Snake Eyes: G.I. Joe Origins – Blu-ray Kritik

Henry Golding in Snake Eyes: G.I. Joe Origins
Henry Golding in Snake Eyes: G.I. Joe Origins © Paramount Pictures

Die Kritik:

Als wohl eines der unerwartetsten Spin-ofs der letzten Zeit erscheint nun acht Jahre nach „G.I. Joe – Die Abrechnung“ die Ursprungsgeschichte der einstigen Nebenfigur Snake Eyes. Wohl nur die wenigsten haben danach gefragt, entsprechend dürftig blieb dann auch das weltweite Einspielergebnis. Das mag dann auch schlicht daran liegen, dass „Snake Eyes“ leider einfach nicht besonders gut geraten ist: Weder Fisch noch Fleisch ist dieser für die Verhältnisse der Reihe überraschend bodenständig inszenierte Actionfilm, der eine in Japan angesiedelte Geschichte über Rache, Vergangenheitsbewältigung, Verrat und Loyalität erzählt. So erscheint dieser Film über eigentliche Spielzeugfiguren oberflächlich betrachtet zwar recht erwachsen, traut sich dann aber wegen der vermeintlich jungen Zielgruppe (oder wer auch immer die Zielgruppe ist) keine Härten einzubauen, wo sie hingehören. Trotz guter Ansätze bleibt so ein im wahrsten Sinne des Wortes blutleeres und funktionales Erlebnis zurück, das neben hölzernen Dialogen auch in Sachen Actioninszenierung reichlich uninspiriert daherkommt.

Snake Eyes: G.I. Joe Origins - Blu-ray
Snake Eyes: G.I. Joe Origins – Blu-ray © Paramount Pictures

Der erzählerische Stein wird – wie bei Rachegeschichten so üblich – durch einen Mord ins Rollen gebracht. Hier wird der junge namenlose Protagonist zum Waisen gemacht, als sein Vater von einem mysteriösen Mann (Samuel Finzi) erschossen wird. Da der Killer mit Einer-Pasch beim Würfeln einst über Leben und Tod entschieden hat, nennt sich der junge Mann als Erwachsener (Henry Golding) in der Underground Kampfszene von Los Angeles nur „Snake Eyes“ – Klingt komisch, ist aber so. Dort wird er von Yakuza-Boss Kenta Takamura (Takehiro Hira) entdeckt und für seine Organisation rekrutiert. Als er bei einem Loyalitätstest den mutmaßlichen Verräter Tommy (Andrew Koji) entkommen lässt, nimmt dieser ihn zum Dank im Arashikage-Clan auf, einer uralten Ninja-Geheimorganisation, dessen Führung Tommy oder Kenta übernehmen soll. Um seine Würdigkeit als Mitglied zu beweisen, muss Snake Eyes jedoch erst drei Prüfungen über sich ergehen lassen, die ihm das aktuelle Arashikage-Oberhaupt Sen (Eri Ishida) aufgibt. Doch bei all dem hat Snake Eyes nur ein Ziel: den Mörder seines Vaters ausfindig zu machen, während er zwischen der Loyalität zwischen Kenta und Tommy schwankt.

Eigentlich klingt das alles durchaus vielversprechend. Jedoch gelingt es Robert Schwentke, der nach dem herausragenden „Der Hauptmann“ zurück in den anonymen Hollywood-Modus à la „R.I.P.D.“ wechselt, leider nicht aus den dramaturgisch interessanten Zutaten einen packenden oder interessanten Film zu gestalten. Zu hölzern sagen die an sich guten und interessanten Akteure ihre Sätze auf, zu passiv bleibt man als Zuschauer, da es schwerfällt zu dieser undurchschaubaren und blassen Hauptfigur eine Bindung aufzubauen. Obwohl „Snake Eyes“ dank Bojan Bazellis Hochglanzbilder, Alec Hammonds stylischem Szenenbild sowie dem japanischen Setting durchaus Schauwerte bietet, bleibt der Film insgesamt zu glatt, anonym und plastikartig, um irgendeine Emotion hervorzurufen. Spannung kommt angesichts einer zu mechanischen und letztlich durchschaubaren Erzählweise auch leider nur bedingt auf.

Samara Weaving in Snake Eyes: G.I. Joe Origins
Samara Weaving in Snake Eyes: G.I. Joe Origins © Paramount Pictures

So glatt und unspezifisch der Film in den genannten Aspekten bleibt, so uninspiriert und undynamisch sind dann auch die Action- und Kampfszenen, die in hektischen Kamerabewegungen ohne jeden Punch bleiben. Oft wirken die Choreografien wie ebensolche, es fehlt eben der nötige Impact und Wow-Faktor, den gute Martial Arts-Sequenzen ausmachen. Wie nun fast schon üblich, wird die indonesische Actionikone Iko Uwais zudem erneut in einem US-Film verschwendet. Bleibt der Film in seiner Action größtenteils bodenständig, kommt es gegen Ende dann auch doch noch zum arg künstlichen CGI-Kampf über eine unglaubwürdig animierte Autobahn auf rasenden Trucks, bei dem die Greenscreen-Arbeit kaum zu übersehen ist.

Die G.I. Joe-Mythologie wirkt dem Film zudem förmlich aufgezwängt. Eigentlich scheinen Schwentke und sein Autorenteam eine andere Geschichte mit anderer Tonalität erzählen zu wollen, weshalb die fantastischeren Elemente wie wahrheitsfindende Riesen-Anacondas und magische Juwelen in diesem Yakuza-Thriller-Kontext wie ein Fremdkörper erscheinen. Auch die schließlich eingestreuten Figuren wie Major O’Hara (Samara Weaving) und Ana deCobray (Úrsula Corberó) fügen sich in diesen Kontext nur schwer ein. Ob man wirklich wissen wollte, wie es zu der späteren Fehde zwischen Snake Eyes und Tommy alias „Storm Shadow“ kam, sei dahingestellt. Jedoch gelingt es den Machern zumindest am Ende eine weitestgehend schlüssige Auflösung zu finden, die die Brücke zu den bisherigen „G.I. Joe“-Filmen gekonnt, wenn auch wenig aufregend schlägt. Einen guten Film macht das allerdings noch lange nicht aus.

Henry Golding in Snake Eyes: G.I. Joe Origins
Henry Golding in Snake Eyes: G.I. Joe Origins © Paramount Pictures

Bild:

In Sachen Bildqualität leistet die Blu-ray ganze Arbeit. Der Film sieht wie von modernen Studioproduktionen erwartet tadellos aus. Es offenbaren sich herausragende Kontraste, Schwarzwerte und Farbdynamiken, die authentisch und ausgewogen erscheinen. Die vielfältigen Farben sind darüber hinaus optimal gesättigt, während sich Schärfe und Detailumfang ebenfalls auf sehr hohem Niveau bewegen. Echte Fehler bzw. technische Probleme leistet sich die Blu-ray nicht.

Ton:

Dolby Atmos liegt leider nur für die Originalfassung vor, bei der deutschen Version muss man sich mit einem 5.1 DTS-HD-Mix begnügen. Beide Versionen können sich aber sehen lassen, denn hier bietet sich ein äußerst dynamischer, atmosphärischer und reichhaltiger Surround-Mix, der den Zuschauer voll einnimmt. Dialoge erscheinen darüber hinaus in bester Klarheit.

Extras:

Die Blu-ray bietet solides und übersichtliches Bonusmaterial, wie man es heutzutage von einer derartigen Studioproduktion erwartet. Recht überflüssig ist eine animierte Featurette über das Morgenlight genannte Schwert und sehr kurze entfernte Szenen. Interessanter sind da schon die Featurettes „Zugang zu Snake Eyes“ und „Ein tödliches Ensemble“ und „Arashikage“, die einen Blick hinter die Kulissen, die Figuren und die Actioninszenierung werfen. Interessant ist die völlige Abwesenheit von Regisseur Robert Schwentke, was Bände über die Produktion spricht.

  • Morgenlicht: Diese Waffe kann Geschichten erzählen (03:11 Min.)
  • Entfernte Szenen (02:07 Min.)
  • Zugang zu Snake Eyes (09:31 Min.)
  • Ein tödliches Ensemble (06:22 Min.)
  • Arashikage (06:59 Min.)
Blu-ray Wertung
  • 5/10
    Film - 5/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9.5/10
    Ton - 9.5/10
  • 5/10
    Extras - 5/10
6/10

Kurzfassung

Kann einfach nicht mitreißen.

Fazit:

Leider entpuppt sich der „G.I. Joe“ Spin-of „Snake Eyes“ trotz überraschend guter Ansätze als am Ende ziemlich halbgares, blutleeres und schlicht mittelmäßiges Produkt. An der Oberfläche präsentiert sich ein klassischer Yakuza-Thriller mit erwachsenen Themen wie Verrat, Loyalität und Rache, jedoch fehlt es dem Film an nötiger Härte und echtem Charakter. Die Action fällt darüber hinaus recht schwach aus, während der Film auch ansonsten einfach nicht mitreißen kann.


von Florian Hoffmann

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