Silence – Blu-ray Kritik: Unangenehmes Historiendrama

Silence: Pater Ferreira (Liam Neeson)
Silence: Pater Ferreira (Liam Neeson) © 2016 Kerry Brown, Concorde Filmverleih GmbH

Die Kritik:

Drei Jahrzehnte lang war dieser Film in Planung. Silence war stets ein Herzensprojekt vom großen Martin Scorsese. Es gab unglaublich viele Entwürfe für das Drehbuch. Teilweise wurde das Projekt auf Eis gelegen, weil er noch nicht dazu bereit war den Roman Chinmoku (dt. Schweigen) zu verfilmen. Letztendlich hat er es nun im März in den deutschen Kinos geschafft und ist nun ab dieser Woche (7. September) als Blu-ray und DVD erhältlich. Entstanden ist ein monumentales und kraftvolles Werk, das vom Zuschauer sehr viel abverlangt, doch dem Zuschauer auch ein ganz besonderes Filmerlebnis bietet.

Pater Sebastião Rodrigues und Pater Francisco Garupe sind zwei jesuitische Priester in Portugal im 17. Jahrhundert. Sie erfahren dort, dass ihr ehemaliger Mentor Pater Ferreira seinen Glauben in Japan abgeschworen hat. Dieser war dort um den christlichen Glauben zu predigen. Dort werden jedoch von den Inquisitoren Christen verfolgt und gezwungen ihren Glauben abzuschwören, ansonsten werden sie gefoltert, was letztlich zum Tod führt. Die beiden jungen Priester können es nicht glauben, dass ihr ehemaliger Gelehrter vom Glauben abgefallen ist. Sie reisen beide nach Japan, um ihn zu finden. Als Zuschauer begleitet man beide auf diese Reise. Im Zentrum steht dabei Pater Rodrigues, der phänomenal von Andrew Garfield verkörpert wird.

Silence: Pater Rodrigues (Andrew Garfield, links) nimmt Kichijiro (Yosuke Kubozuka) die Beichte ab
Silence: Pater Rodrigues (Andrew Garfield, links) nimmt Kichijiro (Yosuke Kubozuka) die Beichte ab © 2016 Concorde Filmverleih GmbH

Es wird erstmal auf die wenigen kleinen negativen Aspekte über diesen Film eingegangen. Das Tempo ist erdrückend langsam und es ist teilweise schon anstrengend dem Ganzen zu folgen. Zumal es hier in dem ganzen Film keine Musik gibt. Ebenfalls etwas außergewöhnliches woran man sich gewöhnen muss. Ein wirklicher Minuspunkt ist dies nicht, hängt dies ja von der individuellen Wahrnehmung des Zuschauers größtenteils ab. Doch dass Silence eine grundsätzlich zähe Angelegenheit ist und man sich etwas durchkämpfen muss und geduldig sein muss, kann niemand abstreiten. Das war es aber letztlich auch mit negativen Punkten in diesem Film. Denn was die Schauspieler, die Männer und Frauen hinter der Kamera und Meister-Regisseur Martin Scorsese hier geschaffen haben, ist schlichtweg großartig. Zum einen sollten die technische Aspekte erwähnt werden. Die Kameraarbeit war oscarnominiert und man versteht diese Nominierung komplett, wenn man sich diesen Streifen angeschaut hat. Hier gibt es unglaubliche ausdrucksfähige Bilder, die auf den Zuschauer eine besondere Wirkung haben. Teilweise passiert nichts Spektakuläres, doch durch besondere Kameraeinstellungen und spannende Kamerafahrten wird eine bedrückende Atmosphäre erzeugt. Die erzeugten Bilder hinterlassen beim Zuschauer eine Wirkung und lassen einen nicht kalt. Auch wie die Landschaft und das Japan im 17. Jahrhundert mit der Kamera eingefangen wurde ist lobenswert. Mit einer Ruhe und Sorgfalt wurde dieser Film gefilmt ohne dass es zu statisch und langweilig wird. Neben solchen Aufnahmen gibt es teilweise Szenen und Bilder, die kraftvoll sind und an die Nieren gehen. Stellenweise ist es für den Zuschauer schwer zu ertragen sich die Leiden glaubensfester und bitterarmer Menschen anzuschauen, die sich weigern dem Glauben abzuschwören.

Silence - Verschiedene Glaubensrichtungen führen zu Verfolgung und Tod
Silence – Verschiedene Glaubensrichtungen führen zu Verfolgung und Tod © Concorde Filmverleih GmbH

Schauspielerisch gibt es hier nur Lob. Andrew Garfield wurde zwar Anfang des Jahres für seine Leistung in Hacksaw Ridge für den Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert. Verdient hätte er jedoch für diese Performance eine Nominierung, denn in Silence zeigt Garfield seine beste schauspielerische Darbietung seiner Karriere. Es ist Schauspiel auf ganz hohem Niveau, das intensiv, eindringlich und emotional ist. Die Verzweiflung seiner Figur und die Wut, aber auch der unglaublich tiefe und feste Glaube spielt Andrew Garfield herausragend. Adam Driver, der in der zweiten Hälfte deutlich weniger Screentime hat, sieht man deutlich an, wie er für diesen Film an Gewicht verloren hat. Auch er bringt Ausdrucksstärke und Tiefe in seine Figur und brilliert auf ganzer Linie. Für Liam Neeson Fans sei gesagt, dass seine Figur zwar über den ganzen Film eine entscheidende Rolle spielt, er jedoch selber nur in den ersten 15 Minuten und in den letzten 40 Minuten vor der Kamera zu sehen ist. Auch wenn Neeson in den letzten Jahren eher eindimensionale Actionfiguren spielte, hat er es nicht verlernt, seiner Figur Tiefe zu verleihen. Die komplexe Figur des Pater Ferreiras verkörpert er herausragend. Man versteht seine Gedankengänge und seine Taten. Liam Neeson überzeugt mit seiner Präsenz und spielt hier groß auf. Auch die japanischen Schauspieler allesamt für die deutschen Kinozuschauer unbekannt sind, so sind die Darsteller allesamt extrem gut gecastet und zeigen glaubwürdiges und intensives Schauspiel vom Feinsten.

Silence: Pater Ferreira (Liam Neeson)
Silence: Pater Ferreira (Liam Neeson) © 2016 Kerry Brown, Concorde Filmverleih GmbH

Die Geschichte basiert wie eingangs erwähnt auf einen Roman, welcher wirklich toll umgesetzt wurde. Auch wenn an dieser Stelle der Roman nicht gelesen wurde, so ist hier filmisch ein Werk entstanden, dass sich für seine Charaktere Zeit nimmt, viel Tiefgang hat, alles andere als ein oberflächliches Abfertigen der Thematik ist und zwar langatmig aber nie langweilig ist. Mit dem Thema Glaube und Religion geht der Film sehr behutsam und respektvoll um und wird nie plakativ geschweige denn kitschig. Martin Scorsese nimmt sich hier zurück, ähnlich wie schon in The Wolf of Wall Street, die Dinge zu bewerten, die er inszeniert. Dies ist sicherlich kein Werbefilm für den christlichen Glauben, sondern zeigt auf einer unglaublich authentischen Art und Weise Folgen religiöser Verfolgung vor knapp 400 Jahren. Spaß macht dieser Film sicherlich nicht und es ist auch kein Film, den man sich gern einfach so ein 2. oder 3. Mal anschauen möchte. Doch Silence bleibt ein großes Werk in Martin Scorseses Filmographie, dass zu Unrecht an den Kinokassen floppte. Dies ist jedoch nachvollziehbar, denn 162 Minuten lang portugiesische Priester auf der Suche nach ihrem Mentor im 17. Jahrhundert in Japan zu begleiten, spricht sicherlich thematisch gesehen wenige Zuschauer an. Doch ein Blick lohnt sich, ob jung oder alt. Silence ist anstrengend aber sehenswert.

Bild:

Die mit der Kamera eingefangenen Bilder kann man letztlich nur bei einer tollen Bildqualität wirklich genießen und solch eine Qualität bietet diese Blu-ray. Denn die Farben wirken satt mit tollem Kontrast. Dabei gibt es kein Filmkorn, hingegen werden hier einem gestochen scharfe Bilder geboten.

Ton:

Zwar gibt es hier keine Musik in dem Film, dennoch lässt sich sagen, dass der Ton der Blu-ray keinen wirklichen Raum für Kritik bereit hält.

Extras:

Die Extras bieten den Trailer sowie eine Trailershow. Darüber hinaus gibt es ein gut 20 minütiges Featurette, in dem verschiedene Crew-Mitglieder und Experten der Thematik zu Wort kommen. Es wird einem ein Einblick hinter den Kulissen gewährt sowie ein wenig über die Enstehungsgeschichte des Filmes erzählt.

 

Blu-ray Wertung
  • 8/10
    Film - 8,5/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 6/10
    Extras - 6/10
8.5/10

Kurzfassung

Grandios gefilmtes und intensiv gespieltes Historiendrama von Meisterregisseur Martin Scorsese, wofür der Zuschauer jedoch viel Geduld und Sitzfleisch benötigt.

Fazit:

Bei Silence muss man lediglich den Zuschauer darauf hinweisen, dass der Film ein langsames Erzähltempo hat und nicht durch seine Kurzweiligkeit überragt. Nichtsdestotrotz hat der Film tolle Schauspieler und ein starkes Drehbuch. Allen voran Andrew Garfield zeigt eine grandiose Performance. Darüber hinaus gibt es hier eine tolle Kameraarbeit. Letztlich ist Silence wie der Name vermuten lässt ein ruhiges Historiendrama, dass jedoch intensiv und emotional ist und Spuren beim Zuschauer hinterlässt. Ein Streifen, der handwerklich, schauspielerisch und drehbuchtechnisch keine Mängel aufweist.


von Morteza Wakilian

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