Shadow – Blu-ray Kritik: fantastischer Film mit einzigartigem Look

Die Kritik:

Die Award Season 2019/2020 war über die meiste Zeit langweilig, denn es war schon beschlossene Sache, wer die Schauspieloscars gewinnt. Auch das Rennen um den heißbegehrten Preis „Bester Film“ schien gelaufen zu sein, denn „1917“ von Sam Mendes gewann den Golden Globe, den PGA Award und den BAFTA. Doch einige hatten noch die Hoffnung, dass Bong Joon-Hos „Parasite“ den großen Preis gewinnt, und am Ende war die Dramedy aus Südkorea der große Sieger des Abends und gewann vier Oscars. Der Film ist ein Phänomen, Kritiker lieben den Film und auch die Zuschauer finden den Film klasse, denn bisher hat „Parasite“ weltweit 179 Millionen Dollar eingespielt, ein überragendes Ergebnis für einen ausländischen Film. Hoffentlich bringt „Parasite“ die Zuschauer dazu, sich vermehrt asiatische Filme anzuschauen, denn die asiatische Filmindustrie hat so viele hervorragende Filmemacher hervorgebracht. Einer davon ist Zhang Yimou, der mit „Shadow“ einen weiteren tollen Film abliefert.

Der chinesische Regisseur Zhang Yimou hat in seiner langen Karriere schon so einige wichtige Filmpreise mit nach Hause nehmen können, dazu gehören der BAFTA, einen Golden Globe, den Goldenen Bären der Berlinale und den Goldenen Löwen von Venedig. Seine Filme „Hero“ und „House of Flying Daggers“ haben das asiatische Kampfkunstkino modernisiert und den Maßstab im Genre extrem hoch gelegt. Sein letzter Film „The Great Wall“ kam bei seinen Anhängern nicht an. Der seelenlose Film mit einem Amerikaner in der Hauptrolle, Matt Damon, kam nicht an seine früheren Filme ran, daher ist es schön zu sehen, dass Yimou wieder in seine Heimat zurückkehrt und mit „Shadow“ wieder zur alten Form findet. Inszenatorisch ist der Film hervorragend, Yimou kreiert eine dichte Atmoshphäre und liefert wunderschöne Bilder. Die Geschichte ist zu jedem Zeitpunkt spannend und durch die Inszenierung kommt nie Langeweile auf, obwohl dieser Film keine Actionstreifen ist.

Das Drehbuch beschäftigt sich mit mehreren Themen, aber besonders Dualität steht hier im Vordergrund. China zur Zeit der drei Königreiche: Der junge König von Pei will unbedingt den Frieden bewahren, auch wenn sein Reich bedroht ist. Doch sein oberster General Yu hält einen Krieg für unausweichlich. Die Schmach eine strategisch wichtige Stadt gegen seinen alten Widersacher General Yang verloren zu haben sitzt tief. Diesen Makel will er unbedingt wieder auslöschen und trifft mit seinem Sohn Ping geheime Vorbereitungen dafür. Doch es gibt ein Problem: Der Kommandant wurde selbst schwer verletzt und wird eine neue Schlacht nicht anführen können und vor allem auch seine Position am königlichen Hof nicht mit Stärke vortragen können. Er hat daher einen Doppelgänger angeheuert und nur seine Frau weiß darüber Bescheid. Die Besetzung ist durchweg stark, besonders Chao Deng kann in der Doppelrolle überzeugen. Aber auch die restlichen Schauspieler sind fantastisch gecastet und harmonieren prächtig miteinander.

Der Zuschauer braucht etwas, bis er die Figurenkonstellation, die Yimou vorstellt, verinnerlicht hat. Doch ist das erstmal erledigt wird der Zuschauer hervorragend unterhalten. „Shadow“ ist genau die Art Yimou-Film, den man lange nicht mehr gesehen hat. Wer aber eine Menge Kampfkunstszenen erwartet ist hier an der falschen Stelle. Zwar gibt es einige Kampfszenen, die sind aber rar gehalten, was dem Film aber alles andere schadet. Ganz im Gegenteil, denn die Gewalt, die hier gezeigt wird, trägt zur Story bei und ist dazu noch perfekt choreografiert, aber das kennt man von Zhang auch nicht anders. Yimou baut „Shadow“ konsequent auf das Motiv des Tai-Chi-Symbols auf, Dualität wird hier großgeschrieben. Visualisiert wird das Konzept durch Quasi-Schwarz-Weiß-Bilder, der Kamera und den Charakteren: Yu und sein Doppelgänger Jing, Jing und General Yang, Quing Ping und Yang Ping, der männliche Kampfstil mit dem Schwert und der feminine mit dem Schirm – die Dualität ist überall zu erkennen.

Trailer zu Shadow:

Bild:

Das Bild liefert gestochen scharfe Bilder ab, hin und wieder kommt es aber dazu, dass einige Aufnahmen etwas verschwommen rüberkommen. Das liegt an dem Filter, der hier verwendet wurde. Zum Glück überwiegen die detaillierten Bilder. Der Kontrast kann ebenfalls überzeugen, nur das Schwarz hätte ruhig knackiger sein können.

Ton:

Der Ton ist sehr sauber, der Regen klingt natürlich und füllt den Raum. Wenn die Waffen zum Vorschein kommen und es lauter wird zeigt der Ton, was in ihm steckt.

Extras:

Im Bonusmaterial von Shadow befindet sich lediglich eine Trailershow. Interviews mit den Beteiligten hätte ich gerne gesehen, ebenso ein Making-Of des Films.

Fazit:

„Shadow“ ist ein fantastischer Film, der mit einem einzigartigen Look, einer spannenden Geschichte und überragenden Kampfkunstszenen überzeugen kann. Zhang Yimou is back!