Sweet Virginia – Blu-ray Kritik

Sam (Jon Bernthal)
Sam (Jon Bernthal) © 2018 EuroVideo Medien GmbH

Die Kritik:

Sweet Virginia Blu-ray Cover
Sweet Virginia Blu-ray Cover © 2018 EuroVideo Medien GmbH

Mit „Sweet Virginia“ schuf Regisseur Jamie M. Dagg einen Film der nicht so genau weiß was er eigentlich sein will. Er dümpelt so hin und her zwischen Möchtegern Gangsterfilm und dem kläglichen Versuch ein tragisches Drama darzustellen. Beides geht vollends nach Hinten los und macht einfach keinen Spaß.

Ex Rodeo Champion Sam (Jon Bernthal) betreibt, nachdem er den Sport verlassen hat, ein kleines Motel namens „Sweet Virginia“ in einer verschlafenen Kleinstadt in Alaska. In diesem Motel steigt der Auftragskiller Elwood (Christopher Abbott) ab, nachdem er im örtlichen Pub drei Menschen brutal ermordet hat. Sam freundet sich mit dem in sich gekehrten Elwood an, und hat keine Ahnung was für einer Tätigkeit sein neuer Freund nachgeht. Elwood wurde von einer Bekannten Sam’s, Lila (Imogen Poots), engagiert um sich ihres untreuen Gatten zu entledigen. Mit seinem hinterlassenen Vermögen wollte sie den Killer bezahlen. Nachdem der Auftrag erledigt war, musste Lila jedoch feststellen, dass ihr Mann bankrott war und ihr außer einem Berg von Schulden nichts hinterlassen hatte. Deshalb versucht sie Elwood aus dem Weg zu gehen und kommt vorerst bei einer Freundin und heimlicher Affäre von Sam namens Bernadette (Rosemarie DeWitt; Poltergeist 2015) unter. Diese hatte bei dem Dreifachmord im Pub ebenfalls ihren Mann verloren. Kann Sam die beiden Frauen retten?

Lila (Imogen Poots)
Lila (Imogen Poots) © 2018 EuroVideo Medien GmbH

Die Story ein alter Hut, jeder einzelne Darsteller, inklusive Jon Bernthal, scheint auf die gesamte Produktion keine Lust gehabt zu haben und verkörpert den Inbegriff von Langeweile. Man erfährt praktisch nichts über Motivationen einzelner Personen und kein Darsteller schafft es auch nur für einen Moment Authentizität oder Glaubwürdigkeit zu transportieren, sodass es sehr schwer wird das Machwerk bis zum Ende durchzuhalten. Jon Bernthal, zuletzt zu bestaunen in der hervorragenden Netflix Adaption von „Marvel’s The Punisher“, hat besonders in seinen vergangenen Projekten gezeigt, was für ein fantastischer Charakterdarsteller er ist und was für verschiedene Emotionen der Mann mit der Boxernase im Stande ist rüberzubringen. Hier ist davon leider nichts zu sehen und man hat das Gefühl er hat den gesamten Film über den selben Gesichtsausdruck und ein massives Sprachproblem, was nicht an der Synchronisation liegt. Ganz zu schweigen von Antagonist Elwood, gespielt von Christopher Abbott. Er als „böser Auftragskiller“ wirkt vielleicht abgedreht und leicht bis mittelschwer cholerisch, aber vielleicht gerade wegen diesem gewaltigen Sprung in der Schüssel wirkt er mehr peinlich als furchteinflößend.

Elwood (Christopher Abbott)
Elwood (Christopher Abbott) © 2018 EuroVideo Medien GmbH

Jeder Schritt einzelner Charaktere ist vorhersehbar und erfüllt absolut jedes Klischee, somit ist auch das Ende keine Überraschung sondern eher eine Erlösung. Mit Ausnahme von der Eröffnungsschießerei in einem Pub wartet man vergeblich auf das Ansteigen des Spannungsbogens und wird stattdessen belohnt mit Schweigen, gefolgt von kläglichen und wortkargen Versuchen tiefgründig zu sein. Wieder gefolgt von Schweigen. Man könnte denken der Einsatz von so vielen Stille könne dem Geschehen eine gewisse Atmosphäre verleihen aber selbst das funktioniert höchstens als Einschlafhilfe. Das einzige das man hier lobend erwähnen muss sind die wirklich toll gelungenen Naturaufnahmen verschneiter Wälder und weiter Hügellandschaften. Allerdings lohnt es sich dafür nicht diesen Film zu sehen. Man sollte sich dann doch eher einer Naturdokumentation zu wenden.

Bild:

Das Bild in hochauflösendem 1080p 16:9 lässt keinen Raum zur Beanstandung, ob hell oder dunkel, es ist alles zu erkennen. Langsame Kameraführung ohne Gewackel oder hektische Schnitte fallen positiv ins Gewicht.

Ton:

Der Ton, in zwei Audiospuren (deutsch und englisch) vorliegend, ist einmal in Dolby Digital 2.0 und DTS-HD 5.1. Beides kommt sehr gut zur Geltung und wird durch ruhige und gemächliche Sounds untermalt. Ansonsten wird hier viel mit Stille gearbeitet.

Extras:

Extras liegen, bis auf den deutschen Trailer, nicht vor.

Blu-ray Wertung
  • 2/10
    Film - 2.0/10
  • 7/10
    Bild - 7.0/10
  • 5/10
    Ton - 5.0/10
  • 1/10
    Extras - 1.0/10
3/10

Kurzfassung

Unsinniger und vollkommen überflüssiger Möchtegern Neo-Noir Film. Lieber zu einem Buch greifen.

Fazit:

„Sweet Virginia“ macht durch den recht vielversprechenden Trailer Lust auf einen Film, den man in der Form nicht zu sehen bekommt. Alles was da gezeigt wurde war an sich schon der ganze Film, bietet keine definierbaren Schauwerte und strotzt nur so vor Langeweile und Bedeutungslosigkeit. Der Cast, der eventuell dazu verleiten könnte sich diesen Film anzusehen ist dabei mindestens genauso enttäuschend und besonders Jon Bernthal nur noch ein Schatten seiner selbst. Alles in allem nichts was man sich unbedingt zu Gemüte führen müsste geschweige denn von mir eine Empfehlung bekommt.


von Christoph Berger

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