Shape of Water: Blu-ray Kritik zum Oscarstreifen

Sally Hawkins spielt Elisa
Sally Hawkins spielt die stumme, aber träumerische Elisa © 2018 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die Kritik:

Shape of Water – Das Flüstern des Wassers: Bluray Cover © 2018 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Mit der Blu-ray zu Shape of Water schauen wir uns den Film an, der 2018 von der Oscar-Jury als bester Film, mit der besten Regie, der besten Filmmusik und dem besten Szenenbild erkannt wurde. Insgesamt ging das Fantasy-Drama mit tollen 13 Nominierungen ins Rennen.

Elisa (Sally Hawkins) ist stumm, liebenswert und wird von ihrem knappen Bekanntenkreis geschätzt. Bei aller Zurückhaltung zeigen sich aber auch weitere Charakterzüge einer erwachsenen und willensstarken Frau. Ähnlich fein ausgearbeitete Einzelgänger fügt Regisseur Guillermo del Toro im gesamten Film ein. Die Tragödie von Shape of Water beinhaltet, wie die Außenwelt auf seine Figuren reagiert. Angesiedelt im kalten Krieg, dem Fortschritt und Wettrüsten, Rassismus und Sexismus erschafft del Toro dennoch eine zauberhafte Welt. Diese Gegensätze sowie die malerische Inszenierung gehören zu den größten Stärken des Films.

Shape of Water - Das Flüstern des Wassers - Sally Hawkins (Elisa) und Octavia Spencer (Zelda)
Sally Hawkins (Elisa) und Octavia Spencer (Kollegin Zelda) © 2018 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Inhaltlich kommt dieser ins Rollen, als Elisa (als Putzkraft angestellt) in einem Hochsicherheitslabor der Regierung ein geheimes Experiment entdeckt. Es handelt sich um einen Amphibienmenschen (Doug Jones). Elisa sieht die menschliche Seite im vermeintlichen Monster, erkennt Gemeinsamkeiten und will es vor den Qualen bzw. dem Tod der Forscher bewahren. Letzteres möchte der Sicherheitschef Strickland (Michael Shannon) erwirken, um mehr über das Zwitterwesen zu lernen. Hilfe bei ihrem kühnen Fluchtplan kann Elisa bei ihrem Nachbarn Giles (Richard Jenkins) und Kollegin Zelda (Octavia Spencer) erwarten.

Das von einigen so gefürchtete Monster im Labor
Das von einigen so gefürchtete Monster im Labor © 2018 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Ferner lässt sich die Außenseiter-Parabel am besten mit einer Reihe von Adjektiven beschreiben, was im Folgenden geschehen soll. Denn Shape of Water ist…

…märchenhaft: Angefangen bei der Erzählerstimme, den unterlegenen Außenseitern und das klar abgegrenzte Böse. Guillermo del Toro zeigt hier außerdem wieder sein Faible für die verschiedensten Arten von Monstern. So beschreibt er im Bonusmaterial z.B. ausführlich wie diese erscheinen müssen und wie wichtig eine emotionsreiche Mimik sei.
Ganz eindeutig wird in Shape of Water eine Moral nach außen transportiert, die sich nur zu gut in die heutige Zeit übersetzen lässt. Das alles zeigt sich in detaillierten Sets und einer ausgearbeiteten Farbgebung, was bei der Bildbewertung noch einmal aufgegriffen werden soll.

…intelligent: Guillermo del Toros Film ist eine Ode an das Kino, die Einsiedler und natürlich die Liebe. Fantasy und Historie werden hier unnachahmlich in Einklang gebracht. Ohne Kitsch, aber dafür umso greifbarer zeigt sich die aufkeimende Liebe zwischen der schüchternen Frau und dem geheimnisvollen Wesen.

Shape of Water - Das Flüstern des Wassers - Michael Shannon (Strickland) und seine Familie
Michael Shannon (als Strickland und dessen Familie) © 2018 Twentieth Century Fox Home Entertainment

…überbetont: Dennoch will das Fantasy-Drama in mehreren Szenen einen Hauch zu viel zeigen. Wenn der Amphibienmensch von einem Schauspieler performt wird, wirken Bewegungen und Gefühle damit viel menschlicher als es dem Film womöglich gut getan hätte. Das lässt die Liebesgeschichte natürlich glaubwürdiger erscheinen, aber zeigt das „Monster“ zu schnell als missverstandene Kreatur. Im Gegensatz dazu wird der Antagonist schon in der Einleitung als solcher dargestellt und offenbart auch später arg viele Feindseligkeiten bis hin zu animalischen Zügen. Dass dies trotzdem noch wirkt, ist Michael Shannons Darbietung zu verdanken. So fällt der Spannungsbogen für einen Spielfilm etwas untypisch aus und der eigentliche Höhepunkt (die Flucht) geschieht schon gegen Mitte. Über Sallys Figur lässt sich durch frühe Hinweise auch mehr erahnen, als nötig gewesen wäre.

Bild:

Ein Film, den man sich gerne ein weiteres Mal ansehen möchte, um sich auf alles abseits der Hauptgeschichte zu konzentrieren. Auch bei der Bebilderung schenkt del Toro großzügig ein, aber überlaufen tut dabei nichts. In vielen Szenen gibt es seitens Ausstattung oder Farbwahl so viel zu entdecken. Man glaubt dem Visionär gerne, dass jede Kleinigkeit im Bild auch genauso sein soll wie sie ist. Dem Zufall ist dagegen nichts überlassen. An der technischen Bildqualität gibt es kaum etwas zu bemängeln.

Ton:

Am Ton der Blu-ray dürfte dem Regisseur nur unweit weniger wichtig gewesen sein. Der Soundtrack lässt (fast noch mehr als das Bild) mitten in die 1960er abtauchen. Großer Wert liegt zudem auf das tropfen, spritzen und platschen des Wassers – egal ob es aus der Badewanne, dem Labor oder dem Himmel kommt. Dialoge, Synchronisation sowie lautere Szenen sind gleichwertig klar.

Extras:

Das Bonusmaterial kommt recht üppig daher. Kein Wunder, so möchte Perfektionist del Toro gerne über all seine Ideen Auskunft geben. Wen’s interessiert, wird voll auf seine Kosten kommen, denn hier wird über die Entstehung, die Wichtigkeit der Details, den Amphibienmenschen oder den Soundtrack berichtet.

Blu-ray Wertung
  • 8/10
    Film - 8/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 7/10
    Extras - 7/10
8/10

Kurzfassung

Mehrfach oscarprämiertes Märchen über Außenseiter, Fabelwesen und das Böse, das zynischerweise in Form eines Menschen (mit Führungsverantwortung und Befehlsgewalt) gezeigt wird.

Fazit:

Shape of Water ist ein Film, der abseits der originellen Geschichte und den tollen Schauspielern mit einem detailreichen Bild und Ton begeistert. Wer sich auf die abstrakte Liebesgeschichte und einige Überspitzungen einlassen kann, wird mit dem Fantasy-Drama definitiv warm werden.


von Nicolas Wenger

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*