Kritik zur Blu-ray Nahschuss

Lars Eidinger in Nahschuss
Lars Eidinger in Nahschuss © Alamode Film

Die Kritik:

In „Nahschuss“ geht es um den Doktoren Fritz Walter, der ca. um 1080 in der Deutschen Demokratischen Republik lebt. Er will gerade auf eine Forschungsreise nach Äthiopien aufbrechen, als er von einem Mann aus dem Flugzeug geholt wird. Seine Professorin erklärt ihm daraufhin, dass er später ihre Nachfolge antreten dürfe, er müsse jedoch so lange für das Innere arbeiten. Für Fritz ist das ein Traum. Er hat schnellen beruflichen Erfolg, eine wunderschöne neue Wohnung und ist außerdem frisch verlobt. Jedoch wird ihm schnell klar, dass seine neue Übergangsarbeit viel mit Spionage zu tun hat und er hauptberuflich die Leben anderer zerstören muss. Er gerät in einen Abwärtsstrudel aus dem er nicht mehr herauskommt und als er beginnt die Opfer zu warnen, wird alles schlimmer, und schlimmer und schlimmer.

Nahschuss - Blu-ray
Nahschuss – Blu-ray © Alamode Film

Es gibt in der deutschen Filmlandschaft mittlerweile sehr viele Filme über die Zeit der DDR. Genauer gesagt dürften die DDR und der Zweite Weltkrieg die meistgewählten Themen beim deutschen Film sein. So gibt es viele gute, sogar einige Meisterwerke unter ihnen. „Nahschuss“ schwebt dabei irgendwo in der Mitte. Er ist nicht besonders und auch nicht wirklich interessant. Dennoch ist die Geschichte theoretisch eine spannende und die Darstellenden durchaus sehenswert.

Der Film beruht aus einer wahren Begebenheit und markiert einen hier nicht näher auszuführenden Wendepunkt in der Geschichte der DDR. Es ist ein Streifen, bei dem man sich durch seine Inszenierung jederzeit bewusst ist, dass diese Geschichte nicht gut enden kann. Man ist sich auch jederzeit bewusst in was für einer Gefahr Walter schwebt, wie krude die Machenschaften des DDR-Regimes waren, dass jeder Satz zu jeder Person, die einem nahe steht, ein falscher Satz gewesen sein konnte und dass um jede Ecke der finale Paukenschlag wartet.

Luise Heyer in Nahschuss
Luise Heyer in Nahschuss © Alamode Film

Inmitten all dieser gespannten Bögen tänzelt Lars Eidinger über ein Drahtseil. Er ist einer der besten deutschen Schauspieler und ihm scheint es leicht zu fallen Fritz Walter zu verkörpern. Es benötigt nicht viel und er verschmilzt mit der Rolle. Gerade wenn er zusammen mit Luise Heyer vor der Kamera steht und beide in intimer Zweisamkeit ineinander aufgehen, ist das ganz großes Kino. Auch als Freund, aber Gegenspieler verkörpert Devid Striesow nicht nur den Vorgesetzten Dirk, sondern dann gleich auch noch als Sinnbild die gesamte verquere DDR mit ihrem abstoßenden Staatsapparat. Da muss man schon manchmal kurz schlucken, um eine Situation zu verarbeiten.

Leider ist der Film dann aber über weite Strecken sehr zäh und verliert an Spannung. Die Handlung nimmt dann auch die ein oder andere Wendung, die man als Zusehender nicht wirklich nachvollziehen kann oder die einfach nicht ausreichend aufgelöst oder erklärt wird. Auch fast die Hauptfigur einen Plan, der nie so recht erklärt wird und der trotzdem sehr fadenscheinig daherkommt. Ein bisschen Exposition hätte da nicht schlecht getan. Zudem gibt es ein recht plötzliches Ende, welches man zwar kommen sehen hat, aber das dann irgendwie unspektakulär (vielleicht aber auch gewollt unspektakulär) daherkommt. Warum das passierte, was passierte, ist für die Zuschauenden nicht wirklich nachvollziehbar.

Hochzeit in Nahschuss
Hochzeit in Nahschuss © Alamode Film

Bild:

Auf der Blu-ray ist die Auflösung 1080p im Bildformat 2,35:1. Dies ist ausreichend, um den Film auf dem heimischen Fernseher zum Leben zu erwecken.

Ton:

Das Drama ist in der deutschen Originalversion im Tonformat DTS-HD MA 5.1 verfügbar und außerdem enthält die Blu-ray eine Fassung für Hörgeschädigte.

Extras:

Es gibt lediglich vier Interviews.

Blu-ray Wertung
  • 5.5/10
    Film - 5.5/10
  • 8.5/10
    Bild - 8.5/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 3/10
    Extras - 3/10
6.5/10

Kurzfassung

Ein durchschnittlicher Film, mit einem sehr guten Schauspiel und darüber hinaus einen Sinn dafür, die Abgründe der DDR in Szene zu setzen.

Fazit:

Alles in allem ist „Nahschuss“ nichts was man noch nicht etliche Male gesehen hat und auch nichts was man noch nicht besser gesehen hat. Gerade was die Tonalität angeht sollte man sich vielleicht lieber „Ballon“ oder „Das Leben der Anderen“ betrachten. Jedoch ist das Schauspiel etwas Besonderes und Lars Eidinger trägt diesen Film auf seinen Schultern. Die Kurven, die die Handlung nimmt, sind nicht immer nachvollziehbar, aber hier muss man eben selbst die Flicken zusammensetzen, ob nun richtig oder falsch. Was der Film aber wirklich gut kann ist es, die DDR und deren System als eine rachsüchtige, widerwärtige Organisation zu zeigen und damit zu verdeutlichen, warum diese dem Untergang geweiht war.


von Jan Welsch

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