Split – Blu-ray Kritik: Der neue M. Night Shyamalan

Split - Casey (Anya Taylor-Joy) auf der Flucht © Universal Pictures Germany

Die Kritik:

Über Split zu reden ohne den Schöpfer, Schreiber und Produzenten M. Night Shyamalan zu erwähnen ist unmöglich und daher beginne ich damit. Während viele Leute seine letzten Filme wie „The Happening“ „Die Legende von Aang“ und „After Earth“ extrem schlechtmachten, fand ich zumindest die Prämisse von „The Happening“ unterhaltsam und interessant. Ich bin kein großer Shyamalan-Fan, aber ich gebe zu, dass ich gespannt war „Split“ nach all den vielen positiven Bewertungen zu sehen.

Split Blu-ray Cover
Split Blu-ray Cover © Universal Pictures Germany

Handlung:
In „Split“ geht es um einen Mann namens Kevin (gespielt von James McAvoy), der eine besondere Störung besitzt, die ihn, durch ein traumatisches Ereignis in seiner Kindheit, dazu veranlasste 23 verschiedene Persönlichkeiten zu seinem eigenen Schutz zu erschaffen. Diese psychische Störung zwingt ihn eines Tages drei Mädchen zu entführen um ihnen jemand bestimmtes vorzustellen. Währenddessen untersucht seine Therapeutin Dr. Fletcher (Betty Buckley) mit vollem Enthusiasmus Kevins Störung und muss aber feststellen, dass er sich seit einiger Zeit anders verhält. Als sie versucht herauszufinden mit welcher Persönlichkeit sie es zu tun hat, macht sie eine dunkle Entdeckung.

Die Geschichte von „Split“ ist eigentlich ziemlich solide wird aber durch ständigen wissenschaftlichen Schwachsinn und merkwürdigen Entscheidungen der Charaktere sehr abgebremst. Ich verstehe ja, dass der Film in der Realität basieren möchte und das Herrn Shyamalan auch so in seinen Geschichten gefällt, aber wenn man so viel Blödsinn versucht mit zeitgemäßer Wissenschaft zu belegen, dann sollte sie eben auch stimmen.
Zum Beispiel erzählt Dr. Fletcher von einer Person, die durch ihre multiple Persönlichkeitsstörung plötzlich wieder sehen konnte. So einen Fall gibt es zwar wirklich, aber diese Erblindung hatte etwas mit einem Trauma zu tun, das diese verursachte und nichts mit Proteinen oder Nervenzellen die sich wieder selbst regenerieren können.
An sich würde ich so eine Kleinigkeit ignorieren, aber erstens beruht das komplette Filmprinzip auf dieser falschen Aussage und zweitens wird es im Film so oft erwähnt mit dem Versuch es in unsere Realität zu bringen, dass es ab einem gewissen Punkt einfach nur lächerlich ist und nervt. Es zerstört den kompletten Filmfluss und es kommt einem so vor als wollte Shyamalan nur zeigen wie sehr er doch über das alles Bescheid weiß, statt uns eine plausible Erklärung für die Geschehnisse zu geben. Wäre das ganze etwas lockerer auf Fakten aufgebaut, sagen wir mal: Es gibt eine Mutation XY die das und das verursacht weswegen Kevin dies und das kann, einfach um eine interessante Prämisse zu gestalten, dann hätte das dem Film insgesamt viel besser getan.
Des Weiteren hat der Film viele Stellen an denen man eigentlich mitfühlen sollte, aber durch die extreme Dummheit der Charaktere war es mir im Endeffekt egal ob jemand sterben wird.

Charaktere:

Split - Kevin (gespielt von James McAvoy
Split – Kevin (gespielt von James McAvoy © Universal Pictures Germany

Die beste Figur war Kevin, der mit seinen vielen Persönlichkeiten sehr überzeugte. Ich verstehe jedoch nicht ganz warum es so viele sein mussten, da wir nur Patricia, Hedwig, Barry, Dennis, Orwell, Jade und eine weitere Persönlichkeit richtig kennenlernen. Zehn hätten es auch getan, aber das liegt vermutlich an der Symbolik der endgültigen Zahl der Persönlichkeiten.
Wie dem auch sei stellt James McAvoy die verschiedenen Charaktere fantastisch dar und gibt allen eine eigene Note wodurch der Zuschauer sogar ohne Worte unterscheiden kann, welche Persönlichkeit gerade zu sehen ist. Ein besonders interessanter Moment ist es, als Dennis versucht Barry zu imitieren und dadurch auch dem Zuschauer signalisiert, dass etwas merkwürdig ist.
Ein weiterer guter Charakter ist Casey (gespielt von Anya Taylor-Joy), die zu den drei entführten Mädchen gehört. Im Verlaufe der Handlung erfährt man, warum sie so merkwürdig und feindselig gegenüber Leuten ist und warum sie während ihrer Gefangenschaft zuerst etwas gegen die Freilassung handelt. Ihre Hintergrundgeschichte bietet viele Parallelen und ist stark verwoben mit der ablaufenden Handlung, was ihre Figur ebenfalls interessant und vielschichtig macht.
Dr. Fletcher hingegen ist eine eindimensionale, desillusionierte Verrückte, die erst am Ende des Films anfängt nachzudenken und durch die bereits oben erwähnte Pseudowissenschaft einfach nervt.
Die beiden anderen Mädchen – die Cheerleaderin Claire (gespielt von Haley Lu Richardson) und Marcia (gespielt von Jessica Sula) – stellen einen Kontrast zu Casey dar. Dieser Kontrast ist jedoch zu stark, so dass sie sich wirklich wie buchstäbliche Nebencharaktere anfühlen. Dazu kommt auch noch, dass beide Horrorcliché-artig dumm wie drei Meter Feldweg sind und sich wie Zeichentrickcharaktere verhalten. In einer Szene sind Casey und Marcia zum Beispiel mit Kevin alleine in der Küche und sie schnappt sich einen Stuhl und haut ihm damit auf den Rücken. In dieser Küche gibt es so viel anderes Zeug und außerdem war sein Kopf nicht zu verfehlen und der Stuhl nicht schwer für sie. Es war wie in dem Moment aus „Scary Movie 1“ wo die dumme Blonde sich für die Banane anstatt für eine Pistole oder ähnliches entscheidet.

Split - Casey (Anya Taylor-Joy) und Kevin (James McAvoy)
Split – Casey (Anya Taylor-Joy) und Kevin (James McAvoy) © Universal Pictures Germany

Besonderheiten: !!!Vorsicht riesen Spoiler!!!
Die größte Besonderheit des Films ist seine Integration in ein größeres Filmuniversum. Die letzte Szene zeigt Bruce Willis wie er David Dunn, seinen Charakter aus „Unbreakable – Unzerbrechlich“, verkörpert und auf die Existenz von Mr. Glass hindeutet. Das interessante hieran ist, dass Kevins traumatische Kindheit hauptsächlich durch den Tod seines Vaters ausgelöst wurde, der bei einem Zugunfall ums Leben kam. Dies würde bedeuten, dass Mr. Glass nicht nur David, sondern auch Kevin „erschaffen“ hat, was eine ziemlich interessante Geschichte ergeben könnte und dem Film nochmal eine extra Ebene verleihen würde.

Bild:

Es gab keine Ruckler und keine Körnung im Bild, daher ist an der Blu-ray nichts auszusetzen.
Der Film hat großartige Beleuchtung und einige Details im Setdesign, welche bei der Bildqualität sehr gut zur Geltung kommen.
„Split“ ist so atmosphärisch beleuchtet und gefilmt, dass es wirklich schade ist nur eine Handvoll extrem guter Szenen zu haben. Die Szenen die dann aber geliefert werden sind sehr interessant und hauptsächlich deswegen, weil sie aus ungewöhnlichen Perspektiven gefilmt wurden.

Ton:

Split - Kevin (James McAvoy)
Split – Kevin (James McAvoy) © Universal Pictures Germany

Der Soundtrack in „Split“ war leider nichts Besonderes, obwohl man so eine tolle Prämisse hat um ein Hauptthema zu nehmen und es entsprechend den anderen Persönlichkeiten etwas zu verändern. Das ist ein großer Kritikpunkt, da man trotz kleines Budgets einen kreativen und spezifischen Klang für einen Film entwerfen kann. Ansonsten ist die Hintergrundmusik passend und trägt zur Atmosphäre des Films bei.
Die deutsche Vertonung ist wie die Originalfassung gut gelungen und vermittelte manchmal das Gesagte durch die Interpretation der Sprecher/Schauspieler besser als der eigentliche Text. Außerdem ist der Sound gut gemischt und SFX wirken auch in den animierten Stellen real.

Extras:

Die Blu-ray bietet uns als Bonusmaterial ein „Alternatives Ende“ (ca. 2min) mit Kommentar von M. Night Shyamalan, unveröffentlichte Szenen (ca. 30min), ein „Making-Of (ca. 10 min)“ und die beiden Einblicke hinter die Kulissen „Die vielen Gesichter von James McAvoy“ (ca. 6min) und „Aus der Sicht von M. Night Shyamalan“ (ca. 4min).

Blu-ray Wertung
  • 6/10
    Film - 6.0/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 9/10
    Ton - 9.0/10
  • 6/10
    Extras - 6.0/10
6.5/10

Kurzfassung

Wer M. Night Shyamalans Filme mag, der wird auch mit „Split“ glücklich werden, aber für alle anderen bietet er nichts Neues oder Herausragendes und wirkt im Endeffekt wie ein weiterer durchschnittlicher Film der ein weiteres Franchise ohne Kompromisse starten möchte.

Fazit:

„Split“ fühlt sich wie ein Film an, der gemacht wurde, weil jemand vier interessante Ideen in eine Mindmap eingetragen hat und daraus einen Film machen wollte. Aber im Verlauf diesen Film zu machen hat man sich ausschließlich auf diese vier Ideen konzentriert und den Film um diese Ideen ganz vernachlässigt, bis keine Zeit oder Geld mehr da war. Während die Grundidee von „Split“ interessant und frisch ist, ist es der Rest nicht.
Mit einer uninteressanten Geschichte, wenig guten Dialogen, extrem dummen Charakteren und Pseudowissen, das einem regelrecht aufgezwungen wird, kann sich „Split“ leider nicht vom schlechteren Durchschnitt der anderen Genrekonkurrenten abheben.


von Daniel Engel

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*