The Circle – Blu-ray Kritik

Mae (Emma Watson)
Mae (Emma Watson) © Universum Film GmbH

Die Kritik:

The Circle Blu-ray Cover © Universum Film GmbH

Der Titel The Circle, zu Deutsch: Der Kreis, klingt schon recht okkultistisch. Allerdings hat man es hier weniger mit irgendwelchen Mützenträger zu tun, welche sich im Geheimen treffen um irgendwelche Messen abzuhalten, vielmehr geht es hier um die heutige gläserne Gesellschaft, die einen in Zeiten von Facebook, Google, WhatsApp und anderen Social-Media-Plattformen immer transparenter werden lässt. Genau um diese sogenannte vollständige Durchleuchtung geht es in James Ponsoldt („Off the Black“) neustem Film, der auch gleichzeitig das Drehbuch verfasste, welches wiederum teilweise auf der gleichnamigen Romanvorlage von Dave Eggers aus dem Jahr 2013 basiert. Im Kino konnte der dystopische Thriller nicht gänzlich überzeugen und spielte dort auch nur knapp die Produktionskosten in Höhe von 18 Millionen US-Dollar wieder ein. Seit dem 26. Januar ist der Film nun auf Blu-ray erhältlich, welcher wir selbstverständlich auf den HD-Zahn gefühlt haben.

Die 24-jährige Mae Holland (Emma Watson) ist überglücklich. Sie hat einen Job in der angesagtesten Firma der Welt ergattert – beim „Circle“, einem Internetkonzern, der alle Kunden mit einer einzigen Online-Identität ausstattet, über die alles abgewickelt werden kann. Mae stürzt sich voller Begeisterung in die schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und Nobelrestaurants, Gratis-Konzerten und coolen Partys. Während sie innerhalb der Firma immer weiter aufsteigt, wird sie vom charismatischen Firmengründer Eamon Bailey (Tom Hanks) ermutigt, an einem für den „Circle“ bahnbrechenden Experiment teilzunehmen. Die Teilnahme an dem Experiment und ihre Entscheidungen zugunsten des „Circle“ beeinflussen zunehmend das Leben und die Zukunft ihrer Freunde und Familie. Und dann ist da auch noch ihr mysteriöser Kollege Ty Kalden (John Boyega) …

Eamon Bailey (Tom Hanks) hält eine Rede vor den Mitgliedern des Circles
Eamon Bailey (Tom Hanks) hält eine Rede vor den Mitgliedern des Circles © Universum Film GmbH

Der gläserne Mensch ist schon seit langer Zeit ein Thema. Inzwischen hat man sich bereits daran gewöhnt, dass man unter anderem beim Sammeln von Payback-Punkten in Bezug auf seine Kaufgewohnheiten ausspioniert wird. Da wird nämlich nicht nur gesehen, das man in einem bestimmten Rhythmus sein Fahrzeug betankt, sondern welche Tankstelle man bevorzugt und was man sonst so alles noch einkauft – alles kein Thema, bedankt bekommt man es sogar gleich mit der Doppelten Punktzahl beim nächsten Mal auftanken. Nicht anders verhält es sich beim Surfen im Internet: Wenn man im Netz nach neuen Schuhen oder Klamotten stöbert, wird man auf anderen Seiten hinterher mit passenden Werbefenstern zugespamt. Oder auch bei Netflix ist es gang und gebe, dass das System dem Benutzer bestimmte Filme und Serien anhand seiner Sehgewohnheiten vorschlägt und empfiehlt. Ähnlich verhält es sich bei „The Circle“, der diese Thematik zwar etwas überspitzt, aber damit dennoch genau den Nerv der aktuellen Gesellschaft trifft.

In James Ponsoldts Film kommt nämlich das fiktive Unternehmen Circle, das gleichzeitig auch die einflussreichste Firma der Welt ist, auf die ausgeklügelte Idee, sämtliche Kundendaten zu verknüpfen und mit diesen Daten von jedem eine eigene Online-Identität zu erstellen – „TruYou“ nennt sich das Ganze. Geschäftsführer Bailey vertritt nämlich die Meinung, dass etwas zu wissen gut ist, alles zu wissen aber besser ist. Frei nach dem Motto: „Teilen ist heilen“ kommt schnell die junge Mae (Emma Watson) ins Spiel, welche zwar noch nicht lange für den Konzern arbeitet, ihr Leben aber bald einem kleinen Gadget namens „SeeChange“, einer Minikamera die rund um die Uhr alles aufzeichnet und direkt ins Netz hochlädt, zu verdanken hat. Dadurch avanciert sich kurzerhand zum Gesicht des Circle und soll fortan die Kamera täglich rund um die Uhr bei sich tragen, damit jeder ihr Leben zu jeder Tag- und Nachtzeit beobachten kann. Anfänglich ist das Ganze zwar sehr interessant gestaltet worden und man ertappt sich auch oftmals dabei, wo man sich selbst fragt, ob man das auch wirklich machen würde und ob es der Welt wirklich weiterhilft, wenn es keinerlei Geheimnisse mehr gibt. Das eine solche Macht und ein solches Wissen jedoch nicht in die Hände eines Einzelnen gehört, weiß man allerdings auch schnell – nur ob dem im Film, dessen Finale viel zu schnell und abrupt eingeleitet wird, auch tatsächlich so ist, wird an dieser Stelle jedoch nicht verraten.

Bild:

Mae (Emma Watson) trifft Kalden (John Boyega)
Mae (Emma Watson) trifft Kalden (John Boyega) © Universum Film GmbH

Der Transfer von „The Circle“ liegt im Ansichtsverhältnis von 2.40:1 (16:9) vor und präsentiert sich aufgrund des sichtbaren Filmkorns überaus filmisch. Die Bildschärfe ist dabei auf einem guten Niveau, leistet sich aber auch einige schwächere Einstellungen, bei denen Gesichter und Konturen manchmal etwas weicher geraten sind. Das macht sich dann auch in einigen Closeups bemerkbar, in denen man leider nicht immer jedes kleinste Detail wie Hautporen oder feine Härchen mühelos erkennt. Die Farbgestaltung sowie das Kontrastverhältnis können sich ebenfalls sehen lassen und punkten vor allem in den Tagszenen, einzig und allein der Schwarzwert hätte gerne etwas satter ausfallen dürfen. Hier reich es noch für knappe 7,5 Punkte.

Ton:

Die deutsche Tonspur sowie der englische Originalsound liegen jeweils in verlustfreiem DTS-HD Master Audio 5.1 vor und beide sorgen für eine angenehme Surround-Kulisse. Beide Mixe sind ansprechend abgemischt, klingen dynamisch und erzeugen eine gute Direktionalität. Die Stimmen der Protagonisten bleiben stets klar verständlich und auch die musikalische Untermalung von Altmeister Danny Elfman ist erstklassig geraten. Derart verspielt und elektronisch hat man den US-amerikanischen Komponisten, der sich mit den Soundtracks zu Titeln wie „Batman“ (1989), „Men in Black“ (1997) oder „Spider-Man“ (2002) schon lange einen Namen gemacht hat, bislang noch nicht zu hören bekommen – vor allem Tracks wie „Happy Little Robots“ oder „Conspiracy“ gehen dabei unheimlich ins Ohr.

Extras:

▪ Interviews mit Cast & Crew:
– Emma Watson / Mae Holland (5:59 min.)
– Tom Hanks / Eamon Bailey (3:41 min.)
– Patton Oswald / Tom Stenton (1:37 min.)
– John Boyega / Ty Kalden (2:40 min.)
– Karen Gillian / Annie (2:33 min.)
– James Ponsoldt / Regie und Drehbuch (5:15 min.)
– Gary Goetzman / Produzent (1:41 min.)
– Anthony Bregman / Produktion (2:05 min.)

Mae (Emma Watson) legt ihr Leben offen
Mae (Emma Watson) legt ihr Leben offen © Universum Film GmbH

▪ Trailer:
– The Circle – Trailer 1 (1:55 min.)
– The Circle – Trailer 2 (1:48 min.)
– The Circle – Trailer 3 (1:40 min.)
– Lion – Der lange Weg nach Hause (2:24 min)
– 2:22 – Zeit für die Liebe (2:21 min.)
– Das Glück des Augenblicks (2:32 min.)
– Die Erfindung der Wahrheit (1:25 min.)
– Overdrive (2:17 min.)
– Colossal (1:47 min.)
– Snowden (0:59 min.)
– Valerian – Die Stadt der tausend Planeten (1:42 min.)

Viele Extras haben es leider nicht auf die Disc geschafft. Ein richtiges Making-of sucht man leider vergeblich, dafür sind aber einige Interviews mit Cast & Crew enthalten, welche zwar ganz nett sind, jedoch keinen inhaltlichen Mehrwert bieten. Mit zum Bonusmaterial gehören außerdem noch drei Trailer zum Film, diverse Vorschauen zu anderen Produktionen. Sämtliche Extras, welche eine Laufzeit von ca. 30 Minuten haben, liegen zudem in HD vor und die Interviews bieten auch deutsche Untertitel, auf ein Wendecover hat man bei Universum Film allerdings leider verzichtet.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 7.5/10
    Bild - 7.5/10
  • 8.5/10
    Ton - 8.5/10
  • 4/10
    Extras - 4/10
7/10

Kurzfassung

„The Circle“ ist zwar ein durchaus packender und ansehnlicher Thriller, dennoch hätte man aus dem Stoff sicherlich noch mehr machen können. Technisch ist die Umsetzung ebenfalls solide, so dass Fans von Facebook und Co. durchaus einen Blick riskieren sollten.

Fazit:

In Zeiten von Social Media und Co., in denen mittlerweile jeder auf Facebook, Twitter oder Instagram postet, was er gerade isst, wo er Urlaub macht oder mit wem er derzeit glücklich ist, war es gar keine schlechte Idee, einen intelligenten dystopischen Thriller zu diesem Thema zu veröffentlichen. Allerdings ist die Umsetzung trotz Starbesetzung mit Schauspielgrößen wie Tom Hanks sowie Emma Watson im Kino nicht gut angekommen, was vermutlich auf die teils nicht immer nachvollziehbaren Handlungen von Hauptcharakter Mae zurückzuführen sein dürfte. Unterm Strich ist „The Circle“ zwar kein schlechter Film, aus dem Szenario und dessen öffentlichen Einfluss hätte man aber weiteraus mehr rausholen können. Technisch hingegen präsentiert sich die Blu-ray zeitgemäß und wartet mit einer soliden Bild- als auch Tonqualität auf, nur bei den Specials hätten es gerne noch einige mehr sein dürfen.


von Roland Nicolai

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