Kritik zu Orphan: Das Waisenkind und Orphan: First Kill im Blu-ray-Doppelpack

Orphan - Leena (Isabelle Fuhrman)
Orphan - Leena (Isabelle Fuhrman) © STUDIOCANAL

Die Kritik:

Orphan 1+2
Orphan 1+2 © STUDIOCANAL

Orphan – Das Waisenkind“ von 2009 war ein ziemlicher Überraschungshit. Der Psychoschocker brachte die Idee eines mörderischen Kindes (also dem Subgenre des Evil-Child-Horrorfilmen) ganz ohne Übernatürlichkeit, dafür umso sinnigerer Erklärung respektive Twist auf die Leinwand. 2022 erschien ein Prequel zu der an Hypophysen-Insuffizienz leidenden Esther, die eigentlich Lena heißt. Am 26.01.2023 erscheint eine Ausgabe mit beiden Filmen. Video on Demand erschient First Kill noch zwei Wochen früher. In unserer Kritik konzentrieren wir vor allem auf den neueren Film von 2022.

Orphan: First Kill

Wir starten mit Orphan: First Kill, um die Reihenfolge nach der Handlung in den Filmen einzuhalten. Leena (Isabelle Fuhrman) sieht wegen ihrer Krankheit aus wie ein Kind, in Wahrheit ist sie schon über 30 Jahre alt – und eine psychopatische Mörderin. Nachdem sie aus einer Anstalt fliehen kann, sucht sie nach einem Mädchen, dessen Rolle sie einnehmen kann. Da kommt die ergoogelte, ähnlich aussehende Esther als jahrelang verschollene Tochter einer wohlhabenden Familie gerade recht. Mutter Tricia (Julia Stiles) und Vater Allen (Rossif Sutherland) sowie Bruder Gunnar (Matthew Finlan) sind über die Maße glücklich; doch mit der Zeit auch skeptisch, ob das wirklich ihre Esther ist…

Orphan - Allen (Rossif Sutherland)
Allen in Orphan: First Kill (Rossif Sutherland) © STUDIOCANAL

Mit mittlerweile 23 Jahren nochmal eine 10-Jährige spielen? Die Meinungen waren gespalten, doch das Ergebnis von Isabelle Fuhrman als Darstellerin ist toll! Klar wurde auch mit Doubles gearbeitet. Der Rest ist hervorragend mit etwas Maske und vor allem Schauspieltalent gelungen (dass auf dem Cover nur ihre Rückseite gezeigt wird, erstaunt daher auch; wirkt es doch fast so, als müsste man sie verstecken). Gleichzeitig kann die eigentlich erwachsene Frau in manchen Momenten ihre fiese Fratze zeigen, was sehr gut gefällt.

Ähnlich gewagt ist der Twist, der seinen Namen wahrlich verdient und dem Film eine andere Note gibt. War vorher schon wenig echter Horror zu sehen, geht es nun noch mehr in Richtung (Psycho-)Thriller. Dadurch offenbaren sich aber auch etwas fragliche bis unlogische Handlungen. Auch schauspielerisch bringen es die Beteiligten in der Familie nicht endgültig glaubwürdig auf den Punkt. Dadurch fühlt sich so manches im letzten Drittel des Films leider unrund an. Spannung kommt zwar noch auf, aber das Finale ist nicht komplett gelungen, da überhastet.

Interessant an Orphan: First Kill ist das Kunststück, dass man beinahe für die estnische Psychopathin ist – erst recht nach besagtem Twist. Zumindest in der Hinsicht ist die Wendung geglückt, die die angeblich heile Welt der amerikanischen Familie aufbricht.

Orphan: Das Waisenkind

Orphan - Das Weisenkind
Orphan – Das Weisenkind © STUDIOCANAL

In Orphan: Das Waisenkind ist Esther dagegen klar die Antagonistin – psychopathisch und sadistisch. Wieder nistet sie sich – diesmal als Adoptivtochter – bei einer gut situierten Familie ein. Kate (Vera Farmiga) und John (Peter Sarsgaard) sowie ihre beiden Kinder merken erst einmal nichts. Doch Esther dreht ihr perfides Spiel auf, mit mörderischen Konsequenzen.

Dass Esther böse ist, wird allzu schnell klar. Doch wie kann ein kleines Mädchen nur so sein? Dieser späte, hervorragend ausgekostete Twist brachte dem Film einen moderneren Kultstatus ein. Aber auch sonst überzeugte der Film mit gutem Evil-Child-Horror und ordentlich Brutalität ebenso wie auf schauspielerischer Ebene und dem gesamten Drehbuch bis zum packenden Ende.

Bild:

Die Bildqualität ist durchweg als gelungen zu bezeichnen. Auffällig ist der gräuliche Farbton und dem Schleier samt körnigen Bild in der Anstalt. Eine sehr gelungene Umsetzung, welche der Einrichtung viel Atmosphäre verleiht. Ansonsten gefallen und Teil 1 wie Teil 2 Esthers durchgängig auffallend altmodische Kleiderwahl mit viel Wiedererkennungswert und an die Zwillinge in Shining erinnert.

Ton:

Der Soundtrack weiß auch zu gefallen. Im 2009er Film war er insbesondere bei den Jump Scares noch auffälliger. Aber auch die anderen spannenden Szenen werden gut untermalt. Die Synchronisation ist sehr gut, sowohl die kindliche als auch die hasserfüllte Stimme Esthers kommen authentisch rüber.

Extras:

Das Bonusmaterial für Orphan – Das Waisenkind zeigt geschnittene Szenen, ein alternatives Ende, ein Featurette sowie Interviews neben dem obligatorischen Trailer. Bei Orphan: First Kill sieht das etwas düster aus: Ein kurzes, aber dafür recht informatives Behind the Scenes begleitet den Trailer.

Blu-ray-Wertung
  • 7.5/10
    First Kill - 7.5/10
  • 8.5/10
    Das Waisenkind - 8.5/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 5/10
    Extras - 5/10
7.5/10

Zusammenfassung

Esther ist und bleibt eins der spannendsten und perfidesten Kinder im Evil-Child-Horrorgenre.

Fazit:

Mit Orphan: Das Waisenkind gelang ein kleiner Kultstatus hauptsächlich aufgrund des großartigen Twists. Dieser ist im Prequel von 2022 natürlich bekannt und dennoch wird auch in First Kill wieder eine interessante Wendung erzeugt. Das Folgende kann dann aber leider nicht mehr durchweg überzeugen. Ein dritter Teil im Sinne eines weiteren Prequels könnte folgen.


von Nicolas Wenger

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