Sohn der weißen Stute – Blu-ray Kritik zur Special Edition

Sohn der weißen Stute - Szenenbild
Sohn der weißen Stute - Szenenbild © Bildstörung

Die Kritik:

Sohn der weißen Stute - Blu-ray
Sohn der weißen Stute – Blu-ray © Bildstörung

Wenn wir an Zeichentrickfilme denken, die nicht nur für Kinder gemacht sind, dann fällt der Blick schnell auf Japan und ihre Animes. Immer wieder arbeiten diese mit einem experimentellen Stil und heben sich somit von beispielsweise US-amerikanischen Vertretern ab, wodurch eine ganz eigene Ästhetik zustande kommt. Zwar kein japanischer Zeichentrickfilm, aber mit mindestens einem genauso außergewöhnlichen Stil, kann der zweite Langfilm des ungarischen Regisseurs Marcell Jankovics („The Tragedy of Man“) überzeugen. „Sohn der weißen Stute“ ist ein in der Versenkung verschwundenes Erlebnis, das nun endlich, zu seinem 40-jährigen Jubiläum, durch Bildstörung einen Blu-ray und DVD-Release in Deutschland bekommt. Der avantgardistische Langfilm sollte unbedingt von Liebhabern experimentellen Filmes gesichtet werden.

Baumausreißer (gesprochen von György Cserhalmi) ist der jüngste Sohn der weißen Stute und bekommt von seiner Mutter einige sagenumwobene Geschichten erzählt. Die Welt wurde nämlich vor langer Zeit von drei Prinzessinnen ins Unglück gestürzt, welche nun, jede mit einem Drachen verheiratet, in der Unterwelt leben müssen. Nachdem die Mutter des Baumausreißers stirbt, reist er mit seinen Brüdern Steinzerbrösler und Eisenkneter in die Unterwelt, um die Prinzessinnen zu retten und die Macht der Königsfamilie wiederherzustellen.

Sohn der weißen Stute - Szenenbild
Sohn der weißen Stute – Szenenbild © Bildstörung

„Sohn der weißen Stute“ ist ein Zeichentrickmärchen, das einem LSD-Trip gleicht. Aus diesem Grund ist die simple „Gut gegen Böse-Geschichte“ gar kein Problem. Der Fokus des Filmes liegt nicht auf seiner Handlung, sondern viel mehr auf seiner phantasiereichen Inszenierung mit der markanten Ästhetik. Durch diese erschafft Regisseur Marcell Jankovics eine tiefere, mythologische Ebene. Der Ungar hat seine abwechslungsreiche Stilistik bereits in vorherigen Kurzfilmen stetig verbessert und in „Sohn der weißen Stute“ findet diese ihren damaligen Höhepunkt, was in einer außergewöhnlichen Seherfahrung mündet, welche schwierig zu bewerten und noch schwieriger zu vergessen ist.

An den Kinokassen blieb der Film damals hinter den Erwartungen zurück. Dennoch wurde er von Filmkritikern in L.A. zu den 50 besten Animationsfilmen aller Zeiten gewählt, wodurch „Sohn der weißen Stute“ einen hohen Ruf erlangten konnte. Heutzutage kennen nur die wenigsten den Trip des „ungarischen Walt Disney“, so wird Jankovics gerne in seiner Heimat genannt. Hoffentlich wird sich dies nun ändern.

Bild:

Bildtechnisch überzeugen die innovativen und ausdrucksvollen Shots, die auch auf dem heimischen Bildschirm ihre ursprüngliche Kraft entfalten können. „Sohn der weißen Stute“ lebt von seinen expressiven Bildern, welche farbenreich gestaltet wurden. Filmkorn ist nur leicht erkennbar und stört eigentlich gar nicht.

Ton:

Das Sounddesign weist einige interessante und ungewöhnliche Elemente auf, die den mythologischen Kern der Geschichte untermauern. Beschwerden treten dabei keine auf, jedoch merkt man ebenfalls, dass der Fokus auch nicht auf dem Ton lag. Dieser ist einfach solide bis gut.

Extras:

Bildstörung beweist mit dieser Special Edition wiedermal, dass sie genau verstanden haben, was Sammler in ihrem Regal stehen haben wollen. Die Blu-ray kommt in einem schicken Schuber aus Pappe, so wie es für die Editions gewohnt ist. Neben einem lesenswerten Booklet sind der Hauptfilm auf einer Blu-ray Disc und das Bonusmaterial auf einer DVD enthalten. Diese DVD beinhaltet zwei Kurzfilme Marcell Jankovics, wovon einer Oscar-nominiert war, ein Interview mit dem Regisseur, welches eine Laufzeit von 40 Minuten aufweist und außerdem eine 100 minutenlange Dokumentation über das Filmstudio Pannónia Anno. Wer sich für den Mann und das Studio hinter „Sohn der weißen Stute“ interessiert, kommt voll auf seine Kosten.

Blu-ray Kritik
  • 8/10
    Film - 8/10
  • 8.5/10
    Bild - 8.5/10
  • 7.5/10
    Ton - 7.5/10
  • 10/10
    Extras - 10/10
8.5/10

Kurzfassung

Ein einzigartiges Erlebnis voller Kreativität und besonderer Atmosphäre.

Fazit:

„Sohn der weißen Stute“ ist ein wahrlich experimentelles Kunstwerk, bei dem man sich unzählige Shots am liebsten ausdrucken würde, um diese an die Wand zu hängen. Sicherlich ist dieser nicht für ein Mainstream-Publikum kreiert worden, doch für neugierige Filmbegeisterte kann „Sohn der weißen Stute“ immer noch eine fantasievolle Abhandlung fremder Kulturen sein. Mit der kurzen Laufzeit von gerade mal 81 Minuten ist der Film sogar ziemlich kurzweilig. Somit bleibt nur zu hoffen, dass „Sohn der weißen Stute“ nun ebenfalls in Deutschland eine kleine Anhängerschaft bekommt, welche er seit 40 Jahren verdient.


von Lukas Weinandy

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