Blu-ray-Filmkritik zu Stillwater

Die Kritik:

„Stillwater“ hatte keinen sonderlich erfolgreichen Kinoerfolg – wie seit der Pandemie leider sehr viele vielversprechende Filme. Das in Cannes aufgeführte Drama hätte diesen aber durchaus verdient gehabt. Oscar-Regisseur Tom McCarthy und der zur Schauspielelite gehörende Matt Damon liefern nämlich einen sehenswerten Streifen ab. Seit dem 20.01.2022 ist er nun auch auf DVD und Blu-ray erhältlich. Wir bewerten neben dem Film auch Bild, Ton und Extras der Disc.

So wie Bill Baker (Matt Damon) mag man sich den Durchschnittsamerikaner aus ländlicher Gegend vorstellen. Der Bohrarbeiter reist aus Oklahoma nach Marseille; aber nicht um Urlaub zu machen, sondern um seine Tochter Allison (Abigail Breslin) zu besuchen, die wegen Mordes im Gefängnis sitzt. Und das schon seit Jahren. Doch diesmal entwickelt sich der Aufenthalt etwas anders. Eine neue Spur soll endlich Allisons Unschuld beweisen. Zu Bills guten Eigenschaften zählen seine Entschlossenheit, für seine Tochter zu kämpfen, denn für ihn ist es klar, dass sie zu Unrecht im Knast sitzt. Doch der zeitweise auch sehr hilflose Mann wird mit Sprachbarrieren, kulturellen Unterschieden und einem Rechtssystem konfrontiert, das die Schuldfrage in dem Fall bereits entschieden hat. Er ist erst einmal auf sich alleine gestellt…

„Stillwater“ ist inspiriert vom wahren Fall der Amanda Knox, die 2007 für den Mord an ihrer Mitbewohnerin zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Sie selbst war übrigens nicht begeistert von dem Film, der ihr nicht nah genug an ihrer eigenen Geschichte war. Korrekterweise steht im Drama aber auch nichts von „basiert auf wahren Begebenheiten“ o.ä., denn die Filmemacher haben sich eine eigene Geschichte samt Auflösung überlegt.

So gänzlich überraschen kann Stillwater aber oft nicht. Das liegt einerseits daran, dass man sich lange Zeit gar kein Bild vom zurückliegenden Mord machen kann. Von daher ist es dem Zuschauer gar nicht möglich, sich seine Meinung zu bilden, weshalb die Wendungen nicht allzu spannend ausfallen. Andererseits lässt sich der 139 Minuten lange Film sehr viel Zeit für den Alltag, den Bill in Frankreich durchlebt. Das geht auf Kosten der Spannung, ist dafür aber der Glaubwürdigkeit dienlich.

Matt Damon reist den Film an sich – und das mit ganz wenigen Actionszenen und einem eher zurückhaltenden Schauspiel. Außerordentlich gut gefallen ferner die Nebendarstellerinnen. Bei Allison (Abigail Breslin) schwankt man mit zunehmender Dauer zwischen Sympathie und dem Gedanken, ob sie vielleicht doch nicht so unschuldig ist. Virginie (Camille Cottin) mit ihrer Tochter nimmt Bill unter ihre Fittiche und beide Französinnen glänzen mit tollem Schauspiel. Da stört es auch nicht weiter, wenn über knapp 30 Minuten nichts weiter in der Hauptstory vorangeht. Dennoch war das ein gewagter Schritt, denn so ist der Film kaum als Thriller zu verkaufen (obwohl es natürlich trotzdem versucht wird).

Bild:

Das Bild der Blu-ray überzeugt in jeder Einstellung. Zugegeben gibt es aber kaum Actionszenen und die meisten Sequenzen spielen am sonnigen Tag, was die Qualität vor keine schweren Aufgaben stellt. Gleichzeitig wird Marseille gekonnt mit seinem sehr schönen und auch weniger schönem Gesicht gezeigt.

Ton:

Auch der Ton weiß zu gefallen, ohne vor große Herausforderungen gestellt zu werden. Der Soundtrack ist unauffällig, während die Dialoge sehr menschlich und glaubwürdig daherkommen. Das meiste französisch wird untertitelt. Sehr sympathisch sind dabei die Versuche von Bill und Virginies kleiner Tochter sich gegenseitig ihre Muttersprache beizubringen.

Extras:

Das Bonusmaterial ist recht ansehnlich. Die Featurettes lauten „Eine Alchemie der Sichtweisen“, „Ein Amerikaner in Marseille: Die Drehorte von Stillwater“; „Mit Neugierde & Mitgefühl: Regisseur Tom McCarthy“ und beinhalten viele Interviews und Blicke hinter die Kulissen. Freilich wird auch sehr gegenseitig viel gelobt aber das kennt man von den Extras.

Fazit:

„Stillwater“ besticht durch seine Glaubwürdigkeit – in seinen Figuren und der Story. Die Spannung nimmt nur punktuell zu. Interessant ist darüber hinaus die Vorgehensweise. Da der Fall schon Jahr zurückliegt, bekommt der Zuschauer erst spät den Überblick und weiß weniger als die Figuren.