Manhattan Nocturne – Blu-ray Kritik: Gelungener Neo-Noir-Thriller

Manhattan Nocturne - Tödliches Spiel: Journalist Porter Wren (Adrien Brody) trifft die schöne Caroline Crowley (Yvonne Strahovski)
Manhattan Nocturne - Tödliches Spiel: Journalist Porter Wren (Adrien Brody) trifft die schöne Caroline Crowley (Yvonne Strahovski) © Concorde Home Entertainment

Die Kritik:

Der New Yorker Zeitungsjournalist Porter Wren (Adrien Brody) verdient sich sein Geld mehr schlecht als recht mit möglichst skandalträchtigen Boulevard-Geschichten. Auf einer Party lernt er die so verführerische wie undurchsichtige Caroline Crowley (Yvonne Strahovski) kennen, Witwe des Oscar-prämierten Regisseurs Simon Crowley (Campbell Scott). Dessen rätselhafter Tod hat ein paar Monate zuvor für Schlagzeilen gesorgt. Da die Polizei die Aufklärung dieses Falls schon lange aufgegeben hat, bittet Caroline den Enthüllungsreporter um Unterstützung.

Manhattan Nocturne - Tödliches Spiel: Yvonne Strahovski als Caroline Crowley
Yvonne Strahovski als Caroline Crowley © Concorde Home Entertainment

Cineasten könnten anhand dieser Inhaltsangabe bereits erahnen, in welchem Genre wir uns bei „Manhattan Nocturne“ befinden. Regisseur Brian DeCubellis hat für seinen ersten Langspielfilm den gleichnamigen Roman von Colin Harrison als waschechten Film Noir adaptiert. Gemäß den entsprechenden Regeln engagiert eine geheimnisvolle Schönheit einen moralisch nicht unbedingt aufrechten Ermittler, um vor der Kulisse einer verregneten und diffus beleuchteten Großstadt ein düsteres Geheimnis zu lüften – und das alles wird im Off von der rauen Stimme des Protagonisten kommentiert.

Dieser heißt in diesem Falle Porter Wren und ist tagsüber liebender Familienvater und nachts skrupelloser Schreiberling und Fremdgänger. Allerdings bleibt er im Grunde jederzeit eine ehrliche Haut auf der Suche nach der Wahrheit, weswegen er niemals völlig unsympathisch wird. Das gepaart mit dem von Natur aus leicht weinerlichen Gesichtsausdruck von Hauptdarsteller Adrien Brody sorgt dafür, dass man eher Mitleid mit dem stets an seiner Welt zweifelnden Porter hat, als dass man ihn für einen dreckigen Hund hält. Dadurch fehlt es der Hauptfigur in dieser düsteren Kriminalstory ein wenig an notwendigem Biss.

Manhatten Nocturne - Tödliches Spiel: Campbell Scott als Simon Crowley
Campbell Scott als Simon Crowley © Concorde Home Entertainment

Auch die anderen Charaktere sind niemals wirklich gefährlich. Die mysteriöse Blondine bleibt trotz einer dunklen Vergangenheit in der Opferrolle und auch der zwielichtige Zeitungsboss mit Schurkenqualitäten hat sein eigenes bemitleidenswertes Päckchen zu tragen (und das im wahrsten Sinne). Ein wenig heraus sticht Campbell Scott (Peter Parkers Vater in den „Amazing Spider-Man“-Filmen) als exzentrischer Hollywood-Regisseur, der dank zahlreicher SD-Speicherkarten in diversen Amateurfilmen am Leben erhalten wird. Hier findet sich auch eine der schönsten Sanierungsideen dieses Film Noirs von 2016, wenn der Ermittler sich durch mehrere digitale Filmaufnahmen wühlen muss, die von ihrem Ersteller aber genau wie analoge Filmrollen nur einmalig verwendet wurden. Über Exzentrizitäten wie diese hinaus besitzt Crowley eine interessante Borderline-Persönlichkeit, die für Zündstoff sorgt und trotzdem niemals überlebensgroß wirkt. Doch da diese Figur ausschließlich in Rückblenden agiert, geht auch von ihr niemals echte Bedrohung aus. Somit wirkt das ganze Ensemble ein wenig zu zahm für die handwerklich so solide umgesetzte Hommage.

Manhattan Nocturne - Tödliches Spiel: Porter wird von Caroline verführt
Porter wird von Caroline verführt © Concorde Home Entertainment

Dass „Manhattan Nocturne“ trotzdem gefällt, liegt an der durchaus cleveren Geschichte mit einigen schönen Twists sowie der runden technischen Umsetzung. Ob das düstere Spiel mit den Lichtern der Großstadt oder die Filmmusik mit leitendem Trompeten-Motiv – Genrefans werden sich sofort wie zuhause fühlen. Zwar werden diese typischen Elemente nur auf den Stand der Gegenwart gebracht statt kreativ variiert, aber Spaß machen sie dennoch.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7.0/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 8/10
    Ton - 8.0/10
  • 5/10
    Extras - 5.0/10
7.3/10

Kurzfassung

Der moderne Film Noir bietet einen ambivalenten Helden, eine düstere Großstadt, eine blonde Femme fatale und einige hübsche Twists. Das funktioniert gut, lässt aber etwas Tiefe vermissen.

Bild:

Manhattan Nocturne - Tödliches Spiel: Porter Wren in den Straßen New Yorks
Porter Wren in den Straßen New Yorks © Concorde Home Entertainment

Der Neo-Noir-Thriller lässt das nächtliche New York in den schillerndsten Neon-Farben erstrahlen. In entsprechend sattem Glanz strahlen Leuchtreklamen, Straßenlaternen und die anderen Lichter im Bild der Blu-ray.

Ton:

Der Noir-typische Off-Kommentar des Hauptcharakters trägt dank Adrien Brodys überraschend brummendem Bass stark zur Atmosphäre bei und kommt im DTS-5.1-Sound hervorragend zur Geltung.

Extras:

Neben zwei viereinhalbminütigen Featurettes zu Film und Dreharbeiten gibt es zwar mehr als 18 Minuten entfallener Szenen, doch davon sind gut 13 erweiterte Varianten von Simons Videoaufnahmen für seine Frau, die wenig tieferen Einblick in die Story geben. Außerdem finden sich der deutsche und der englische Trailer sowie vier weitere Programmtipps von Concorde auf der Scheibe.

Fazit:

Brian DeCubellis‘ moderner Beitrag zu einem klassischen Genre hat, was er haben muss: Einen zweifelhaften Helden, eine verregnete Großstadt mit düsterer Lichtstimmung, eine undurchsichtige Femme fatale und eine klassische Krimistory. Das unterhält und sieht auf Blu-ray sehr gut aus, wenn für einen modernen Klassiker auch die nötige Komplexität fehlt.


von Matthias Pasler

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