Filmkritik zu Nomadland

Frances McDormand in NOMADLAND © 20th Century Studios All Rights Reserved

Die Kritik:

Nomadland Bluray Cover
Nomadland Bluray Cover © 20th Fox

Nomadland“ war der Abräumer bei der diesjährigen Oscar-Verleihung. Von sechs Nominierungen gingen die drei wichtigen Preise – für den Besten Film, die Beste Regie und die Beste Hauptdarstellerin – an diese Aussteiger-Story. Auch die restlichen Kritiker feierten diesen besonderen Film. Nachdem er aufgrund seiner vielen Preise lange Zeit im Kino gezeigt wurde, kommen DVD und Blu-ray am 30.09.2021 raus. Wir haben eine BD erhalten und besprechen in der Kritik außerdem Bild, Ton und Extras.

Die chinesische Regisseurin Chloé Zhao hat schon lange ihren Faible für Außenseiterdrama in rauer Landschaft gefunden: „Songs My Brothers Taught Me“, „The Rider“ und jetzt „Nomadland“ ähneln sich in vielerlei Hinsicht. Umso überraschender – für manche gar erschreckend – ist da ihr Schwenk zum eindeutigen Mainstream, wenn sie Platz auf dem Regiestuhl für den kommenden Marvels „Eternals“ übernahm. Aber zurück zum diesjährigen Oscar-Highlight: Hier findet man sicherlich kein massentaugliches Kino vor, sondern ruhige Kost, die insbesondere Sympathie oder mindestens Verständnis für andersartige Lebensgewohnheiten hervorbringen will.

Fern (gespielt von der einzigartigen Frances McDormand) musste leben, mit Verlusten umzugehen, als sie hintereinander ihren Mann, Job und Heimatstadt verliert. Mit ihrem Wohnmobil fährt sie im halben Land umher – auf der Suche nach Jobs und… Ja was? Erfüllung? Den Sinn des Lebens? Oder einfach nur ein gutes Leben? Als moderne Nomadin lernt sie viele Leidensgenossen kennen und die meisten teilen ihr Leid, ihren Stolz, ihre Sehnsüchte aber auch Freude in einigen wenigen Momenten…

Nomadland: Frances McDormand
Nomadland: Frances McDormand © 20th Fox

„Nomadland“ hat etwas grundsympathisches an sich, ohne sich irgendwie anzubiedern. Ein Roadmovie, das ohne kitschige Momente auskommt, und dennoch berührt. Chloé Zhao schafft das einmal mehr nicht nur mit ihrer Protagonistin, sondern immer wieder auch mit vermeintlichen Randfiguren. Wer letztlich mehr Beachtung findet und wer dann einfach wieder seiner Wege geht, ist nicht vorherzusehen. Deren mitnehmende Story – und sei es nur für einen Dialog-  rücken so zumindest kurzzeitig in den Vordergrund.

Eines aber haben die Figuren gemeinsam und an der Stelle nutzen sie sich auch etwas mit der Zeit ab: Sie alle haben eine bewegte Vergangenheit hinter sich, was den Grund für ihren Ausstieg aus der normalen Zivilisation erklärt. Ihre Würde haben sie nicht verloren, egal welches minderwertige Essen oder welche schlechten Jobs sie gerade ausführen. Und damit berühren die Schicksale weiterhin, aber der Zuschauer muss dafür auch empfänglich sein. Derweil punktet das ruhige Drama weniger mit Überraschungen, und endet etwas vorhersehbar recht melancholisch

Bild:

Die Bilderwelt zeigt vermehrt triste Gegenden und die ungeschminkte Wirklichkeit. Allein Frances McDormands Gesicht in den Nahaufnahmen lässt kaum keinen Zweifel an ein hartes Leben. Die Bildqualität der Blu-ray holt dabei viel raus, nur die richtig dunklen Szenen fallen etwas aus dem Rahmen.

Ton:

Der Soundtrack unterstützt die ruhige Fahrt, die durch wenige heitere Momente gestört wird. Die Dialoge sind ausgefeilt, unkitschig und treffen deshalb mitten ins Herz.

Extras:

Zu den Extras gehört das Featurette „Das vergessene Amerika“ sowie „Zusätzliche Szenen“. Darüber hinaus stellen sich Hauptdastellerin Frances McDormand und Regisseurin Chloé Zhao den Fragen des Publikums auf dem Telluride Film Festival.

Blu-ray Wertung
  • 8/10
    Film - 8/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 6/10
    Extras - 6/10
8/10

Kurzfassung

Wer sich darauf einlässt, bekommt bestes, konsumkritisches Oscar-Kino geboten.

Fazit:

„Nomadland“ reiht sich nahtlos in Chloé Zhaos Filmografie ein (bevor sie mit dies mit einer Marvel-Produktion jäh unterbricht). Das hiesige Drama besticht durch Melancholie, tolle Figuren und einer fantastischen Frances McDormand.


von Nicolas Wenger

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