The Neon Demon – Blu-ray Kritik: Über Kunst lässt sich streiten

Models in The Neon Demon
Die Models stehen stundenlang steif für das perfekte Foto. © Koch Media

Die Kritik:

The Neon Demon Blu-ray Cover © Koch Media
The Neon Demon: Blu-ray Cover © Koch Media

Die Story von „The Neon Demon“ liest sich gut, während das Blu-ray Cover und die Szenenbilder zwischen Betörung und Abstoßung hin und her schwanken. Ist der Streifen, der ab dem 27.10.2016 für das Heimkino verfügbar wird, also ein Horrorthriller in schönen Bildern? Ein genauerer Blick lohnt sich in jedem Fall, denn der Film ist etwas Spezielless.

Wenn sich Regisseur Nicolas Winding Refn (Drive, Only God Forgives, Bronson) in den Extras zum Filme machen äußert, erklärt er gleich zu Beginn, dass er gerne die Realität einfangen würde. Da das allerdings nicht funktioniert, versucht er das Gegenteil und zeigt eine überhöhte Version davon. Das trifft auf „The Neon Demon“ besonders gut zu, denn übertrieben ist sein Werk in einigen Hinsichten. Die Models werden als solch leere Hüllen dargestellt, als ob ihnen jede Art von Gefühlen (abgesehen von Neid und Hass) abgeht. Dementsprechend tauchen im Film lange keine Emotionen auf, was ein Grund für die Langatmigkeit des Fashion-Films während der knapp 120 Minuten ist. Den Mädchen sind die eigene Schönheit und der einhergehende Erfolg das einzig Erstrebenswerte im Leben. Da laut ihren eigenen Aussagen, ab 20 Jahren schon eine abnehmende Kurve zu erkennen ist, fragt man sich zwangsläufig, was sie dann mit ihrem restlichen Leben anstellen möchten. Doch soweit scheinen sie nicht zu denken, sie leben nur im Hier und Jetzt. Aber auch die Männer kommen hier nicht viel besser weg. Deren wenige Auftritte vermitteln nur, dass sie die Mädchen und deren Zwang nach Perfektion auf verschiedene Arten für sich ausnutzen und dabei gnadenlos sortieren.

„Wir sind also besessen von der Schönheit des Todes“
Nicolas Winding Refn

Der Inhalt ist vergleichsmäßig einfach gestrickt und schnell auf den Punkt zu bringen, da auch überraschende Wendungen lange ausbleiben. Elle Fanning (bleibt ziemlich blass) spielt das minderjährige Model Jesse, von der man so gut wie nichts aus ihrer Vergangenheit erfährt. Als aufstrebender Stern konkurriert sie bald mit den bisherigen Stars der Modelbranche. Das führt zu Missgunst, Neid und tödlichen Hass auf das eigentlich schüchterne Mädchen.

Das Model Jesse (Elle Fanning) erhält in The Neon Demon Blumen
Das Model Jesse (Elle Fanning) erhält Blumen © Koch Media

Der unliebsame und groteske Blick auf die Menschheit – zumindest denen im Model-Business – endet schließlich in einem Finale, das wenig mit dem restlichen Film gemein haben will. Der glamourösen Model-Welt folgt nämlich ein perverses und blutiges Ende, das nochmal pointiert und gewitzt übertreibt und mitunter trashige Züge annimmt. Überhaupt muss für „The Neon Demon“ erst noch ein passendes Genre erfunden werden. Für einen Horrorfilm fehlt der Gruselfaktor, als Thriller die Spannung und einer Satire der Humor. Vor dem Finale wird dagegen ein Drama geboten, das zähe Dialoge mit einer psychedelischen Optik und selbigem Soundtrack abmischt. Apropos Bild und Ton:

Bild:

The Neon Demon: Skurrile Photoshoots sind der Beginn der Karriere von Model Jesse (Elle Fanning)
Blut spielt eine wichtige Rolle im Film © Koch Media

Hier kann der Streifen richtig punkten. Dabei ist vor allem anfangs die Lichtshow im Club zu erwähnen. Die restlichen Farben kommen scharf, kontrastreich und grell aus der Flimmerkiste, sodass man sich schon einmal die Augen zusammenkneifen muss.

Ton:

Der Sound untermalt viele Szenen mit verzerrten Synthesizern und kräftigem Bass oder auch dezenter, wenn es etwas gruseliger werden soll. Auch da gibt es nichts zu meckern.

Extras:

Refn erläutert hier in knapp 35 Minuten ausführlich seine Sicht zum Film. Einige interessante Denkanstöße werden geboten, doch würde er seine Gedanken etwas schneller und klarer zur Sprache bringen, hätte man den Inhalt auch in halb so langer Zeit vermitteln können. Zudem gibt es ein Interview mit Komponist Cliff Martinez, einen sehr kurzen Einblick am Set (wobei auch die Hauptdarstellerin einige Wort verliert), Original Trailer und Teaser, eine Bildergalerie (mit hinterlegtem Titelsong) sowie eine Trailershow.

Blu-ray Wertung
  • 6/10
    Film - 6/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 7/10
    Extras - 7/10
6/10

Kurzfassung

Dem glamourösen aber zähen Fashion-Film folgt ein perverses und blutiges Ende, das nochmal pointiert und gewitzt übertreibt und dabei gar trashige Züge annimmt.

Fazit:

Auch wenn man Nicolas Winding Refns Film und seine vielen Metaphern versteht (oder sich einige von ihm selbst erklären lässt), muss man nicht gleichzeitig fasziniert von sein. Die langgezogenen und teilweise unwirklichen Szenen müssten einem dafür nämlich genauso gefallen, wie das ausgefallene Ende.


von Nicolas Wenger

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