Prospect – Kritik zum 4K UHD Mediabook

Cree (Sophie Thatcher) und Ezra (Pedro Pascal) in Prospect
Cree (Sophie Thatcher) und Ezra (Pedro Pascal) in Prospect © capelight pictures

Die Kritik:

Liebhaber des Science-Fiction-Genres sollten neben Blockbustern und Triple A-Produktionen stets ein Blick für Werke abseits des Mainstreams wahren. Belohnt werden sie dafür sicher regelmäßig, denn kleine Perlen und große Überraschungen finden sich immer wieder. In einem Atemzug werden stets Filme wie DONNIE DARKO (2001), COHERENCE (2013) oder der mit einem Budget von nur 7.000 $ produzierte PRIMER (2004) genannt. Das Science-Fiction-Drama PROSPECT von Chris Caldwell und Zeek Earl möchte sich nun in die Riege dieser Filme ebenfalls einreihen.

Prospect Mediabook
Prospect Mediabook © capelight pictures

PROSPECT startet am 26.07.2019 als Blu-ray und limitiertes Sammler-Mediabook in 4K im deutschen Heimkino-Markt. Der Film ist ab zwölf Jahren freigegeben und geht 100 Minuten. Was das Mediabook bietet und wie er sich der Film qualitativ in Zukunft wohl positionieren wird, erfahrt Ihr in unserer Kritik zur 4K-Version.

PROSPECT zeigt in seinen ersten Einstellungen das Leben im Raumschiff von Cee (Sophie Thatcher; THE EXORCIST) und Ihres Vaters Damon (Jay Duplass; CYRUS) und beschränkt sich zu Beginn auf den Innenraum des Raumschiffs, der ähnlich begrenzt sein dürfte, wie eine existenzielle Unbekümmertheit der beiden, denn sie bekommen immer mehr Probleme damit, Ihr Raumschiff zu unterhalten und sich selbst zu versorgen. Deshalb entscheiden sie sich dazu, in einem weit entfernten und hochgiftigen Wald nach Bodenschätzen zu suchen.

Schon zu diesem Zeitpunkt zeigt sich die Genre-Mischung aus Science-Fiction, Thriller, Drama und Coming Of Age sehr ruhig und unaufgeregt. PROSPECT ist kein Action-Gewitter mit CGI-Elemente in jedem Schnitt. Angespannte Großeinstellungen bleiben zunächst Schnittbildern reserviert und man fokussiert sich auf das Etablieren von Charakteren und Setting. Bewusst alleine lässt man den Zuschauer lange und geduldig mit den äußeren Umständen des Lebens des Vater-Tochter-Duos und erzeugt den Eindruck, den Zuschauer hier fast schon auf eine eigenständig-unmündige Erkundungsreise schicken zu wollen, was durchaus Wirkung zeigt. Gepaart mit einem tollen Setdesign schafft man es früh, Interesse für die konstruierte Welt und Ihre Geschehnisse zu wecken.

Damon (Jay Duplass) und Cree (Sophie Thatcher)
Damon (Jay Duplass) und Cree (Sophie Thatcher) © capelight pictures

Die Creatives am Set zeigen eindrucksvoll-künstlerische Tendenzen, wenn sie das Innere des Raumschiffs konservativ, aber trotzdem erkundungswert designen, den absichtlich überkontrastvollen und deshalb leicht fantasiehaft wirkenden Wald ablichten, in dem sich separat und real aufgenommene Staubpartikel meist harmonisch aussehend Ihren Weg durch die Luft bahnen, oder die Protagonisten mit spannendem und unverbrauchtem Equipment ausstatten. Auch die Erschaffung der Bodenschätze und Ihre „natürliche Aufbewahrung“ sind kreativ erdacht und das Kostüm ist bis auf den nicht in das vereinzelt leicht mystisch anmutende Gesamtbild passende Kopfbereich (insbesondere Verglasung) gelungen.

PROSPECT stützt sich sehr stark auf seine Optik und ruht sich zu sehr auf seinem hohen optischen Output gemessen an verfügbaren finanziellen Möglichkeiten aus. Dies mündet darin, dass er Handlung und erzählerische Aspekte an einigen Punkten vernachlässigt. Zwar ist die Paarung eines gemeinhin eher gut situierten Lebens im Orbit lebender Personen mit einem gewissen Armutsgrad, der zur Bodenschatzsuche zwingt, unverbraucht und ein neuartiger Ansatz, doch weiß der auf dem Kurzfilm PROSPECT (2013) basierender Streifen nicht immer damit umzugehen, eine klare Linie zu verfolgen, die wiederum ein eindeutiges Ziel anvisiert. Aufgrund der in der Erzählung häufig wechselnden Grundsituationen und vieler ausgiebiger Zwischenstationen innerhalb der Handlung ist das simple Argument des Zurückkehrens in dieser Verkettung zu schwach.

 

Cree (Sophie Thatcher) und Ezra (Pedro Pascal)
Cree (Sophie Thatcher) und Ezra (Pedro Pascal) © capelight pictures

Die Protagonisten bieten inklusive des etwas später in der Handlung relevant werdenden Ezra (Pedro Pascal; KINGSMAN 2 – THE GOLDEN CIRCLE) sehr annehmbare schauspielerische Leistungen und können überzeugen. Einzig bei der gezeichneten Beziehung zwischen Cee und Damon gibt man sich zu wenig Mühe und bewerkstelligt es aufgrund wie so oft überzogener emotionaler Kälte zur Unterstreichung widriger Umstände nicht, einen adäquat intensiven Bund zu erschaffen.
Die deutsche Synchronisation ist sehr gut gelungen und auch der Score ist angenehm dezent und findet stets guten Einsatz.

Bild:

Das technische Bild liegt erfreulicherweise in echtnativem 4K vor und bekam zudem einen erweiterten Farbraum und eine stärkere Bilddynamik spendiert. Besonders scharfe Aufnahmen stechen schnell hervor, die einen tollen Grad an Detailzeichnung aufweisen und zusammen mit einer strahlenden Farbgebung ein gutes Bild erzeugen, das aber in überwiegend hellen Einstellungen oder größeren Bereichen drapierter Lichtflächen keine ausgewogene Balance mehr zeigen kann.

Ton:

Die deutsche und englische Tonspur liegen jeweils in einem DTS-HD Master Audio 5.1 vor. Sie bestechen durch einen sehr satten Sound und das sowohl in höheren als auch tieferen Frequenzen, die gleichermaßen mit ordentlichem Druck aus den Lautsprechern dröhnen. Gerade mechanische Geräusche gehen hier spürbar unter die Haut.

Extras:

Die Extras auf dem Mediabook zu PROSPECT müssen sich keinesfalls verstecken. Über Audiokommentare der Regisseure, Behind The Scenes-Inhalte, Szenenanalysen, entfallene Szenen, weitere Featurettes und den Kinotrailer darf man sich auf der Extras-Blu-Ray freuen. Mit einigen der Extras machten sich die Produzenten selbst einen großen Gefallen, da sie eindrucksvoll aufdecken, mit welch Kreativität und Improvisationstalent man arbeiten musste, um das Endprodukt vor dem Hintergrund eines Budgets von nur 3,9 Millionen US-Dollar so aussehen zu lassen wie man es auf der 4K-Disc entdecken kann.
Das enthaltene Booklet zeigt auf 24 hochwertigen Kartonpapier-Seiten schöne und detaillierte Konzeptzeichnungen und ein komplettes Interview mit den Regisseuren.

Blu-ray Wertung
  • 6/10
    Film - 6/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 8.5/10
    Ton - 8.5/10
  • 8.5/10
    Extras - 8.5/10
6.5/10

Kurzfassung

Der Film ist zu visuell gehalten und verliert dadurch erzählerische Komponenten aus den Augen.

Fazit:

PROSPECT ist das Ergebnis eines wohl schweißtreibenden Produktionsweges, der zwar immer von Leidenschaft begleitet wurde, aber sein Endergebnis zu visuell hervorbringt und dadurch erzählerische Komponenten aus den Augen verliert.


von Denis L. Klemm

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