Sing Street – Blu-ray Kritik: Wiederbelebung der Musik der 80er

Sing Street - Szenenbild
Die Band steht: v.l.n.r. Ngig (Percy Chamburuka), Larry (Conor Hamilton), Conor (Ferdia Walsh-Peelo), Eamon (Mark McKenna), Garry (Karl Rice) © Studiocanal

Die Kritik:

Der dritte Film von Musikfilm-Regisseur John Carney ist ein ganz persönliches Werk geworden. Er verarbeitet verschiedene Dinge aus seiner Jugendzeit in dieser Feeling-Good (Tragi)kömodie. Sing Street ist aber auch eine Hommage an die Filme der 80er und auch der Musik der damaligen Zeit. Letztlich zeigt hier Carney seinen womöglich bisher besten Film und überzeugt auf ganzer Linie.

Sing Street Blu-ray Cover
Sing Street Blu-ray Cover © Studiocanal

In Sing Street muss der Teenager Conor aufgrund der finanziellen Situation seiner Eltern die Schule wechseln und landet schließlich bei einer jesuitischen Privatschule. Es läuft wahrlich nicht gut für ihn. Gehänselt, geschlagen und dann muss er noch ohne Schuhe den Schultag verbringen (warum dies der Fall ist, wird an dieser Stelle nicht verraten). Später lernt er als gemobbter Außenseiter einen anderen Außenseiter namens Darren kennen. Bald lernt er die schöne Raphina kennen, die als Model tätig ist. Um sie zu imponieren und für sich zu gewinnen, teilt er ihr mit, dass er in einer Band sei und ein Musikvideo drehen werde, wofür er sie als Darstellerin haben möchte. Dumm nur, dass Conor gar keine Band hat.

Der Film leidet zwischendurch an verschiedene Hänger, die den Film etwas unnötig in die Länge ziehen. Ansonsten ist der Streifen tadellos inszeniert. Sing Street versprüht sehr viel Charme und gehört zu den sympathischsten Filmen des Jahres. Man taucht in die 80er Jahre ein und erlebt die damalige Zeit in den gut 100 Minuten Laufzeit des Filmes ein weiteres Mal. Der Humor ist trocken und grundsätzlich basierend auf den Dialogen, denn Fäkalhumor oder Slapstick gibt es hier nicht. Sich Sing Street anzuschauen, bereitet von der ersten Minute an eine große Freude, da der Film eine unglaublich frische und lockere Atmosphäre besitzt und mit viel Witz, Charme und guter Musik glänzt.

Sing Street Szenenbild 1
Die schöne Raphina (Lucy Boynton) träumt von einer Modelkarriere in London. Conor (Ferdia Walsh-Peelo) träumt vom Durchbruch seiner Band. © Studiocanal

Das Drehbuch ist bis auf die vorhin erwähnten Hänger komplett gelungen. Dabei sind die Charaktere sehr sympathisch und authentisch und die Dialoge sehr clever und humorvoll geschrieben. Man hat als Zuschauer Spaß den Jungs beim Musizieren zu zugucken und der Film unterhält einen beinahe pausenlos. Die Schauspieler machen ihre Sache außerordentlich gut, ohne grandiose emotionale Performances zu liefern. Dies hat der Film nämlich auch gar nicht nötig. Die Figuren wirken alle glaubwürdig und harmonieren miteinander perfekt. Besonders die beiden Hauptdarsteller Ferdia Walsh-Peelo und Lucy Broynton spielen zusammen sehr vertraut und sind auf einer Wellenlänge. Die berüchtigte Chemie passt einfach und als männlicher Zuschauer wünscht man sich einfach, dass er sein Glück findet und das Herz der schönen Raphina erobert. Das mag nun kitschig klingen, doch der Film selbst ist vollkommen ohne Klischees und ohne Kitsch, was das Filmerlebnis doch sehr angenehm gestaltet. Allgemein ist auch das ganze Setting sehr stimmig, bodenständig und schlichtweg realistisch aufgebaut und man sieht den 80er-Flair in fast jeder Szene des Films.

Bild:

Die Bildqualität ist ansprechend, jedoch wird man hier nicht vom Hocker gerissen.

Sing Street Szenenbild 3
Die ersten Sessions sind eine Katastrophe! Conor (Ferdia Walsh-Peelo, links) und Eamon (Mark McKenna, rechts) üben für die gemeinsame Band. © Studiocanal

Ton:

Die Tonqualität ist dagegen sehr gut, da vor allem bei den Szenen, in denen die Songs gespielt werden, man nicht gezwungen ist, die Lautstärke runter zu drehen.

Extras:

Was das Bonusmaterial der Blu-ray angeht, kann man nicht ganz zufrieden sein. Es gibt ein kleines Interview mit John Carney und Musiker Adam Levine, mehrere kurze Featurettes, 2 Musikvideos und ein Making-of eines der Musikvideos, 2 allgemeine Making-of-Clips, den Originaltrailer sowie eine Trailershow. Das klingt im ersten Moment nach sehr umfangreichen Extras, doch vieles ist nicht wirklich interessant. In den Interviews beweihräuchern sich Levine, Carney, die Schauspieler und Produzenten gegenseitig. Zudem sind die ganzen Making-of-Clips und Featurettes extrem redundant, weswegen man schnell genervt ist, wenn man mehrmals das gleiche hört bzw. sieht.

Blu-ray Wertung
  • 8/10
    Film - 8/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 6/10
    Extras - 6/10
7.8/10

Kurzfassung

Knackiger und humorvoller Musikfilm, der auch für Zuschauer, die die 80er nicht miterlebt haben, unterhaltsam ist.

Fazit:

Sing Street unterhält, bringt einem zum Lachen, macht einen in der einen oder anderen Szene nachdenklich und versprüht gute Laune. Mit einem Lächeln hockt man auf der Couch, wenn schließlich der Abspann läuft, denn sympathische Charaktere, eine kleine nette Geschichte, gute Musik und humorvolle trockene Dialoge, machen Sing Street zu einem wirklich schönen Film.


von Morteza Wakilian

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