Mr. Right – Blu-ray Kritik: Schrullig liebenswert

Mr. Right Anna Kendrick
Mr. Right Anna Kendrickl © Wild Bunch / Universum Film

Die Kritik:

Mr. Right Blu-ray Cover
Mr. Right Blu-ray Cover © Wild Bunch / Universum Film

Auch wenn der hyperaktive und verschrobene Crossover aus selbstironischer Serienkiller-Klamotte und romantischer Komödie auf den ersten Blick Erinnerungen an „Grosse Pointe Blank“ oder „Knight and Day“ weckt, sollte man bei „Mr. Right“ keinen Film auf dem Niveau der genannten Filme erwarten. Federführend war hier Twitter-Star Max Landis, Sohn von Kino-Legende John Landis und Autor von Genre-Experimenten wie „Chronicle“, „Viktor Frankenstein“ oder „American Ultra“. Auf dem Papier sollte man so mit seinem neusten Werk – gerade angesichts einer tollen Besetzung mit Sam Rockwell und Anna Kendrick – einen originellen und gut aufgelegten Film erwarten, der Genre-Konventionen clever kommentiert und unterwandert. Doch letztlich ging hier bei der uninspirierten Umsetzung vom spanischen Regisseur des Nicolas Cage-Debakels „Tokarev“ etwas verloren, was aus „Mr. Right“ letztlich nur einen holprigen, wenn auch über weite Strecken rasanten und unterhaltsamen Abklatsch diverser besserer Filme macht.

Martha (Anna Kendrick) hat nicht viel Glück mit Männern, gerade ertappte die quirlig-exzentrische End-Zwanzigerin ihren Freund beim Fremdgehen, was sie in eine kurzfristige, alkoholreiche Depression mit gelegentlichen Wutanfällen wirft. Völlig aus dem Nichts begegnet sie dem charmanten Hawaii-Hemd-tragenden Francis (Sam Rockwell) im Supermarkt, der sie ganz frech direkt zu einem Date überredet. Die beiden scheinbar so ungleichen Charaktere fangen eine kleine Romanze an, dass Francis sich selbst immer wieder ganz nüchtern als Profikiller bezeichnet, macht sie zunächst als nicht ernstzunehmende Späße des lustigen und charismatischen, aber unberechenbaren Mannes ab. Doch plötzlich muss sie feststellen, dass Francis tatsächlich die ganze Zeit die Wahrheit gesagt hat und schon seit Jahren ein hochgefährlicher, weltweit gesuchter Auftragsmörder ist, der über regelrecht übernatürliche Gaben verfügt…

Mr. Right Anna Kendrick und Sam Rockwell
Mr. Right Anna Kendrick und Sam Rockwell © Wild Bunch / Universum Film

Der Film versucht verzweifelt hip, flippig und cool zu sein, wirkt aber letztlich nur bemüht und infantil. Klar, „Mr. Right“ ist die Art von Film, die sich selbst nicht ernst nimmt und ein reiner Wegwerf-Spaß für Zwischendurch sein will, das legitimiert aber nicht seine uninspirierte Faulheit. Regisseur Paco Cabezas inszeniert ohne Flair, clevere Einfälle und echte Energie, alles wirkt vertraut und recht abgestanden, wie eines der vielen Neunziger Jahre-Tarantino- oder Guy Ritchie-Imitate. Die absichtlich überdrehten und Cartoon-artigen Action-Szenen haben bis auf geringe Ausnahmen keinen Punch, sind aber auch darüber hinaus ohne Spritzigkeit und Witz inszeniert. Die allgegenwärtige Gewalt verpufft und wirkt dadurch nur schrecklich kindisch und zynisch.

Immerhin bewegt sich der Film gerade in den ersten beiden Dritteln überaus rasant und ist dadurch schon auf eine rein oberflächliche Weise unterhaltsam. Das ist jedoch neben dem schnellen Erzählrhythmus vor allen Dingen der überaus charmanten Präsenz von Anna Kendrick und Sam Rockwell geschuldet, die den Film mit spielerischer Leichtigkeit tragen, aber auch letztlich Besseres verdient haben. Die Beiden sind sichtlich bemüht, das Beste aus ihren Parts herauszuholen und teilen vor allem eine greifbare spielerische Chemie. Wie von den Beiden gewohnt, macht es einfach Spaß ihnen zuzusehen. Echter geistreicher Witz, der sicherlich auf dem Papier vorzufinden war, wurde aber in der Übersetzung auf die Leinwand sonderbarerweise erstickt. Man merkt dem Film an, dass er krampfhaft lustig und clever sein will und Landis teilweise versucht Genre-Klischees raffiniert zu unterwandern, doch am Ende reiht sich der Film dank Cabezas uninspirierter Regie nur in genau die Art von Dutzendware ein, die der Autor wahrscheinlich auf die Schippe nehmen wollte.

Mr. Right Anna Kendrick
Mr. Right Anna Kendrick © Wild Bunch / Universum Film

Gerade im dritten Akt des Films wirkt „Mr. Right“ aber zunehmend ärgerlich: Die zynische Wegwerf-Gewalt häuft sich und grotesk überzeichnete Bösewichte, die sich unter anderem „Johnny Moon“ nennen und Neunziger Jahre-Direct-to-Video-B-Movies entsprungen zu sein scheinen, nerven mit qualvoll aufgesetzt coolen Sprüchen und lachhafter Macho-Attitüde, die der Film zumindest ansatzweise selbstironisch kommentiert. Natürlich ist die Geschichte erwartungsgemäß konfliktreich, zum einen natürlich, weil Martha feststellt, dass ihr neuer Schwarm ein Mörder ist, zum anderen, weil verschiedene Figuren Jagd auf ihn machen. Hier gibt es immerhin noch einen willkommenen Auftritt von Tim Roth, dessen Motivation bis kurz vor Ende unklar bleibt. An wirklich guten Antagonisten mangelt es dem Film aber.

(Spoiler!) Die schlimmste Sünde ist jedoch die charakterliche Entwicklung von Martha, die zuvor lediglich ein „Talent“ offenbart hat, dass sie mit Rockwells Profikiller teilt. Sie offenbart sich letztlich selbst als emotionslose Soziopathin, die Spaß am Töten entwickelt. So hinterlässt der Film einen extrem schlechten Beigeschmack, den man einfach nicht ignorieren kann. Schlimmer noch, Landis, der in sozialen Medien aktiver und lauter ist wie kaum ein anderer und mit größter Vehemenz Rey aus „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ dafür kritisiert hat, dass sie idealisiert und ein Alleskönner ist, erschafft mit Martha eine Figur, die exakt diese Eigenschaften noch weit schlimmer verkörpert. Ihre sprunghafte Charakterentwicklung in „Mr. Right“, die zusätzlich mit häufigen irrationalen und unerklärlichen Verhaltensmustern gespickt ist, spricht so nicht unbedingt für Landis Qualitäten als Autor. Martha entwickelt scheinbar einfach so großartige, nahezu übernatürliche kämpferische Fähigkeiten, die wenig überzeugend etabliert werden.

Mr. Right Sam Rockwell
Mr. Right Sam Rockwell © Wild Bunch / Universum Film

Wer Landis diverse Twitter-Tiraden oder seine farbenfrohen Auftritte kennt, wird seine Stimme in „Mr. Right“ von Beginn an unmissverständlich spüren. Nicht nur, dass der Film sowohl in seinem Erzähltempo als auch in der Darstellung seiner Figuren regelrecht hyperaktiv wirkt, auch die insgesamt etwas selbstverliebte Tonalität und erzwungen wirkende Cleverness ist unverkennbar Landis. So bleibt am Ende ein sehr unausgeglichen wirkender Film, der nie so richtig zu sich selbst findet und nicht mehr ist als ein passabler Zeitvertreib. Das ist schade, denn durchaus vorhandene Anflüge von geistreichem Witz lassen das Potential vermuten, dass das Drehbuch hatte.

Bild:

„Mr. Right“ wurde auf verschiedenen digitalen Kameras aufgezeichnet und präsentiert sich in ästhetischer Hinsicht als moderne und eher gesichtslose Angelegenheit. Besonders auffällig ist hier die kräftige, intensive und reichhaltige Farbpalette, die hier auf Blu-ray kontrast- und sättigungsreich zur Geltung bringt. Auch Schärfe- und Detaillevel bewegen sich auf sehr hohem Niveau, gerade was Nahaufnahmen betrifft. Insgesamt eine sehr solide und fehlerfreie Präsentation.

Ton:

Mr. Right Anna Kendrick und Sam Rockwell
Mr. Right Anna Kendrick und Sam Rockwell © Wild Bunch / Universum Film

Die akustische Umsetzung erweist sich als solide, aber recht unspektakulär. Für einen doch so actionreichen Film ist die Tonspur insgesamt recht frontlastig ausgefallen, nur gelegentlich verteilen sich Soundeffekte auf die hinteren Lautsprecher. Druckvoll und dynamisch ertönt dafür der poppige Soundtrack des Films, Pistolenschüsse wirken im Vergleich dazu aber wieder seltsam abgeschwächt. Verständlichkeit und Klarheit von Stimmen sind jedoch tadellos.

Extras:

Bonusmaterial ist quasi keines vorhanden. Hier sind nur eine nichtssagende einminütige „Featurette“ und der deutsche Trailer enthalten.
Featurette: Anna (01:05 Min.)
Trailer (02:24 Min.)
Trailershow (Take Down, Stolz und Vorurteil und Zombies, Green Room, Skiptrace, Bad Santa 2, Mechanic: Ressurection)

Blu-ray Wertung
  • 5.5/10
    Film - 5.5/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 1/10
    Extras - 1/10
5.4/10

Kurzfassung

Für anspruchslose Gelegenheits-Filmschauer und Rockwell- bzw. Kendrick-Fans ist der Film vielleicht einen Blick wert, alle anderen sollten doch eher ein Umweg um „Mr. Right“ machen.

Fazit:

„Mr. Right“ deutet an, dass hier im Kern ein schrulliger und liebenswerter Film steckt, der durch eine uninspirierte Regie und wenig überzeugende Figurenentwicklung nur selten zum Vorschein kommt. Der Film wird durch immerhin rasante Inszenierung und die spielerische Chemie zwischen Sam Rockwell und Anna Kendrick am Leben gehalten.


von Florian Hoffmann

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