Minari – American Dream mal anders

Steven Yeun in Minari
Steven Yeun in Minari © A24

Die Kritik:

Mit sechs Nominierungen gehörte „Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“ zu den großen Anwärtern der diesjährigen Oscars. Der Film von Lee Chang-dong, („Lucky Life“) welcher semi-autobiografisch auf ihm basiert, konnte aber schließlich nur einen Oscar gewinnen. Trotzdem hätte „Minari“ noch den einen oder anderen Academy-Award verdient gehabt, denn diese US-amerikanische Produktion steckt voller Herz und Authentizität.

Minari - Blu-ray
Minari – Blu-ray © PROKINO Filmverleih GmbH

Die Handlung setzt in den 1980ern an. Jacob und Monica Yi sind mit ihren Kindern Ann und David von Südkorea in die USA immigriert, wo sie ein neues Leben anfangen wollen. Während sie zu Beginn erst mit dem Sortieren von Küken beschäftigt sind, erträumt sich Jacob für seine Familie eine große Farm und finanzielle Sicherheit. Durch die ständige Arbeit verliert der Südkoreaner jedoch immer mehr den Kontakt zu seiner Frau. Auch die Ankunft seiner Schwiegermutter sorgt nicht für weniger Probleme.

Nach „Parasite“ tauchte dieses Jahr wieder ein Film bei den Oscars auf, der auf südkoreanischen Einflüssen basiert. Das Besondere an „Minari“ ist jedoch, dass die Geschichte etwas Universelles an sich hat und nicht nur funktioniert, weil die Wurzeln der Protagonisten in Südkorea liegen. „Minari“ wäre nicht schlechter oder besser, wenn die Hauptfiguren aus Deutschland, Mexiko oder Brasilien kommen würden. Die USA ist für alle Immigranten, egal aus welchem Land sie immigrieren, eine Chance, aber selbstverständlich ebenfalls ein Risiko. Genau dieser American Dream nimmt eine ganz wichtige Rolle im Film ein, da dieser auf gewisse Weise unsere unerfüllten Träume in den Vordergrund stellt, wodurch vergessen wird, was der Weg bis zu diesem Punkt schon gebracht hat. Verkörpert wird diese spannende Thematik von den hervorragenden Darstellern.

Minari (v.l.n.r.) Steven Yeun (hinten), Alan S. Kim (vorne), Yuh-Jung Youn (Mitte), Yeri Han (hinten), Noel Cho (vorne) © Josh Ethan Johnson/ Prokino/ A24

In Gänze ist „Minari“ extrem passend besetzt. Der Star des Filmes ist wohl Steven Yeun, den die meisten als Glenn aus „The Walking Dead“ kennen könnten. Mit seiner Beteiligung an dem südkoreanischen Drama „Burning“ hat er aber schon gleichwohl bewiesen, dass er für mehr gemacht ist. Völlig verdient hat er eine Oscar-Nominierung erhalten. Man merkt ihm die Selbstzerstörung seiner Figur an, welche durch die dauernde Belastung und den ständigen Druck hervorgerufen wird. Auch Han Ye-Ri („Illang: The Wolf Brigade“) als Mutter Monica weiß zu gefallen. Sie findet in das neue Leben nur schwer hinein, da Freunde und insgesamt sozialer Kontakt ihr fehlen. Als Newcomer könnte außerdem der Sohn, gespielt von dem neunjährigen Alan S. Kim, für die Zukunft noch sehr interessant werden. Am authentischsten wird jedoch die Großmutter Soon-ja von Yoon Yeo-jeong („Das Hausmädchen“) verkörpert. Diese wurde für ihre Schauspielleistung sogar mit einem Oscar ausgezeichnet. Je weiter der Film andauert, desto stärker schließt man sie ins Herz, wodurch ebenso einige sehr lustige Szenen entstehen.

Inszenatorisch ist „Minari“ sehr hell und warm gehalten, was den Feel-Good Charakter natürlich unterstreicht. Nur wenige Szenen sind im Dunklen gehalten, die dafür richtig herausstechen. Des Weiteren sind die Bilder der ländlichen Landschaften wunderschön. Es lohnt sich also, „Minari“ in bester Qualität anzusehen und die Filmmusik steht damit in Einklang. Der Soundtrack von Emile Mosseri („Kajillionaire“) entfaltet sich immer mehr und hätte deswegen durchaus einen Oscar verdient gehabt. Ganz viel Emotionalität, welche leider nicht so richtig von den Figuren übertragen wird, kommt dafür von dem Soundtrack.

Blu-ray Wertung
8/10

Kurzfassung

Ein ruhiger Film, dessen Umgang mit dem American Dream außergewöhnlich ist.

Fazit:

Brad Pitts Produktionsfirma Plan B Entertainment beweist wiedermal ein Händchen für besondere Filme, wodurch „Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“ zu einer dringenden Sehempfehlung wird. Lee Chang-Dong hat einen Feel-Good Film mit Tiefgang inszeniert, welcher Integration auf realistische und bereichernde Weise thematisiert, aber gleichzeitig ebenfalls nicht die Probleme des American Dream vergisst.


von Lukas Weinandy

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