Sieben Minuten nach Mitternacht – Blu-ray Kritik

Sieben Minuten nach Mitternacht - Conor (Lewis MacDougall) und das Monster
Sieben Minuten nach Mitternacht - Conor (Lewis MacDougall) und das Monster © Studiocanal Home Entertainment

Die Kritik:

Sieben Minuten nach Mitternacht - Blu-ray Cover
Sieben Minuten nach Mitternacht – Blu-ray Cover © Studiocanal Home Entertainment

Der junge Connor (Lewis MacDougall) hat es wirklich nicht leicht. Seine Mutter ist schwer krank und deshalb soll er bei seiner Oma leben. In der Schule ist er das Opfer des Schulschlägers. Da wundert es kaum, wenn bei ihm die Wut in seinem Inneren zu brodeln beginnt. Eines Nachts wacht er jedoch auf und merkt, dass die Eibe vor seinem Fenster zum Leben erwacht und zu ihm spricht. Doch ist es keine Angst die er beim Antlitz des Monsters verspürt. Das Monster beginnt ihm drei Geschichten zu erzählen, die ihm zur Wahrheit seines eigenen Schmerzes führen soll. Von nun an kommt das Monster immer um SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT.

Hier haben wir es mit einem gelungenen Genremix zu tun. Auf der einen Seite haben wir ganz klar das Fantasygenre, welches durch das Monster (Liam Neeson) verkörpert wird. Auf der anderen Seite haben wir ein knallhartes Drama um einen Jungen, der zu alt ist, um ein Kind zu sein, jedoch zu jung ist, um erwachsen zu sein. Kunstvoll und gekonnt verstricken die Macher diese beiden Genre zu einem kunstvoll gestalteten Film. Dabei werden in wohldosierter Weise zwischen gezeichneten und Realfilmsequenzen hin und her geschaltet. Das tut der Atmosphäre des Films keinen Abbruch im Gegenteil.

Sieben Minuten nach Mitternacht - Conor (Lewis MacDougall)
Sieben Minuten nach Mitternacht – Conor (Lewis MacDougall) © Studiocanal Home Entertainment

Wie bereits angedeutet werden in dieser Genrekonstellation unterschiedliche Themen behandelt, welche doch sehr nahe beieinanderliegen. Dieses verbindende Element ist die in Connor aufkeimende Wut. Mit ihrer Hilfe versucht er den drohenden Verlust seiner Mutter, die bevorstehende Umquartierung zu seiner Oma, die Abwesenheit seines Vaters und die Tücken des Schulalltages zu kompensieren. Ausdruck dieser Wut ist letzten Endes das Eibenmonster, das ihm tatkräftig zur Seite steht. Fast man das alles zusammen, haben wir es hier mit einem Film zu tun, der sich einen schier allumfassenden Kontrollverlust und die nötigen Strategien zum Thema macht, um einen solchen Kontrollverlust zu verarbeiten.

Der Handlungsaufbau des Films kommt relativ verschachtelt daher. Dabei gelingt es jedoch, dass die Zuschauer und Zuschauerinnen nie wirklich die Orientierung verlieren, obwohl es mitunter relativ schwer ist, die Parallelen der Geschichten mit den Geschehnissen in Connors Leben zu erkennen. Hier sei nur gesagt, dass sich alles mit ein bisschen Geduld von selbst entwirrt.

Was die Schauspielleistungen angeht, lässt sich sagen, dass hier wirklich gefühlvoll nuancierte Performances anzutreffen sind. Gerade was die Darbietung des jungen Lewis MacDougall angeht, muss man festhalten, dass sich manch ein erwachsener Schauspieler von ihm eine Scheibe abschneiden kann. Sein Spiel ist unglaublich gefühlvoll und steigert sich im Laufe des Films zu einer wirklich herzzerreißenden Perfektion.

Sieben Minuten nach Mitternacht - Conor (Lewis MacDougall) und das Monster
Sieben Minuten nach Mitternacht – Conor (Lewis MacDougall) und das Monster © Studiocanal Home Entertainment

Aber auch Sigourney Weaver schafft gekonnt den Spagat zwischen der strengen Oma, die alles dafür tut, nicht die Kontrolle zu verlieren, und einer empfindsamen Mutter, die im Begriff ist ihre eigene Tochter zu verlieren. In ihrem Spiel gibt es kein Schwarz oder Weiß. Alle Facetten ihrer Rolle gehen fließend ineinander über, sodass auch in Bezug auf ihre Figur ein enormes empathisches Feld erzeugt wird, dass einem die enorme emotionale Belastung einer Mutter, die sich im Angesicht des Verlustes ihrer eigenen Tochter befindet, vor Augen führt. Hier geht Frau Weaver wirklich sensibel vor und beweist einmal mehr, dass sie eine von den ganz Großen ist.

Darüber hinaus erscheint ebenfalls der Beitrag von Toby Kebell erwähnenswert. Er gibt hier den Vater, der selbst mit der Situation überfordert ist. Auch hier gibt es kein Schwarz und kein Weiß. In jeder Minute, in der er auf dem Bildschirm zu sehen ist, erkennt man seinen inneren Kampf zwischen der emotionalen Verbundenheit zu seiner früheren Familie und den Verantwortungen in seinem neuen Leben in einem anderen Land. Die Überforderung steht ihm quasi die ganze Zeit ins Gesicht geschrieben. Es ist zwar nicht so, dass man unbedingt Mitgefühl mit Kebells Figur hätte – dafür ist sie zu wenig im Vordergrund -, doch lädt seine Präsenz das Ganze emotional noch weiter auf.

Sieben Minuten nach Mitternacht - Das Monster
Sieben Minuten nach Mitternacht – Das Monster © Studiocanal Home Entertainment

Und da kommen wir auch schon zu dem Monster. Es sieht wirklich umwerfend aus und brilliert mit einer großväterlichen Weisheit. Das Zusammenspiel zwischen dem Monster und Connor ist tatsächlich etwas hitzig, was natürlich dem Symbolgehalt dieser Figur zuzuschreiben ist, doch geht von ihm auch eine unglaubliche Gelassenheit aus, welche zum einen die Weisheit dieser Figur unterstreicht und zum anderen auch zur Lösung des Rätsels um Connors „Wahrheit“ beiträgt. Das alles fügt sich wunderbar in das doch recht melancholische Thema des Films ein und führt den Film zu einem unglaublich emotionalen Höhepunkt.

Bild:

Die Bildqualität der Blu-ray lässt kaum etwas zu wünschen übrig. Das Bild brilliert durch eine enorme Detailschärfe, was vor allem zum Tragen kommt, wenn das Monster auf der Bildfläche erscheint. Was die Farbsättigung angeht, wird auch dies durch das Monster deutlich. So ist der Alltag des jungen Connor vor allem durch ein alles durchdringendes Grau gekennzeichnet, kommt das Monster und seine Geschichten mit satten Farben daher. Darüber hinaus sind keine Schlieren oder Ähnliches aufgefallen.

Ton:

Sieben Minuten nach Mitternacht - Conor (Lewis MacDougall) mit seiner Mutter (Felicity Jones)
Sieben Minuten nach Mitternacht – Conor (Lewis MacDougall) mit seiner Mutter (Felicity Jones) © Studiocanal Home Entertainment

Die DTS-HD 5.1 Master Audio-Tonspur kommt mit satten Klängen daher. Vor allem die dröhnende Stimme des Monsters steht in einem starken Kontrast zum doch eher leisen Rest des Films.

Extras:

Mit ein paar Featurettes, einem Making Of, entfernten Szenen, diversen Interviews, einigen Audiokommentaren und einer Trailershow ist die Blu-ray ordentlich aufgestellt. Zwar sind diese Komponenten inzwischen zu einem Standard geworden, doch kann man diesen Umstand nicht wirklich ankreiden. Hier geht es um Qualität und nicht um Quantität. Wer mehr über die Produktion des Films wissen möchte, kommt gewiss auf seine Kosten.

Blu-ray Wertung
  • 9.5/10
    Film - 9.5/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 9/10
    Ton - 9.0/10
  • 7/10
    Extras - 7.0/10
9/10

Kurzfassung

SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT ist ein hochemotionaler Film, der kaum ein Auge trocken lassen wird.

Fazit:

SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT ist einer dieser Filme, die irgendwie herausstechen. Zwar verspricht der Trailer irgendwie mehr als er letztendlich hält. Das liegt aber nur daran, dass er gewisse Erwartungen schürt, deren Befriedigung im Rahmen dieses Films eher hintergründig sind. Hier geht es wirklich um Emotionen und nicht um die tollen Effekte und Bilder. Wenn man sich darauf einlässt, entfaltet der Film seine volle Wucht. Die Schauspieler und Schauspielerinnen spielen famos und intensiv – allem voran ist hier Lewis MacDougall zu nennen, der es in seinen jungen Jahren vermag diesen fantastischen Film zu tragen.


von Martin Fischer

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