Mandy – Blu-ray Kritik: Nicolas Cage in Topform

Nicolas Cage in Mandy
Nicolas Cage in Mandy © Koch Media

Die Kritik:

Mandy - Blu-ray Cover
Mandy – Blu-ray Cover © Koch Media

Die Karriere von Nicolas Cage ist wirklich einzigartig. In „Raising Arizona“ und „Moonstruck“ konnte er zeigen, dass er ein begnadeter Schauspieler ist, 1996 gewann er sogar den Oscar für „Leaving Las Vegas“ als Bester Hauptdarsteller. Danach folgten weitere ikonische Rollen in „The Rock – Fels der Entscheidung“, „Con Air“ und „Im Körper des Feindes“, die er alle drei back-to-back-to-back gedreht hat. Zwischen 1996 and 2011 gehörte er zu den bestbezahlten Schauspieler Hollywoods und hat ganze 150 Millionen Dollar eingenommen. Doch seine verschwenderische Ader ist der Grund, warum er eigentlich heutzutage nur noch in Straight-to-DVD Filmen mitspielt.

Sein extravaganter Lifestyle brachte ihn in Bedrängnis mit dem Finanzamt, daher die Entscheidung, jede Rolle anzunehmen, damit er seine Schulden abbezahlen kann. Er hat beispielsweise bei einer Auktion 300,000 Dollar für ein Dinosaurierskelett ausgegeben, das eigentlich gestohlen war, was er zum damaligen Zeitpunkt nicht wusste. Eine Yacht war ihm nicht genug, also hat er sich gleich vier gekauft, eine im Wert von 20 Millionen Dollar. Doch obwohl er viele (schlechte) B-Filme dreht, ist hin und wieder doch eine Perle zu finden. „Joe“ war ein erstklassiges Drama, in dem er nochmal zeigen konnte, was in ihm steckt. „Mandy“ ist ein weitere Perle, der schon jetzt zu einem Kultfilm avanciert ist. Der Film ist ein unglaublicher Trip, den man erlebt haben muss, mit einem Cage in Topform.

Regisseur Panos Cosmatos hat Erfahrungen damit, die Zuschauer auf einen psychedelischen Trip zu entführen. Sein erster Film „Beyond the Black Rainbow“ ist ein visuelles Meisterwerk, der aber keine gescheite Story besaß oder sonst eine Handlung, die Sinn ergibt. Acht Jahre später hat er endlich seinen Nachfolgefilm gefunden und man muss sagen, das Warten hat sich gelohnt. Der Film fängt langsam an und man muss Geduld haben, doch fängt der Film erstmal an Fahrt aufzunehmen, ist er ziemlich unterhaltsam und man möchte gar nicht, dass der Spaß aufhört. Panos hat auch am Drehbuch mitgeschrieben und er ist sich bewusst, dass die Story an sich nicht viel hergibt. Mann und Frau sind zusammen, sie lieben sich, die Frau wird umgebracht und der Mann sinnt auf Rache.

Nicolas Cage in Mandy
Nicolas Cage in Mandy © Koch Media

Hat man schon in Dutzend anderen Filmen gesehen (meistens mit Liam Neeson in der Hauptrolle), doch was „Mandy“ so besonders macht ist die visuelle Aufmachung. Cosmatos überbrückt die eher langsame erste Hälfte, indem er eine Traumwelt erschafft, die den Zuschauer sofort in seinen Bann zieht. Die Mischung aus bunten Bildern, die aussehen als ob man Drogen zu sich genommen hätte und dem Soundtrack, der von Jóhann Jóhannsson stammt (Leider dieses Jahr verstorben), ist sehr gelungen und auch einzigartig, denn sowas bekommt das Publikum nicht oft zu sehen. Panos spielt sehr gerne mit Farben in „Mandy“. Die sind auch nicht willkürlich gewählt, sondern haben immer eine bestimmte Bedeutung.

Nicolas Cage verkörpert den Holzfäller Red Miller, der mit seiner Freundin Mandy Bloom in den Shadow Mountains in der Mojave-Wüste in Kalifornien lebt. Sie haben ein schönes Holzhaus, das abgelegen ist und führen ein idyllisches Leben. Bei einem Spaziergang begegnet Mandy dem Sektenführer Jeremiah Sand, der sie zufällig von seinem Auto aus sieht. Ab dem Zeitpunkt an ist er besessen von ihr und kann an nichts anderes mehr denken. Er befiehlt seinen Anhängern, Mandy zu entführen, koste es was es wolle. Mit Hilfe von mysteriösen Figuren gelingt es ihnen, Mandy von Red wegzunehmen. Sand’s weibliche Anhänger pumpen Mandy mit Drogen voll, um sie gefügig zu machen, damit Sand mit ihr seinen Spaß haben kann. Doch Mandy lässt sich nicht beirren und lacht Sand aus, als der in voller Montur vor ihr steht. Sand lässt das nicht auf sich sitzen und will ihr eine Lektion erteilen, also fahren sie zurück zum Holzhaus, wo Red draußen noch angekettet ist. Vor seinen Augen wird Mandy lebendig verbrannt, und er wird alleine zurückgelassen. Doch Red kann sich aus seinen Fesseln befreien und schwört auf Rache.

Nicolas Cage in Mandy
Nicolas Cage in Mandy © Koch Media

Cage kann schauspielern, wenn er denn möchte und sich Mühe gibt. Das zeigt er hier auf eindrucksvolle Art und Weise. Sein Charakter spricht nicht viel, doch diese animalische Performance ist mitreißend, glaubhaft und emotional. Man merkt Cage sichtlich an, dass er Spaß hat, die Sektenanhänger abzuschlachten und Rache zu nehmen, und wenn Cage Spaß hat, dann hat das der Zuschauer auch. Es gibt Szenen, bei denen man denken könnte, dass er wieder zum Overacting zurückgreift, doch wer würde keinen Nervenzusammenbruch erleiden, wenn einem der liebste Mensch genommen wird? Cage is back.

Mandy Bloom wird gespielt von Andrea Riseborough. Ihre Performance ist einfach nur faszinierend und magisch. Sie redet nicht viel, doch die Emotionen, die sie mit ihrem Gesicht, insbesondere ihren Augen, ausdrückt, sind unglaublich und zeugt von wahrer Schauspielkunst. Sand sieht sie von seinem Auto und wird dann von ihr besessen. Das würde man eigentlich nicht abkaufen, aber Riseborough’s Augen sind der Grund, warum das Ganze glaubwürdig wirkt. Linus Roache gibt den Sektenführer Jeremiah Sand. Einen Sektenführer so zu verkörpern dass es nicht übertrieben wirkt ist keine einfach Sache, doch wenn ich mir einen Sektenführer vorstelle, dann genauso, wie Roache ihn darstellt, eine Mischung aus Wahnsinn und Überheblichkeit. Die restliche Besetzung ist ebenfalls überzeugend, es gibt keine schwache Performance, die den Unterhaltungswert mindert.

„Mandy“ ist nichts für Leute, die aus dem Mainstream kommen. Der Film besteht aus zwei Hälften. In der ersten Hälfte werden alle Charaktere eingeführt und die Motive etabliert. Regisseur Cosmatos lässt sich damit ganz viel Zeit. Der Film hat eine Laufzeit von knapp zwei Stunden, und ganze 60 Minuten lang sehen wir den Charakteren zu, wie sie ihrem Leben nachgehen. Klingt eigentlich ziemlich langweilig, aber durch Cosmatos‘ visuelle Einfälle vergeht diese Stunde wie im Flug. Lange Kamerafahrten durch die Shadow Mountains liefern wunderschöne Aufnahmen ab, und die kreativen Bilder mit den verschiedenen Farben strahlen mit Hilfe von Jóhann Jóhannsson eine bedrohliche Wirkung aus. Dabei findet Cosmatos Gefallen daran, mit den Farben zu spielen, diese haben aber fast immer eine Bedeutung.

Szene aus Mandy
Szene aus Mandy © Koch Media

In der ersten Hälfte kommt die Farbe Rot sehr oft. Man sieht, wie Red und Mandy in ihrem Holzhaus entspannen, aber das ganze Bild ist in roter Farbe gehüllt. Eine Art Vorwarnung, dass den beiden bald etwas schlimmes zustoßen wird. Verknüpft mit dem unglaublichen Score ist die erste Stunde ein Fest für die Augen und Ohren. Panos experimentiert in der ersten Hälfte, wer also nicht darauf steht, dem wird Mandy nicht gefallen. Denn Cosmatos klappert nicht alle Standardpunkte des Horror- oder Rachegenres ab, sondern geht seinen eigenen Weg mit dieser Inszenierung. Er bricht Konventionen und versucht, das Rad neu zu erfinden.

Ist die Stunde vorbei und hat Red den schlimmsten Tag seines Lebens erstmal erlebt, beginnt der Film, richtig Fahrt aufzunehmen. „Mandy“ entwickelt sich von einem experimentellen Drama zu einem harten Slasherfilm, in dem Cage jeden Menschen, der etwas mit dem Tod seiner Freundin zu tun hat, zur Strecke bringt. Dafür entwirft er eine Axt, die er dann auch selber herstellt, und die sieht einfach nur badass aus. Jeder Kampf ist anders, und machen dabei jede Menge Laune. Wer Blut nicht sehen kann, ist hier auf jeden Fall falsch und sollte einen großen Bogen um den Film machen. Wenn man aber auf Splatter steht, der wird „Mandy“ lieben.

Bild:

Das Bild in „Mandy“ ist großartig und überzeugt auf ganzer Linie. Auf einem 55 Zoll LG OLED Fernseher kommt die volle Farbpalette des Films perfekt zur Geltung. Das Schwarz ist ebenfalls sehr gut und gleitet nicht ins graue ab.

Ton:

Der Ton ist ebenfalls gelungen, dabei kann Jóhann Jóhannsson’s synthetischer Score seine volle Wirkung zu jeder Zeit entfalten.

Extras:

Die Extras sind solide, aber nicht überragend. Es gibt einige Trailer zu sehen, des Weiteren kann man dem Regisseur Cosmatos in den Behind the Scenes Momenten zuschauen, was ihn dazu bewegt hat, Mandy zu drehen. Dabei war es interessant zu erfahren, dass er seine Filme zuallererst visualisiert, bevor er mit dem Drehen anfängt. Ich hätte aber gerne mehr Extras gesehen, das hätte der Film auf jeden Fall verdient gehabt.

Blu-ray Wertung
  • 9/10
    Film - 9/10
  • 10/10
    Bild - 10/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 3/10
    Extras - 3/10
7.8/10

Kurzfassung

„Mandy“ ist eine Mischung aus Kunst und Splatter. Fans von Nicolas Cage können sich auf eine tolle Performance freuen.

Fazit:

„Mandy“ ist ein Rachefilm, der auf Konventionen pfeift. Eine Mischung aus Kunst und Splatter mag sich zwar komisch anhören, aber sie funktioniert. Fans von Nicolas Cage können sich auf eine tolle Performance freuen und nachdem der Film vorbei ist fragt man sich einfach nur: „Wann kommt Mandy 2?“


von Denizcan Sürücü

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