Strange but True – Dunkle Geheimnisse – Blu-ray Kritik

Margaret Qualley in Strange but True
Margaret Qualley in Strange but True © Tiberius Film

Die Kritik:

Strange but True - Blu-ray
Strange but True – Blu-ray © Tiberius Film

Wie würden sie reagieren, wenn die Ex-Freundin ihres vor 5 Jahren gestorbenen Sohnes plötzlich vor der Tür steht und behauptet, sie wäre von ihm schwanger? Sicherlich wären sie ebenso skeptisch und aufgebracht wie Charlene, gespielt von Amy Ryan, der genau das in “Strange but True” widerfährt.

Als eines Tages Melissa, verkörpert von der aufstrebenden Margaret Qualley, vor der Tür steht, scheint ihre Behauptung für Charlene, Mutter des verstorbenen Ronnie und dessen Bruder Phillip, wie ein schlechter Witz zu wirken. Melissa beteuert, dass Ronnie ihr einziger Partner gewesen ist und nur er der Vater sein könne, doch verständlicherweise stößt Melissa bei Mutter Charlene auf kein offenes Ohr, ganz im Gegenteil. Vollkommen außer sich fordert sie Melissa auf zu verschwinden, ganz im Gegensatz zu Phillip, der Melissa mehr Glauben schenken möchte, sei es nun aus Mitleid oder aus reinem Interesse. Beide recherchieren in verschiedene Richtungen, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, was sich letzten Endes hinter Melissas Story verbirgt, hat aber sogar mich überrascht.

Auf eine gewisse Art verbirgt sich hinter “Strange but True” eine Mogelpackung, die versucht uns denken zu lassen, dass sich hinter der Prämisse des Films etwas anderes verbirgt, als es tatsächlich der Fall ist. Schon zu Beginn des Films will uns Regisseur Rowan Athale in die Irre führen, in dem er uns im Voiceover gesprochen von Qualley, mit Wörtern wie Jenseits, Gott oder auch Wahrheit konfrontiert. Zudem spielt eine Art Wahrsagerin im Film eine für die Geschichte ausschlaggebende Rolle, denn im Grunde ist sie es, die Melissa erst den Anstoß für ihre Behauptung gibt. Durch all diese spirituellen Einschübe führt uns Athale zwangsläufig dazu, Melissas eigentlich absurde Geschichte mit einer höheren Macht in Verbindung zu bringen. Dass der Tatbestand jedoch auch einen durchaus realen und zudem erschreckenden Hintergrund haben kann, wurde mir als Zuschauer relativ schnell klar. Drehbuchautor Eric Garcia und Director Athale verstehen es dennoch durchaus, ihre Handlung mit einem mystischen Schleier zu umhüllen, ohne dabei den Bezug zur Realität zu verlieren. Man sollte also wissen, dass “Strange but True” zum großen Teil mit Mystery-Elemente arbeitet, bevor er sich dann in der zweiten Hälfte als waschechter und durchaus solider Thriller entpuppt.

Nick Robinson in Strange but True
Nick Robinson in Strange but True © Tiberius Film

Für meinen Geschmack fehlt es Athale aber leider etwas an Fingerspitzengefühl, in Bezug auf die Länge seiner Shots und den Schnitt. In einigen Szenen hätte es nicht geschadet, die ein oder andere Zeile im Dialog zu kürzen, in wieder anderen, hätte man den Schnitt ruhig etwas früher setzten können. Gerade der letzte Akt, wirkte auf mich zu überhastet und undurchdacht in seiner Struktur. In ihm hat sich Director Athale dazu entschieden, drei für die Geschichte unterschiedlich wichtige Dialoge in eine Art Montage zu packen, wobei der Schnitt uns abwechselnd durch die Gespräche führt. Dadurch verliert nicht nur der Twist der Story, der in dieser Montage aufgelöst wird, immens an emotionaler Wirkung, sondern auch die anderen Konversationen. Vielleicht versucht Athale durch diese Methode Spannung zu erzeugen, er verspielt dabei jedoch das Potenzial seines guten Casts, welchem es dadurch schwerfällt, hundertprozentig zu überzeugen. Außerdem ist mir aufgefallen, dass der Twist im Film, später scheinbar keine Bedeutung mehr für die Figuren hat. Obwohl der ganze Film auf diesen Moment hinzielt, hält es niemand der Charaktere für wichtig, geschehenes noch einmal Revue passieren zu lassen. Leider fällt es mir schwer, ohne zu spoilern, genauer auf diesen Kritikpunkt einzugehen, aber ich war mir teilweise nicht mal ganz sicher, ob die Figuren im Film überhaupt wussten, welche Tragweite die Ereignisse mit sich ziehen. Dadurch hat sich das Ende leider etwas seltsam angefühlt.

Brian Cox in Strange but True
Brian Cox in Strange but True © Tiberius Film

Noch mal zurück zum Cast, denn der kann sich mit unter anderem Amy Ryan, Margaret Qualley, Nick Robinson und Greg Kinnear, durchaus sehen lassen. Leider bringen einem die besten Schauspieler nur selten etwas, wenn es ihren Charakteren bereits im Skript an Tiefe fehlt. Mit Phillips Eltern bekommen wir die Typische “Kind ist Tod, Vater haut mit jüngerer Frau ab, Mutter ist verbittert” Konstellation, die aber nicht tiefgehend genug beleuchtet wird. Besonders die Figur der Mutter ist superanstrengend. Nicht das Ryan viel dafür könnte, sie spielt ihre Rolle durchaus überzeugend, dennoch hätte man den “Bitch-Faktor” vielleicht etwas herunterschrauben können. Ich übertreibe nicht, die Mutter ist echt ätzend. Margaret Qualley schafft es, durch ihre Ausstrahlung der bizarren Situation Authentizität zu verleihen, und dennoch merkt man auch ihr an, dass es dem Skript bzw. den Figuren ein wenig an Substanz fehlt.

Blu-ray Wertung
5/10

Kurzfassung

Ein solider Thriller mit Mystery-Elementen, der durchaus unterhält, dem am Ende aber etwas die Luft ausgeht.

Fazit:

Trotz kleiner erzählerischer und inszenatorischer Schwächen hat es “Strange but True” geschafft, mich für 96 Minuten gut zu unterhalten. Regisseur Athale gelang es, alle seine Figuren sinnvoll in die Geschichte einzubinden und mich durch einen unerwarteten Twist, positiv zu überraschen. Leider spielt er diesen im Finale des Films nicht gut genug aus, wodurch er viel Potenzial für ein wirklich emotionales Ende liegen lässt. Die deutsche Synchro ist ebenfalls nur befriedigend, wer also nicht abgeneigt ist einen Film auf Englisch zu gucken, dem würde ich in diesem Fall dazu raten.


von Marcel Feldermann

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