Midsommar: Blu-ray-Kritik zu Ari Asters Zweitling

Die Kritik:

Midsommar Blu-ray Cover
Midsommar Blu-ray Cover © 2020 Weltkino Filmverleih GmbH

Midsommar ist Regisseur Ari Asters heiß erwarteter Zweitling nach seinem Überraschungserfolg „Hereditary“.  Wer letztes Jahr einen Kinobesuch in Erwägung zog, hat da womöglich etwas dumm aus der Wäsche geguckt, denn das Horrordrama lief nur kurz in ausgewählten Lichtspielhäusern. Seit dem 7. Februar 2020 kann sich nun auf Blu-ray jeder ein Bild von diesem irren Film machen. Wir bewerten wie immer außerdem Bild, Ton und Bonusmaterial der Disc.

Die junge Dani (Florence Pugh) ist hart vom Schicksal getroffen und vor allem deswegen steht die Beziehung zu ihrem Freund Christian (Jack Reynor) auf Messers Schneide.  Als Christian mit seinen Freunden Josh (Will Poulter) und Mark (William Jackson Harper) in Pelles (Vilhelm Blomgren) Heimat Schweden Urlaub machen will, stößt auch Dani hinzu. Während dem fröhlichen, sonnigen Mittsommerfestival könnte sich ja auch ihre Beziehung wieder aufhellen. das dort vorgetragene Ritual beginnt als Fest der Liebe und Gemeinschaft. Die etwas eigenartigen Dorfbewohner und ihre Bräuche stören die Studenten erst einmal nicht weiter. Doch dann wird alles immer obskurer, Leute verschwinden und die Brutalität hält ein…

Ari Aster definiert Horror wieder neu

Midsommar: Florence Pugh, Vilhelm Blomgren und Jack Reynor
Midsommar: Florence Pugh, Vilhelm Blomgren und Jack Reynor © 2020 Weltkino Filmverleih GmbH

Somit bedient sich Ari Aster dem Folk-Horror auch wenn er das Ganze als „Märchen für Erwachsene“ beschreibt. Genre-Grenzen meidet bzw. sprengt der junge Regisseur schließlich wie der Teufel das Weihwasser. In vielerlei Hinsicht ähnelt „Midsommar“ seinem Erstling. Neben der abermals grandiosen weiblichen Hauptrolle, die durch die Hölle irrt, geht es abermals um einen albtraumhaften Kult. Dieser zeigt sich diesmal zunächst noch recht natürlich, wenn die Menschen Dinge wie Freundschaft und Gemeinschaft predigen, bis das Grauen in der sektenähnlichen Kommune Einzug hält. Ganz extrem unterscheidet sich die Farbgestaltung, denn während der titelgebenden Sommersonnenwende wird es kaum dunkel im Film. Stattdessen leuchtet das Grün der Wiese, die Farben der Blumen und das Weiß der feierlichen Gewänder.

Diese Untergrabung des typischen Horrors beweist wieder einmal wie unterschiedlich das Filmgenre aufgefasst werden kann. Die bedrohliche Stimmung entfaltet hier emotionale Faustschläge, die nicht etwa einmal kurz (wie durch Jump-Scares) in die Magengegend schlagen. Sondern sie graben sich ein, tiefer und tiefer und das die gesamten 147 Minuten lang.

Das Manko am Film

Midsommar: Isabelle Grill u.a. © 2020 Weltkino Filmverleih GmbH

Aster lehnt sich mit „Midsommar“ noch etwas weiter aus dem Fenster, als Charlie (Milly Shapiro) in einer berüchtigten Szene in „Hereditary“. Denn Midsommar hätte aufgrund der fantastischen Herangehensweise viele verschiedene Arten des Horrors zeigen können. Der Film entscheidet sich in bester Indie-Manier jedoch gegen die investigative Entlarvung der Sekte und für abstruse und grausige Bilder, Drogen und Sex. Wenn der Mainstream-Horrorfan also schon mit der schweren Kost von „Hereditary“ zu kämpfen hatte, wird er auch hier nicht gerade auf seinen Lieblingsfilm stoßen.

Bild:

Regisseur Ari Aster versteht es einfach albtraumhaft schöne Bilder zu produzieren. Genüsslich inszeniert er den Film mit unscharfen Einstellungen, Luftbildern und vielen ungewöhnlichen Perspektiven. Eine Kunst, die hier perfektioniert erscheint und nur selten über die Stränge schlägt. Das fernsehfreundliche Bildformat hebt die tollen Bilder noch einmal hervor.

Ton:

Der Ton ist weniger auffällig, fällt aber auch zu keiner Zeit negativ auf. Das häufig gesprochene schwedisch wird untertitelt, die sonstige Synchronisation ist gelungen.

Extras:

Hier gibt es neben dem Trailer nur ein rund 24-minütiges Featurette. Dieses ist mit einigen Hintergrundinfos gespickt, aber ohne einen echten Bezug auf den tiefergehenden Inhalt zu nehmen. Ari Aster verzichtet wie schon im Spielfilm wieder auf eine ausgeführte Erklärung.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 10/10
    Bild - 10/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 3/10
    Extras - 3/10
7/10

Kurzfassung

Ari Asters Zweitling ist gewagt, verweilt aber vor allem dank der tollen Inszenierung im Gedächtnis.

Fazit:

Midsommar lebt von einer grandios spielenden Florence Pugh, der Vorliebe für spannende Charaktere und der packenden Bildinszenierung samt grausigen Szenen. Mit dieser Prämisse könnte Ari Aster sich zum neuen unnachahmlichen Kult-Regisseur etablieren, von dem man sicherlich noch weiteres hören und sehen wird. Ein wenig mehr Bodenhaftigkeit in seinen Filmen wäre da aber sicherlich hilfreich.


von Nicolas Wenger

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