The Cabin in the Woods (4K Ultra HD) – Kritik

Spieglein, Spieglein an der Wand… – Dana (Kristen Connolly) merkt nicht, dass Holden (Jesse Williams) sie beobachtet.
Spieglein, Spieglein an der Wand… – Dana (Kristen Connolly) merkt nicht, dass Holden (Jesse Williams) sie beobachtet. © Universum Film

Die Kritik:

Das Horror-Genre ist aktuell so profitstark wie zu kaum einem anderen Zeitpunkt, doch genießen vor allem Slasher-Filme keinen besonders guten Ruf mehr. Vielfach kopiert und klischeebehaftet findet man im Durcheinander der HALLOWEEN– und Klassiker-Klone kaum noch fordernde und anspruchsvolle Ableger dieses Subgenres. Das dachte sich auch die Filmcrew um THE CABIN IN THE WOODS und beabsichtigte, einen Horrorfilm schaffen, der genau diese Entwicklung kritisiert und zudem ein filmisches Gegenstück liefert.
THE CABIN IN THE WOODS erschien am 06.09.2012 in den deutschen Kinos, ist ab 16 Jahren freigegeben und läuft 95 Minuten. Ab dem 12.04.2019 findet man den Streifen auch als 4K-Ableger in den hiesigen Kaufhäusern. Für Euch haben wir ihn bereits unter die Lupe genommen.

The Cabin in the Woods (4K Ultra HD) Cover
The Cabin in the Woods (4K Ultra HD) Cover © Universum Film

Drew Goddard (BAD TIMES AT THE EL ROYALE) wollte bereits zu Beginn, dass der Zuschauer sich fühlt wie im „falschen Film“, um das einzustricken, was sich im Folgenden noch festigen soll. Er entschied sich nicht sofort für eine Szene, die die Teenager bei ihren klassischen Vorbereitungen für den Kurztrip zeigt, sondern Wissenschaftler einer zunächst dubios anmutenden Organisation bei Besprechungen und Abstimmungen. Erst danach werden die fünf Freude Curt Vaughan (Chris Hemsworth; THOR), Marty Mikalski (Fran Kranz; DONNIE DARKO), Holden McCrea (Jesse Williams; DER BUTLER), Dana Polk (Kristen Connolly; GOOD WIFE) und Jules Louden (Anna Hutchison; VENGEANCE – PFAD DER VERGELTUNG) eingeführt. Dies geschieht alles andere als vorurteilsfrei durch die Stigmatisierungen als freizügige Blondine, muskulöser Schönling oder verrückter Nerd, allerdings werden diese Rollen im weiteren Verlauf noch sehr relevant und dienen keiner künstlichen Varianz im Cast. Man nimmt sich dennoch nicht zu viel Zeit für die Zeichnung der fünf Freunde und landet nach Triggerung durch die passiv eingebrachte sterile Organisation nach zirka 15 Minuten in der abgelegenen Hütte.

Im weiteren Verlauf beschäftigt sich der Streifen, der bei einem Budget von 30 Millionen Dollar weltweit 66 Millionen Dollar einspielte, mit dem Einzug der Protagonisten und widmet sich intensiver der Seite der Wissenschaftler, wodurch bruchstückartig klarer wird, was es mit dem Labor in etwa auf sich haben muss. Diese Erkenntnis bleibt glücklicherweise in ihrer vollständigen Auflösung lange unklar und ebenso schwierig zu erahnen. Immer wieder werden geschickt kleine Handlungselemente und -details eingepflügt ohne zu viel zu verraten.

Curt (Chris Hemsworth) blickt dem Grauen ins Gesicht.
Curt (Chris Hemsworth) blickt dem Grauen ins Gesicht. © Universum Film

Leider wirkt die Atmosphäre des Streifens nicht immer bedrohlich und ist – auch vor dem Hintergrund der Intention der Filmmacher – nicht durchgehend horroraffin, obwohl man oft dunkle Szenen gestaltet. Möglicherweise ist der Score für diesen Punkt stark mitverantwortlich, der überdurchschnittlich oft zu actionlastig und episch geschrieben ist, anstatt ein bedrückendes Setting zu unterstützen. Eine andere Kontradiktion dazu findet sich wiederum in der Kameraarbeit die meistens langsam ist und nicht oft besonders hoch frequentierte Schnitte einsetzt. Insgesamt sorgt dies für Dysbalancen.

Das Festlegen auf die „aktiven Antagonisten“ des Films ist missglückt, was spätestens nach Eindringen in einen „geheimen Raum“ klar wird, wo der Zuschauer mit äußerst kreativen und einfallsreichen „Alternativen“ zu ihnen konfrontiert wird, aus denen der Großteil sicherlich eine bessere Wahl gewesen wäre (vgl. Ballerina [mit Unterstützung]). Die gewählten Antagonisten gehören ungeachtet anderer Zusammenhänge zu den einfältigsten der Gesamtheit und wirken – ebenso wie die Effekte generell – etwas plastisch und unausgereift.

Götter, Spirituelles und Rituale sind Elemente, die innerhalb der Handlung elementar sind. An diesem Punkt wäre die Einbringung durchaus möglicher realistischerer und ernsterer Punkte – ebenso abwesend wie bei der Charakterschaffung der Wissenschaftler – begrüßenswert gewesen. Diese Seite ist eher störend als dass sie dem in Deutschland erst drei Jahre später als in den USA erschienenen Film besonderen Flair verleiht.
Die deutsche Synchronisation ist sehr gut gelungen und bei nahezu jedem Charakter auf hohem Niveau.

Fünf Freunde allein in einer Hütte im Wald – v.l.n.r.: Curt (Chris Hemsworth), Holden (Jesse Williams), Jules (Anna Hutchison), Marty (Fran Kranz) und Dana (Kristen Connolly).
Fünf Freunde allein in einer Hütte im Wald – v.l.n.r.: Curt (Chris Hemsworth), Holden (Jesse Williams), Jules (Anna Hutchison), Marty (Fran Kranz) und Dana (Kristen Connolly). © Universum Film

Der Titel mag einerseits für die Absichten Goddards zu einfach sein, andererseits hätte er genau aus diesem Grund auch gewählt worden können.
THE CABIN IN THE WOODS ist inhaltlich ein völlig anders gelagerter Horrorfilm, der der sich selbst gestellten Aufgabe der Neuerung und Kritisierung des Genres gewachsen ist und diese erfüllt, aber nicht meistert. Genau dann, wenn der Zuschauer in entsprechenden Szenen eines standardmäßigen Horrorstreifens ihn auch als solchen leidlich identifizieren würde, hält THE CABIN IN THE WOODS verschiedene Mittel in der Hinterhand, um seiner Grundhaltung wieder Ausdruck zu verleihen. Diese Mittel zeigen sich entweder in einer plakativen Parodie des Genres oder in einer handstreichartigen Neuorientierung der Handlung bis zum jeweiligen Punkt. Der augenscheinliche Wink mit dem Zaunpfahl auf immergleiche Strukturen von Horrorfilmen gleitet nie ins Respektlose ab, sondern bedient sich stattdessen nebenher einer Vielzahl von Referenzen zu Genregrößen, die alleine durch das Whiteboard im Labor deutlich werden. Zusammen mit der Intention zur Schaffung dieses Films und dem Figurendesign sind dies die absoluten Stärken des Films.

Nach nur wenigen Logikfehlern (vgl. Kellertür, unwissende Soldaten bei Säuberung) kommt der Film zu einem abrundenden Finale, das den Rahmen der Handlung zum Ende führt.

Bild:

Skeptisch inspiziert Marty (Fran Kranz) die Hütte im Wald.
Skeptisch inspiziert Marty (Fran Kranz) die Hütte im Wald. © Universum Film

Mit 3.840p mal 2.160p versucht das Bild in einem Ansichtsverhältnis von 2,4:1 zu strahlen, was ihm allerdings misslingt. Eine den Preis rechtfertigende Steigerung zum mangelhaften Bild der sich schon lange auf dem Markt befindlichen Blu-ray ist nicht festzustellen. Farben sind an vielen Stellen sehr blass geraten und auch Schwarzwerte sind kein Paradebeispiel für ein technisch einwandfreies Bild. Schärfewerte bleiben in schnellen Schnittfolgen jedoch stabil.

Ton:

Auf Deutsch liegt die Tonspur wie auch auf Englisch in einem DTS-HD MA 5.1 vor. Der Film verlangt dem Ton mehr ab als man zu vermuten vermag, doch er kann dies stets gut händeln. Die Sounds sind satt und zeigen auch insgesamt gute Werte, sind aber an vereinzelten Stellen etwas zu laut.

Extras:

Der Bereich der Extras bietet vier Featurettes, ein WonderCon Q&A, einen Audiokommentar der Drehbuchautoren und eine „Interactive Experience“. Die Featurettes sind durchaus interessant und unverbraucht und gewähren schöne Einblicke in die Produktion. Auch der Audiokommentar ist keine reine Heiligsprechung, sondern erläutert die Absichten des Films eindeutiger. Die Extras bieten mehr als vermutet.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 4/10
    Bild - 4/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 8.5/10
    Extras - 8.5/10
7/10

Kurzfassung

Der Zuschauer fühlt sich wie im „falschen Film“.

Fazit:

THE CABIN IN THE WOODS kritisiert aufwendig liebend die Entwicklung des modernen Horrorfilms und entwickelt dadurch einen Streifen, der niemanden uninteressiert lassen dürfte.


von Denis L. Klemm

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