Buchs hat Regisseur Rod Lurie, der selbst ebenfalls Militärerfahrung besitzt, diese mitreißende Geschichte in unglaublichem Maße authentisch inszeniert. „The Outpost – Überleben ist alles“ ist kein Anti-Kriegsfilm. Er zeigt jedoch mit einfachen Mitteln äußerst realitätsnah den Alltag der Soldaten und insbesondere in der 2. Hälfte die massive Gewalt, die sich in solch einer Situation entwickeln kann. Es ist weniger ein spannender Action-Kriegsthriller wie beispielsweise Peter Bergs „Lone Survivor“, sondern vielmehr eine sachliche, aber nicht minder actionreiche Nacherzählung über die Schlacht von Kamdesh.

Zwar wurde der Film hauptsächlich in Bulgarien gedreht, dennoch wirkt das Setting glaubwürdig, sodass das Szenenbild gelungen ist und man als Zuschauer scheinbar den Osten Afghanistans vor sich hat. Das Prunkstück des Films bleibt die beeindruckende Kameraarbeit, die vor allem in der 2. Hälfte des Films für eine faszinierende, aber zugleich auch unangenehme Dynamik in den Kriegsszenen sorgte. So geht die Kamera stets mit den Soldaten mit, bleibt immer in Bewegung und dicht an den Protagonisten dran. Teilweise wird hier mit wenigen Schnitten gearbeitet und die dennoch Szenerie bleibt trotz der Hektik und des Chaos‘ für den Zuschauer stets übersichtlich. Der Film legt hier sehr den Fokus auf eine realitätsnahe, geradlinige und sachliche Inszenierung der Action. So bleibt der Film stets packend, doch der Dramaturgie mangelt es an einer gewissen Zuspitzung der Geschehnisse. Das mag natürlich daran liegen, dass dem Film sehr viel daran liegt, alles so realistisch wie möglich zu inszenieren und keine „hollywoodesque“ Unterhaltung zu bieten. Das ist in der Tat die große Stärke des Films, dennoch geht ihm hier etwas die Besonderheit und Spannung in der Erzählweise abhanden.

The Outpost - Scott Eastwood
The Outpost – Scott Eastwood © Eurovideo

Alle Schauspieler rund um Hauptdarsteller Scott Eastwood zeigen hier ein mehr als solides Schauspiel. Das Interessante ist hier, dass ein paar Soldaten, welche die Schlacht überlebt haben, in diesem Film sich selbst spielen. Besonders hervorzuheben ist die Performance von Caleb Landry Jones, der den Mut, die Ängste und die psychische Belastung seiner Figur brillant und glaubwürdig verkörpert und den Zuschauer damit berührt. Der Film ist für einen US-Film sowohl zurückhaltend was Patriotismus angeht als auch der Haltung zum Militäreinsatz in Afghanistan selbst, wobei man bei letzterem durchaus eine gewisse Kritik deuten kann nach Sichtung des Films. So sagt Scott Eastwoods Charakter in einer Szene, dass die Mission „Überleben“ heißt. Gleichwohl kann man die Sinnhaftigkeit des ganzen Einsatzes kritisch hinterfragen oder zumindest die strategische Vorgehensweise infrage stellen. Prinzipiell konzentriert sich der Film jedoch nicht darauf, politische Fragen aufzustellen, sondern den Soldaten ein gewisses Denkmal zu setzen und ihren Mut in einer gewissen Form zu zelebrieren, was dem Film äußerst gut gelingt.

The Outpost: Moralischer Support – Zwei Soldaten begleiten ihre bedrückende Lage auf der Gitarre. © Eurovideo

Bild:

Die warmen Farben der trockenen Hügel und des sonnendurchfluteten Stützpunkts werden ohne Makel wiedergegeben. Trotz der hohen Dynamik bleibt das Bild stets scharf. Auch die Aufnahmen bei Nacht lassen sich sehen und sorgen für ein klares Bild. Die Wunden der Soldaten, der Schweiß oder der Dreck werden äußerst lebendig und mit einer schönen Schärfe dargestellt.

Ton:

Die DTS-Master-Tonspuren gibt es sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Synchronisation. Letztere ist sehr gelungen, sodass es hier keinen Qualitätsschwund gibt, falls man auf die Originalversion verzichtet. Der Film zeichnet sich grundsätzlich durch einen starken Sound aus, welcher durch die Blu-ray nicht weniger schwach wiedergegeben wird. So klingen die Schüsse und Explosionen äußerst realistisch und dynamisch und sorgen für ein intensives Filmerlebnis. Es ist ein voluminöser und starker Ton, der diesen Film zusätzlich sehenswert macht.

Extras:

Hier gibt es den Trailer sowie ein 30-minütiges Behind-the-scenes-Material, dass die ganze Crew und den Cast zu Wort kommen lässt u.a. auch Regisseur Rod Lurie, die Produzenten, den Autor des Buchs Jack Tapper und die Soldaten, welche die Schlacht überlebten. Zwar gibt es hier sehr viel Lobhudelei, dennoch bleibt das Bonusmaterial im Großen und Ganzen recht sehenswert, da hier viele verschiedene Aspekte beleuchtet werden und man einen guten Einblick in die Produktion und die Dreharbeiten erhält.

Blu-ray Wertung
  • 7.5/10
    Film - 7.5/10
  • 8.5/10
    Bild - 8.5/10
  • 9.5/10
    Ton - 9.5/10
  • 6/10
    Extras - 6/10
7.5/10

Kurzfassung

Erzählerisch bleibt der Film aus dramaturgischer Sicht auf Dauer etwas flach, doch inszenatorisch können The Outpost nur ganz wenige Kriegsfilme der jüngeren Vergangenheit das Wasser reichen.

Fazit:

Die große Stärke des Films bleibt die packende und beeindruckend realistische Inszenierung des militärischen Gefechts. Mit starker dynamischer Kameraarbeit wird hier teilweise ein immersives Filmerlebnis erzeugt. Der Zuschauer bekommt mit The Outpost einen sehenswerten Kriegsfilm, der nüchtern und authentisch bleibt, ohne pathetisch zu werden und trotz etwas flacher Dramaturgie den Zuschauer stets mitreißen kann.


von Morteza Wakilian

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