The Limehouse Golem – Blu-ray Kritik

Bill Nighy und Olivia Cooke in The Limehouse Golem
Bill Nighy und Olivia Cooke in The Limehouse Golem © Concorde Home Entertainment

Die Kritik:

The Limehouse Golem Blu-ray Cover
The Limehouse Golem Blu-ray Cover © Concorde Home Entertainment

Düster und in malerisch melancholischem Gewand zeichnet der Limehouse Golem (ab 29. Dezember 2017 im Handel) ein bizarres Charakterportrait über menschliche Abgründe und soziale Ungerechtigkeiten, sowie ein Nerven zerfetzendes Spiel zweier völlig unterschiedener Persönlichkeiten.

London 1880: Im heruntergekommenen Armutsviertel Limehouse treibt ein bestialischer Serienmörder sein Unwesen, dessen Opfer ohne erkennbare Muster aus allen sozialen Schichten stammen und unabhängig vom Geschlecht ausgewählt worden zu sein scheinen. Von der Presse wurde ihm aufgrund der Brutalität der Morde der Name „Golem“ gegeben, benannt nach einer mächtigen, jüdischen Mythengestalt die mit Hilfe von Magie zum Leben erweckt wurde. Inspektor John Kildare (Bill Nighy) wird damit beauftragt den Killer zu fassen und trifft bei seinen Nachforschungen auf die schwer vom Leben gezeichnete Kabarettistin Lizzy Cree (Olivia Cooke), die des Giftmordes an ihrem Mann (Sam Reid) angeklagt wurde, der zugleich einer von fünf Verdächtigen im Golem Fall war. Mehr und mehr fasziniert von den Schilderungen der verschüchterten und dennoch hoffnungsvollen jungen Frau versucht der Inspektor einerseits den ihm auferlegten Fall schnellstmöglich zu lösen, anderseits der womöglich unschuldig angeklagten Schaustellerin entlastende Beweise zu beschaffen. Unter immensem Druck stehend versucht Kildare den Täter zu fassen bevor die Verhandlung um Lizzy zu Ende geht. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt und er muss feststellen, dass nicht immer alles ist wie es auf den ersten Moment vielleicht scheint.

Inspektor John Kildare (Bill Nighy)
Inspektor John Kildare (Bill Nighy) © Concorde Home Entertainment

Als „Horror-Thriller“ angepriesen funktioniert der Limehouse Golem bei Weitem nicht, wohl aber als grundsolides Gruseldrama mit Gänsehautgarantie. Ebenfalls falsch ist die Annahme Bill Nighy hier in einer Hauptrolle zu sehen, der als Hauptdarsteller nicht ganz so viel her macht wie in den ihm zugewiesenen, gut platzierten Nebenrollen. Ihm fehlt leider das gewisse Etwas um den Hauptfokus auf sich zu ziehen. Dies gelingt allerdings Jungdarstellerin Olivia Cooke, bekannt aus „Bates Motel“, dafür umso besser. Sie transportiert so glaubhaft das schüchterne und wehrlose junge Opfer dass sie bei Handlungsbeteiligten, wie auch beim Zuschauer direkt das Bedürfnis auslöst helfen zu wollen, weil sie Erlebtes auf eine Art und Weise schildert, die man glaubt durch den Bildschirm fast körperlich spüren zu können. Unterstützt wird ihre vortrefflich authentische Präsenz durch einen warmherzigen wenn auch oftmals gewollt zwielichtigen Douglas Booth in Gestalt eines extrovertierten Bühnenautor namens Dan Leno. Dan hat eine Art an sich, die Lizzy wie auch beim Zuschauer Sympathie und Mitgefühl ausstrahlt. Geplagt von eigenen Dämonen versucht er für Lizzy wie auch für andere ungewöhnliche Mitglieder seiner Crew ein kleines Licht zu sein.

Olivia Cooke überzeugt als Lizzy Cree
Olivia Cooke überzeugt als Lizzy Cree © Concorde Home Entertainment

Das Drama rund um die ganz eigene Welt der Schausteller und Ausgestoßenen lässt oft vergessen um welchen Schrecken es eigentlich im Ursprung ging, bis man durch kurze heftige Gewalteinlagen wieder auf den Boden geholt wird. Nighy selbst wirkt dabei zwar handlungstreibend, allerdings nicht zwangsläufig handlungsrelevant und wird dabei mehr zum Spielball dessen, was um ihn herum geschieht. Die Kulissen, angesiedelt im viktorianischen London zum Ende des 18. Jahrhunderts, sind für die Zeit und die triste Umgebung passend düster und schön anzusehen. Auf den ersten Blick könnte man meinen ein loses Prequel zu Alan Moore’s „From Hell“ vor sich zu haben, was sich aber mit Verlauf des Films in Wohlgefallen auflöst und nach einer etwas holprigen Einführung eine vollkommene Eigenständigkeit entwickelt. Soziale Themen wie Abgrenzung, Ungerechtigkeit und Klassendenken finden ebenso ihren Platz wie Scharade, Selbstdarstellung und Macht. Durch den Wechsel zwischen „bunter Bühnenwelt“ und finstrer Realität und dem untermalenden Sound werden bewusst zwei verschiedene Welten geschaffen, die unterschiedlicher kaum sein könnten und doch irgendwann zu einer Masse verschwimmen bis kaum noch ersichtlich ist was Fiktion und was real ist.

Bild:

Es sind düstere Zeiten im viktorianischen London
Es sind düstere Zeiten im viktorianischen London © Concorde Home Entertainment

Die Bilder zur Zeit des viktorianischen Londons kommen im 1080p sehr gut zur Geltung und transportieren allein schon durch ihre Intensität einen zeitgemäßen Grundton. Darauf abgestimmt machen die Kostüme und Bühnenbilder Freude und wirken in keiner Weise störend oder deplatziert.

Ton:

Der Ton in DTS HD 5.1, in deutscher Sprache und Englischem Originalton, untermalt vortrefflich die Stimmung mit Szenenpassigen Melodien und Instrumentaleinlagen.

Extras:

Extras sind in Form von diversen Trailer, dem Kinotrailer, ca. vierminütigem B-Roll Material, in dem der Dreh von einigen Szenen gezeigt wird und Interviews mit Darstellern und der Regisseuren vorhanden. Einzig entfallene Szenen würden das Extra-Herz noch höher schlagen lassen.

Blu-ray Wertung
  • 8/10
    Film - 8.0/10
  • 8/10
    Bild - 8.0/10
  • 8/10
    Ton - 8.0/10
  • 5/10
    Extras - 5.0/10
7.5/10

Kurzfassung

Mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack, aber mit etwas Geduld und Freude am Genre auf jeden Fall einen Blick wert.

Fazit:

Der Limehouse Golem ist eine grandiose Tragödie mit wunderschönen Kulissen und überragender Schauspielkunst die jedoch unter dem Aspekt „Horror-Thriller“ falsche Erwartungen weckt, die er nicht erfüllen kann und trotz sporadischer expliziter Gewaltausbrüche mit dem Vergleichsmodel „From Hell“ nicht eine Kiste geworfen werden darf. Geht man allerdings mit dem Wissen in diesen Film eine dramaturgisch sauber ausgefeilte und packende Charakterstudie mit Krimielementen vor sich zu haben, erlebt man einen intensiven Trip in die Hölle des 18. Jahrhunderts, der definitiv nachhaltig im Gedächtnis bleiben wird. Mir persönlich hat der Golem sehr viel Spaß gemacht und war allein wegen seiner vielen Facetten ein Film, den ich mir gern zeitnah ein zweites Mal ansehen werde.


von Christoph Berger

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*